Die Dornen der Rose (German Edition)
und junge Frauen belästigt hatte. Eine Bohnenstange von einem Mann mit den Hängebacken eines Jagdhundes.
»Jungen seines Alters kämpfen schon für Frankreich. Nein, ich will keine verdammte Ladung Unkraut. Was soll ich …« Das Kreischen eines Pferdes. » Fils de salope! Das Mistvieh hat mich gebissen!«
Einer der Esel hatte versucht, sich einen großen Happen Jakobinerfleisch einzuverleiben.
Barsch ausgestoßene Obszönitäten. Pferde stampften, Kiesel stoben auseinander. Adrian brachte zwischen dem Geknurre und dem Gefluche der Männer einige panische Entschuldigungen unter.
Ich wünschte, ich könnte etwas sehen .
Den Geräuschen nach zu urteilen hatten die Jakobiner alle Hände voll zu tun, um ihre Pferde zu bändigen. Sie waren Städter und das Reiten nicht gewöhnt.
»Bring diese stinkenden Esel hier weg. Raus! Verschwinde. Allez !«
Zügel klirrten. Hufeisen kratzten auf Stein. Ein Esel schrie. Pariser Stimmen verfluchten die Pferde. Adrian eilte humpelnd und vorgebeugt, ganz der unglückselige Bauernjunge, an der Gartenpforte vorbei. Mit jedem Zentimeter seines Körpers log er. Und auch die Esel spielten mit. Wie falsch verstandene Kreaturen, auf denen alle herumtrampelten, trotteten sie mit hängenden Köpfen hinter ihm her. Der selbstzufriedene Anblick, den sie boten, konnte nicht nur Marguerites Einbildung sein.
Still . LeBreton sagte es ihr, indem er die Botschaft durch den Druck seiner Hände förmlich in sie hineinpresste.
Die Jakobiner ritten vorbei. Ein Mann, dann der nächste, dann ein Packpferd, üppig beladen mit Säcken und Bündeln voller geplünderter Dinge aus dem Château.
Sie hatten bessere Pferde beschlagnahmt, als sie bewältigen konnten. Der schwer bandagierte Mann an der Spitze riss an den Zügeln, was die Stute jedoch nicht beeindruckte. Der andere, blasshäutige und pockennarbige Jakobiner folgte ihm, indem er sich in die Mähne seines Pferdes klammerte und wie ein nasser Sack ritt.
Den Goldfischgarten würdigten sie keines Blickes. Marguerite sah die beiden Männer kurz, als sie vorbeiritten und dann verschwanden.
In Versailles, in der härtesten Schule auf Erden, hatte sie das Stillhalten gelernt. In Gegenwart des Königs zappelte man nicht herum – egal, ob man seit Stunden Hunger oder Durst litt, ob einen die Nadeln im Korsett stachen, man hundemüde war oder die Füße wehtaten. Damals, in den ersten Wochen auf Versailles, hatte Onkel Arnault hinter ihr gestanden und sie jedes Mal gezwickt, wenn sie auch nur blinzelte.
Auf dem Gras hinter der Kiesfläche wurde der Hufschlag gedämpft. Der Weg vor ihnen schluckte die Geräusche. Lange Minuten später nahmen drei Pferde in unterschiedlichem Takt die Straße in Richtung Paris. Der Wind frischte kräftig auf und zerstreute die letzten Klänge des Hufgetrappels.
Der Moment zog sich in die Länge. Sie schloss die Augen, ließ den Atem entweichen, den sie irgendwann angehalten hatte, und entspannte sich in Guillaume LeBretons Armen. Ihre Wange ergründete die Falten seines Hemdes. Ein vorlauter kleiner Teil ihrer Gedanken bestand darauf, jede Naht, jeden Saum zu erforschen, doch sie ignorierte ihn. Sie gestattete es sich, das Denken einzustellen.
Ihre Lippen waren leicht geöffnet und lagen auf ihm. Seine Weste hatte einen herben, starken Geschmack wie Roggenbrot. Sie atmete ihren eigenen warmen Atem wieder ein, der sich in der Luft zwischen ihnen mit seinem Atem mischte. Er roch nach Leder und Holzrauch und wie ein früher Morgen, grün und lebendig.
Die unterschiedlichen Bestandteile seiner Kleidung drückten sich überall an sie. Verlockend. Überwältigend. Sie spürte jeden einzelnen harten Knopf, den er am Leib trug, und den weichen Stoff seiner Hosen. Sie war nackt, und so fühlte sie alles ganz genau.
Er hatte eine riesige Erektion. Die Wölbung wurde immer größer und drückte sich an sie.
Er begehrt mich.
Der Umstand wurde beiden gleichzeitig bewusst. Sein plötzliches Erschrecken spiegelte exakt ihr Empfinden angesichts der Situation wider. Er hatte es nicht geplant. Sie hatte es nicht erwartet.
Aber letztendlich war sie nackt, und sie klebte förmlich an ihm. Es war nicht weiter erstaunlich, dass ein Mann dies bemerkte.
Er war nicht der erste Mann, der sie gegen eine Wand drängte und ihr seine Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Versailles war eine Schlangengrube gewesen. Männer mit Macht dachten, sie könnten sich alles nehmen, wonach ihnen der Sinn stand. Vielen hatte der Sinn nach einem
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