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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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von der Armee konfisziert zu werden.
    Birnenplantagen erstreckten sich bis jenseits der Hügelkuppen. Reihen um Reihen von Obstbäumen, unter denen vereinzelt braune Kühe grasten. Trist aussehende Stoppelfelder, auf denen Heugarben standen, wechselten sich mit saftig grünen Wiesen ab, auf denen noch kein Heu gemacht worden war. Erst wenn mit zwei aufeinanderfolgenden regenfreien Tagen zu rechnen war, würde auch hier die Heuernte eingebracht werden.
    Der Weizen versprach einen guten Ertrag. Im August würde man zwanzig Scheffel pro Morgen ernten können, und alle würden genug zu essen haben.
    Wenn die Kämpfe der Vendée nicht auf die Normandie übergriffen … Wenn das Wetter mitspielte … Wenn es gelang, die Ernte einzuholen, nachdem die Hälfte der Männer in die Armee eingetreten war.
    Zwischen den Feldern schlängelten sich Trampelpfade bis zum Horizont, wo man sie aus dem Auge verlor. Im Westen konnte er einen Kirchturm erkennen. Der Weg, der sie den Hang hinabführte, mündete in einen lichten Kiefernwald. Dort, im Schatten der Bäume, würde es kühler sein.
    Hinter ihm blieb Maggie mit dem Fuß in einer besonders morastigen Stelle stecken. Sie ächzte leise, und ihr Holzschuh verursachte ein schmatzendes Geräusch, als sie ihn wieder herauszog und weiterging. Er konnte ihren Blick spüren, der ein Loch in seinen Rücken bohrte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
    Er hätte sie nicht küssen sollen. Keine Techtelmechtel während eines Auftrags. Wie viel tausend Mal habe ich irgendwelchen Idioten gepredigt: › Behalt bei der Arbeit deine Hosen an. ‹ Jetzt bin ich der Idiot .
    Wie alt war er noch gewesen, als er das erste Mal von zu Hause weglief? Dreizehn? Er hatte sich in heruntergekommenen Behausungen und im Londoner Hafen versteckt und körperlich schwer gearbeitet. Obwohl noch so jung, war er bereits so groß wie ein erwachsener Mann gewesen. Das faszinierte die Frauen. Ihm wurden so viele Angebote gemacht, dass er jede Nacht in einem anderen Bett hätte schlafen können.
    Doch weil er schüchtern war, hatte er die Angebote zurückgewiesen. Meistens.
    Fünf Jahre später hatte er dann seine Runden in der feinen Gesellschaft gedreht. Es stellte sich heraus, dass dem jüngeren Sohn eines bedeutenden Earls die gleichen Angebote gemacht wurden. Die Frauen waren sauberer, aber von derselben geilen Gier beseelt. Derselben Neugier darauf, ob sein Schwanz mit seinem restlichen Körperbau mithalten konnte. Manche wollten nur ein Abenteuer. Aber manche – Gott stehe allen Narren bei – dachten doch tatsächlich, sie könnten so in die Familie Markham einheiraten.
    Zu jener Zeit arbeitete er bereits für den Britischen Geheimdienst. Er hatte Zugang zu Gesellschaftskreisen, die den meisten Agenten von vornherein verwehrt waren. Das bedeutete, dass er gelegentlich mit Frauen ins Bett ging, die für Frankreich Spionage betrieben. Frauen mit weichen Körpern und erfahrenen, kleinen Händen, die ihn über die Arbeit seines Vaters im Kriegsministerium ausfragten.
    Beischlaf konnte eine ermüdende Angelegenheit sein, wenn man den Partner nicht mochte. Er hatte das Interesse an flüchtigen Begegnungen verloren. Ich stecke meinen Zauberstab nicht in jede Frau, die vorbeigeht.
    Aber Himmel, er wollte Maggie. Er wollte seine Hände über jeden Zentimeter ihrer Haut gleiten lassen. Wollte seinen Mund auf ihren legen. Er wollte sie ausschlürfen, als wäre sie Milch und er eine hungrige Katze.
    Das Platschen und Schmatzen von Maggies Schritten verklang. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Maggie sich keuchend vornübergebeugt hatte und auf den Knien abstützte.
    Verdammt. »Wir sind jetzt weit genug entfernt vom Château. Wir werden da drüben eine Rast einlegen.« In etwa fünfzig Metern Entfernung war das Glitzern eines sprudelnden Wasserlaufs zu sehen. Bäume und Sträucher säumten den Fluss, sodass man nicht gesehen wurde, aber die Straße in beiden Richtungen im Blick hatte. Eine gute Stelle, um sich auszuruhen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann weitergehen.«
    Klar. »Aber die Esel nicht. Die brauchen Wasser.«
    »Oh.« Sie richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. »Ja, natürlich.«
    Er machte sich keine Sorgen wegen der Esel. Es bedurfte schon großer Hingabe und Raffinesse, einen Esel umzubringen, obwohl Hawker sich in der Hinsicht schon sehr bemühte. Ein hochgezüchtetes Ross zuschanden zu reiten schaffte hingegen jeder Narr; denn ein gutes Pferd würde alles geben,

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