Die Dornen der Rose (German Edition)
begann, es zu schnüren. »Wenn es nicht darum ginge, dafür zu sorgen, dass du am Leben bleibst, würden wir es gleich noch einmal machen. Aber Tatsache ist, wir könnten es ein halbes Dutzend Mal machen und uns würde immer noch etwas Neues einfallen. Nein. Bleib einfach stehen. Ich werde mich um deine Kleidung kümmern.«
»Ich würde dich gerne noch einmal lieben. Geht das nicht?«
»Nein. Jetzt der andere Arm. Sehr schön.« Er zog ihr die Jacke an und begann, die Knöpfe zu schließen.
»Sich so hastig anzuziehen ist recht würdelos. Ich bin gerade gar nicht in der Stimmung, mich zu bewegen. Ich würde mich viel lieber hinlegen und mich wie ein zufriedenes Tier strecken. Vielleicht auch schnurren. Überhaupt würde ich jetzt viel lieber …«
»Hast du irgendwelche Einwände dagegen, mich zu heiraten?«
»Es besteht keine Veranlassung …«
»Es besteht jede Veranlassung, Frau. Wir reden jetzt nur darüber, ob du es tun wirst.« Er machte noch einen schnellen, schiefen Knoten in ein Band, das ihr Hemdchen hielt. »Da. So gut wie neu.« Er schlang das Schultertuch um ihren Hals und steckte die Enden gespielt unpersönlich in ihren Ausschnitt. So komplett und schnell war sie seit ihrer Kindheit nicht mehr angezogen worden. »Deine Haube ist irgendwohin verschwunden.«
Sie erinnerte sich nicht, wann sie sie verloren hatte. Ihr Kopf … wo hatte sie nur ihren Kopf … »Meine Haube liegt unter dem Tisch. Du hast ein bisschen Übung darin, Damen beim Ankleiden zu helfen. Ich finde das sehr anziehend bei einem Mann. Es spricht von einer gewissen Gründlichkeit.«
»Oh, ich bin gründlich. Davor habe ich ja Angst. Ich hole dir die Haube. Das ist dann das Letzte. Verdammt, du bist so schön.«
»Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche.« Sie kämmte sich das Haar mit den Fingern, sodass es ordentlich und glatt ihr Gesicht umrahmte. Kaum war sie fertig damit, hatte er auch schon ihre Haube unter dem Tisch hervorgeholt und setzte sie ihr auf den Kopf.
»Du bist die schönste Frau auf Erden. Wir gehen jetzt nach unten und heiraten. Ich glaube, das bekomme ich hin.«
»Jetzt? In diesem Moment?«
»In diesem Moment.« Seine Miene war vollkommen nüchtern. »Ich habe Geld. Genug, um dir ein standesgemäßes Leben zu bieten. Ich bin nicht nur ein …« Er deutete auf seine Kleidung. Auf sich selber. »Ich bin nicht nur das hier. Meine Familie ist den de Fleurignacs zwar nicht ebenbürtig. Aber …«
»Ich weiß, was du bist. Du bist ein Sohn aus sehr ehrwürdigem Hause, das mit dir aber auch gar nichts anzufangen weiß. Der de Fleurignac, der am Kreuzzug teilgenommen hat, war ein Mann wie du. Er belagerte viele Städte mit großem Erfolg und führte ein Schwert mit sich, das so lang war wie ich groß. Er schrieb auch Gedichte. Ich bin keine Idiotin, Guillaume.«
»Ich habe dich nicht eine Minute lang zum Narren halten können, nicht wahr?«
»Jedenfalls nicht viele Minuten. Und über eine Heirat werden wir uns irgendwann in Zukunft mal unterhalten, wenn dein Leben nicht mehr in so großer Gefahr ist.«
»Darüber werden wir nicht reden. Ich will, dass du von hier fort bist, ehe Victor kommt. Welcher Teufel hat dich geritten, hierherzukommen, wo er jeden Moment auftauchen kann?«
»Er wird nicht jeden Moment hier auftauchen. Da müsste schon ein Wunder geschehen, sollte er noch vor heute Nachmittag herausfinden, wo du überhaupt bist.«
»Du hättest dieses Risiko trotzdem nicht eingehen sollen.« Guillaume war nicht richtig wütend, aber er war eindeutig nicht in der Stimmung, in der man sich vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Er hielt noch einmal inne, ehe er die Tür öffnete. »Warum bist du hergekommen, Maggie? Du bist doch nicht dumm.«
»Ich habe vor, dich zu retten. Dafür müssen wir beide einiges tun. Als Erstes …«
»Herr im Himmel!« Er stürmte aus dem Zimmer.
»Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber ich bin sehr gut in solchen Dingen. Das mache ich seit Jahren … Leute retten.«
»Du wirst hier niemanden retten. Du verlässt Paris.« Er war bei Adrian angekommen, der im Schneidersitz auf dem oberen Treppenabsatz saß. »Er wird dich nach London bringen.« Ein finsterer Ausdruck lag auf Guillaumes Gesicht, als er an ihm vorbei auf die Treppe trat und begann, sie hinabzusteigen. »Hawker, du bringst sie hier raus, verstanden? Raus aus dieser Stadt, dieser Todesfalle. Raus aus Frankreich. Steck sie in einen Sack und wirf sie dir über die Schulter, wenn es sein muss.«
»Verstanden.« Flink
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