Die Dornen der Rose (German Edition)
Moment zurückkommen. Jeder könnte hier vorbeilaufen. Und ich hab diesen verdammten Burschen sich selbst überlassen. Womöglich plündert er gerade ganz Frankreich. Du bringst mich dazu, dass ich mich wie ein Narr aufführe.«
»Wir bringen uns gegenseitig dazu, uns wie Narren aufzuführen.« Sie ärgerte sich über ihn. Aber sie grollte auch ihrem eigenen Körper.
Er löste sich von ihr. »Zieh dich an. Wir müssen von hier weg.« Ehe er davonstapfte, sagte er noch: »Wir reden später miteinander.«
7
Doyle selber störte die Hitze nicht, und er hatte weiß Gott nicht vor, den Jungen zu verhätscheln, aber er hasste die Vorstellung, eine Frau durch diesen Matsch staken zu lassen.
Die Sonne brannte von einem wolkenlosen, blassblauen Himmel herab. Sie marschierten hintereinander her durch eine von Hecken und weiten Feldern beherrschte Landschaft. Er und Maggie gingen voran, dann kam Hawker mit den Tieren. Der Junge war aufgrund seiner zahlreichen und immer intensiver geführten Diskussionen mit den Eseln ein Stück zurückgefallen. Hawker übte seinen immer umfangreicher werdenden Wortschatz unanständiger Ausdrücke. Alle paar Schritte riss er seine rutschende Hose wieder nach oben, während er ansonsten wie ein echter kleiner Eseltreiber dahinstolzierte und sich offensichtlich in der Rolle gefiel, die ihm so leicht fiel wie das Atmen.
Maggie forcierte das Tempo resolut. Eine Frau, die wusste, wohin sie wollte und was sie wollte.
Sie hatten einen Weg eingeschlagen, der sie zu der Straße brachte, die nach Paris führte. Vielleicht wollte Maggie aber auch nur von Voisemont und den Leuten weg, die sie kannten. Allerdings nahm er an, dass sie auch ein Ziel hatte. Es konnte sein, dass sie ihn direkt zu Fleurignac führte.
Der alte Mann hatte die Liste angefertigt. Er wusste, wer sterben sollte. Ich mache ihn ausfindig. Ich nehme die Liste an mich. Und lasse mich nicht auf irgendwelche Geschichten mit seiner Tochter ein .
Maggie hielt das Gesicht in den leichten Wind, der aufgekommen war, und blieb mit geschlossenen Augen stehen, während sie die Brise genoss. Sie war verschwitzt und voller Staub. Auf der Wange hatte sie einen Schmutzstreifen. Die Kleidung, die sie anhatte, trug man, wenn man in Küche oder Stall arbeitete. Und trotzdem … jeder mit Augen im Kopf konnte sehen, was sie in Wirklichkeit war: eine Aristokratin.
Elegant wie ein Kelch aus Kristall. Die ganze Zeit habe ich das Gefühl, sie zerbricht gleich, aber nichts dergleichen passiert .
Man lernt jemanden ziemlich gut kennen, wenn man sich mit ihm durch französischen Straßenstaub schleppt. Maggie war eine Mischung aus Schönheit und Mumm. Mit grimmiger Entschlossenheit suchte sie sich in ihren Holzpantinen den Weg über Stock und Stein. Und wäre ihr China als Ziel ihrer Reise vorgegeben worden, sie hätte einfach einen Fuß vor den anderen gesetzt, bis sie die ersten Pagoden sah.
Ich will de Fleurignacs Tochter nicht mögen. Ich will sie nicht bewundern .
Es tat ihm nicht leid, was er mit ihrem Vater tun würde. Aber er bedauerte es, dass er ihr damit wehtun würde, wenn es so weit war.
Mistress Maggie kratzte sich an einem hochstehenden Stein Dreck von den Pantinen. Die Dame hatte offensichtlich eine Vorliebe für aussichtslose Unterfangen. Dunkelbraune Strähnen klebten an Stirn und Wangen. Ihre Kleidung klebte auch und schmiegte sich an die Rundungen ihres Körpers. Kleine Schweißperlen bedeckten ihr Dekolleté. Manchmal kamen sich diese Tröpfchen zu nah, vereinigten sich und liefen zusammen in das Tal zwischen ihren Brüsten.
Sie würde nach Salz schmecken, wenn er über ihre Haut leckte. Salzig, süß und nach Moschus duften würde Maggie – diese ganz besondere Frau – mit einem Hauch Dreck. Es gab nicht einen Quadratzentimeter Haut an ihr, den er nicht gern mit seiner Zunge erforscht hätte.
Wenn ich nicht von ihr gekostet hätte, würde ich es gar nicht wissen. Ich würde gar nicht darüber nachdenken. Selber schuld .
Sie mieden die Hauptstraße. Dieser Weg, der nur von Karren befahren wurde, führte zwischen Feldern hindurch auf die Straße nach Rouen. Wenn man darauf blieb, gelangte man schließlich auch auf die Straße, die nach Paris führte. Während der vier Meilen, die sie mittlerweile hinter sich gebracht hatten, waren sie niemandem begegnet außer einem schüchternen Mädchen mit zwei Kühen, welche die Esel nicht hatten leiden können, und einem Mistkarren, der von einem Pferd gezogen wurde, das zu alt war, um
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