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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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rutschte er zur Seite. Sicherheitshalber. Er war ein Junge, der schon vielen lehrreichen Schlägen ausgewichen war. »Jetzt?«
    »In einer Minute. Erst muss ich sie heiraten.«
    »Kein Problem.« Der Junge folgte den beiden die Treppe hinunter.

38
    »Ich habe doch gesagt, dass ich dich heiraten werde.« Sie hätte es vorgezogen, oben in dem Zimmer zu bleiben und mit ihm zu schlafen, aber das wäre nicht vernünftig gewesen. Sie konnte mindestens genauso vernünftig sein wie Guillaume LeBreton. »Du wirst zugeben, dass es da ein paar kleinere Schwierigkeiten gibt.«
    »Das wird uns nicht aufhalten.«
    Der Kreuzgang war quadratisch, nach oben offen und bestand aus behauenen Steinbögen und wunderschönen Säulen. Er bildete den Mittelpunkt des alten Klosters und lag zwischen der Kapelle auf der einen und dem Refektorium und den Schlafsälen auf der anderen Seite. In der Mitte des Kreuzgangs befand sich ein überdachter Brunnen. Zwei Männer wechselten sich ab, immer wieder einen Eimer herunterzulassen und mithilfe einer Winde gefüllt wieder nach oben zu ziehen.
    Die Kette quietschte. Der Eimer schwappte und klapperte. Die Männer schütteten eimerweise Wasser in einen langen Trog, der im Schatten stand. Ein Dutzend Mädchen und Frauen hatten die Ärmel hochgekrempelt und wuschen Wäsche. Die Absprache besagte, dass die Frauen den Garten vormittags und die Männer ihn am Nachmittag benutzten, erklärte ihr Guillaume.
    Er drang nun in die Welt der Frauen ein und beanspruchte eine Ecke des Hofes für sich. Mit reiner Willenskraft bildete er eine unsichtbare Mauer um sie herum. Innerhalb von zehn Minuten hatte er einen verkrüppelten Priester, eine gut gelaunte Nonne in mittleren Jahren, die steife, verbitterte Marquise de Barillon, die sich ihrer voller Missbilligung aus Versailles erinnerte, und Adrian um sich versammelt.
    Es sah ganz so aus, als würde sie heiraten. Jetzt gleich. Sie war bereit dazu, hatte sich aber gedanklich noch nicht so recht darauf eingestellt.
    Zehn Meter weiter arbeiteten Frauen in einer Reihe an dem langen Trog und plauderten miteinander, wie Frauen das wohl in jedem Dorf am Waschplatz machten. Hier stand nun eine Nonne Seite an Seite mit einer Prostituierten. Eine braungebrannte Frau vom Lande schrubbte ihre Wäsche neben einer vornehm blassen, edlen Dame, die auf sieben Generationen Adel zurückblicken konnte. Sie wuschen ihre Kleidung. Sie wuschen sich selber. Eine alte Frau kämmte ihr langes, graues Haar, damit es schneller trocknete. Der Mut der Frauen drückte sich in all den hundert kleinen Heldentaten aus. Es war einfach nur bewundernswert.
    Auch sie musste kleine Heldentaten vollbringen. Natürlich hatte sie auch schon ans Heiraten gedacht. Aber sie hatte geglaubt, es würde aus Pflichtbewusstsein geschehen, wie es sich für eine Frau ihres Standes gehörte. Sie hatte nicht damit gerechnet, den Mann zu heiraten, den sie wollte. Im Gefängnis.
    Wie unwahrscheinlich es war, einen englischen Spion zu heiraten, darüber mochte sie gar nicht nachdenken.
    Père Jérôme vollzog die Trauung. Sie wäre hinterher nicht weniger verheiratet gewesen, hätte er irgendeinen Unsinn von sich gegeben, doch es war tröstlich zu wissen, dass dieser Irrsinn von einem echten Priester vollzogen wurde, der die Worte verstand, die er sprach.
    Zehn Minuten zuvor hatte sie neben einem Birnbaum in der Ecke, wo niemand sie belauschen konnte, die Beichte bei ihm abgelegt. Es war eine hastige und dennoch ernsthafte Beichte gewesen, bei der sie von ihrem Versuch, den Jakobiner zu töten, der sie im Château angegriffen hatte, und der Fleischeslust, der sie sich mit Guillaume hingegeben hatte, berichtet hatte. Bei bereits zwei Todsünden, von denen sie freigesprochen werden musste, hatte sie dann lieber ihre lieblosen Gedanken gegenüber ihrer Tante, die vielen Lügen und anderen kleineren Fehler gar nicht erst erwähnt. Ihr Kopf war wie leergefegt, und sie konnte sich an nichts mehr erinnern.
    Der Priester war nicht so schockiert, wie sie erwartet hatte. Aber schließlich hatte er vor ihr auch Guillaume die Beichte abgenommen.
    Die lateinische Liturgie hing in der schwülen Luft. Die niedrigen Mauern, Büsche und Äste der Bäume waren voller trocknender Wäsche. Die Sonne strahlte blendend weiß vom Himmel, sodass der Kreuzgang wie eine Radierung aussah. Es gab keine zarten Übergänge, nur die Gegensätze zwischen dunklen Schatten und hellem Licht. So war der Juli in Paris.
    Die Beete auf allen vier Seiten des

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