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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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sich noch eine Stunde lang so weiterstreiten. »Es reicht. Wir müssen gehen. Eule, geh vor, damit keiner fragt, warum wir uns hier getroffen haben.«
    » Bien . Der Wachposten schaut her.« Die Eule nickte und zeigte die Straße runter, als hätte man sie etwas gefragt und sie antwortete darauf. »Ich gehe voraus. Kommt nicht zu dicht hinterher.«
    Sie hüpfte fröhlich davon, wobei die Bänder ihrer Haube hinter ihr herflatterten.
    »Sie hält sich für schlau.« Der Junge sah ihr finster hinterher. »Ich bringe Sie überall hin, wo Sie hin wollen. Sagen Sie mir nur, wohin.«
    Victor würde bereits nach ihr suchen. Jeden Moment, den sie länger auf der Straße verbrachten, wuchs die Gefahr. »Wir werden ihr vertrauen.«
    »Sie vertrauen ihr. Ich werde das nicht tun.« Sie blieben, bis das Mädchen fast außer Sichtweite war, ehe sie ihr die Straße hinunter folgten.

33
    Doyle lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, dann ließ er die Beine unter sich einknicken und rutschte auf den Boden, sodass er die Arme um seine Knie schlingen konnte.
    Keiner sah ihn an. Er legte den Kopf auf die Arme und holte ein paar Mal tief Luft. In seinem Innern war ein Eisklumpen, um den sich sein Fleisch eng zusammenzog. Verdammt, er hatte Angst.
    Ich werde sterben.
    Er griff dieses Wissen auf und betrachtete es von allen Seiten. Sein Tod. Hier in Frankreich. Bald. Auf jeden warten ein Zeitpunkt und ein Ort. Meine Zeit ist gekommen. Mein Ort. Jetzt weiß ich es. Das war schon irgendwie seltsam. Sein Vater hatte immer gesagt, er würde eines Tages hängen. Es sah fast so aus, als hätte er sich geirrt.
    Zwischen ihm und dem Earl hatte es keine Liebe gegeben. Als kleiner Junge hatte er einmal irgendetwas richtig Dummes gemacht, den für einen Jungen typischen Unsinn. Er war ins Arbeitszimmer seines Vaters gerufen und so lange mit dem Stock geschlagen worden, dass er im Bett nicht auf dem Rücken liegen konnte. Er hatte sich immer gefragt, was er getan hatte, dass sein Vater ihn so sehr hasste.
    Eines Tages hatte wieder einmal eine Züchtigung angestanden, als er seinen Vater angesehen hatte … und auf seinen Vater hinabschaute. Der Earl war kleiner als er. Keiner der beiden sagte etwas, aber er wurde nie wieder mit dem Rohrstock verprügelt.
    Es war fünf oder sechs Jahre her, seit er das letzte Mal mit dem alten Mann gesprochen hatte. Ich frage mich, ob er mich wohl immer noch als › diesen katholischen Bastard ‹ bezeichnen würde.
    Als er sicher war, dass sein Gesicht wieder leer und ausdruckslos wirkte, hob er den Kopf. Hier war man nie ungestört. Es gab keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Die Männer waren eingepfercht wie Sardinen im Fass. Sie schliefen auf Strohmatten auf dem Boden, zwischen denen kaum genug Platz blieb, um hindurchzugehen. Am Fußende standen Reisetaschen oder lagen Kleidungsstücke, die zumindest einen kleinen eigenen Bereich kennzeichnen sollten.
    Fünfundzwanzig Strohmatten. Also auch so viele Männer … mehr oder weniger. Manche hatten die Matten zusammengezogen und bildeten Gruppen. Freunde. Bekannte. Abends, wenn alle sich hinlegten, würde er ein Gefühl für die Männer bekommen und herausfinden, wer die Anführer waren.
    Wenn er es nachts schaffte, in den Raum der Aufseher zu gelangen und zwei oder drei Männer zu töten, überlebte er das hier vielleicht und konnte fliehen. Ein paar der Mitgefangenen waren vielleicht bereit, es mit ihm zu versuchen.
    Zumindest würden sie kämpfend sterben.
    Auf dem Gang wurde Brot ausgegeben. Die Männer kamen mit Schwarzbrotlaiben zurück und hockten sich auf ihre Matten, um zu essen. Die Aristokraten saßen auf der einen Seite, gewöhnliche Kriminelle auf der anderen. Unwillkürlich fragte er sich, welcher Gruppe man ihn wohl zuordnete.
    Der zehn mal fünfzehn Meter große Raum war das ehemalige Refektorium des alten Klosters. Der Stuck und die Deckenmalereien stammten aus dem sechzehnten Jahrhundert. Keiner hatte sich bisher die Mühe gemacht, hochzuklettern und sie zu zerstören. Die Wände waren älter als die Decke und bestanden aus Kalkstein, den man aus den unterhalb von Paris liegenden Steinbrüchen geholt hatte. Große Quader, armlangtief, verputzt und getüncht.
    Da werde ich mich nicht durchgraben können.
    Der Raum hatte nur eine Tür, die jetzt offen stand, um Luft hereinzulassen, nachts wurde sie abgeschlossen. Das Schloss war ein Witz. Es würde ein Leichtes sein, es aufzubrechen. Dann wäre er schon mal im Gang draußen. Ob ihm das etwas

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