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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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fünfzig Sous.«
    »Dann muss ich wohl darauf vertrauen, dass ich das Geld bekommen werde, nicht wahr?«
    Sie war eindeutig in Versuchung. Er müsste sie nur noch ein bisschen drängen, dann würde sie es tun. Er ging neben ihr in die Hocke und sah ihr in die Augen. »Und Sie werden mir auch ein bisschen Vertrauen schenken müssen. Sie haben Angst vor mir.«
    Es vibrierte zwischen ihnen, als wäre ein ganzer Schwarm Wespen unterwegs. Sie wandte den Blick nicht ab. »Ich bin zurückhaltend, was Vertrauen angeht. Das ist wohl natürlich, wenn man bedenkt, mit was für Männern ich es in letzter Zeit zu tun hatte.«
    Verdammt, aber ich mag dich . »Würde es etwas nützen, wenn ich mich entschuldige? Ich hätte Sie nicht so anfassen sollen, wie ich es getan habe. Ich hätte Sie nicht küssen sollen.«
    »Das ist unwichtig. Was da zwischen uns vorgefallen ist, war … war nichts. Es war der unbedeutendste Kuss, den ich je bekommen habe.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe mich hineinziehen lassen. Aber nur einen kurzen Moment.« Sie senkte den Blick auf ihren Schoß, wo ihre Hände damit beschäftigt waren, an ihrem Schultertuch zu zerren. Eine leichte Röte hatte sich in ihr Gesicht geschlichen und färbte ihre Wangenknochen. »Ein kleiner Fehler von mir.«
    »Ich bin froh, dass Sie es so sehen.«
    »Sie lieben die Ironie. Aber in Wahrheit ist Ihnen nichts vorzuwerfen. Sie waren einer großen Versuchung ausgesetzt. Ich sage es, ohne damit prahlen zu wollen. Schließlich war ich nackt, und Sie sind auch nur ein Mann.«
    »Als ich das letzte Mal eine Bestandsaufnahme machte … Ja. Möchten Sie, dass ich verspreche, dass es nicht wieder vorkommen wird?«
    Die Anspannung in ihren Schultern löste sich etwas. »Es wird nicht wieder vorkommen. Keiner von uns will das. Es kam für uns beide überraschend … aus heiterem Himmel.«
    Es war keine Überraschung. Es war die gute alte Lust. Mach dir da mal nichts vor . »Es ist keine Gewohnheit von mir, über Frauen herzufallen. Wenn Ihnen letzte Nacht nichts passiert ist, werden Sie auch heute sicher sein. Sie können sich mir ruhig anvertrauen und ein paar Meilen mit mir zusammen reisen.«
    »Das klingt vernünftig. Und wir beide sind ja auch vernünftige Menschen.« Sie glättete die Falten in ihrem feuchten Schultertuch, legte es sich um die Schultern und kreuzte es über den Brüsten. Sie zupfte noch einmal hier und noch einmal dort, bis alles perfekt saß. »Ich wäre wirklich dankbar, wenn man mich ein Stück des Weges begleiten würde. Ich würde auch dafür bezahlen. Es war feige von mir, eine Bedrohung zu sehen, wo gar keine existiert.«
    »Ich freue mich immer, wenn ich mir ein bisschen was ehrlich dazuverdienen kann. Sie werden Papiere brauchen. Ich werde welche aufsetzen.« Ich muss mir einen Namen für sie ausdenken. Etwas Hübsches … Nein, lieber einer, der sie ärgert. Das ist besser . »Alles, was ich brauche, befindet sich in den Körben. Wir werden die Papiere hier auf den Steinen trocknen lassen.«
    »Ein Fälscher also auch noch.« Sie lächelte ihn an. »Ein nützliches Talent.«
    Als sie lächelte, war ihm, als würde sie ihn an intimer Stelle streicheln. Da redete man nun ganz nüchtern und vernünftig miteinander, und sein Schwanz verhielt sich trotzdem so töricht wie eine Schleiereule.

8
    Eine Stunde später erreichten sie die Kuppe eines Hügels. Marguerite ließ den Blick über die vor ihr liegende Landschaft gleiten. Zigeuner hatten ihr Lager an der Straße unter hoch aufragenden Bäumen aufgeschlagen, die einen Wasserlauf zwischen zwei Feldern säumten. Drei Planwagen bildeten eine Wagenburg um ein kleines Lagerfeuer. Frauen und Mädchen, deren Röcke und Tücher so hell wie Klatschmohn leuchteten, pflückten Brombeeren von den Büschen, die am Ufer wucherten.
    Sie wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Das war die Familie von Krähe. Seine kumpania .
    Sie hatte Shandor – genannt die Krähe – vor Jahren, fast ganz am Anfang, für La Flèche angeworben. Er war der Anführer einer großen Gruppe, ein pragmatischer Mensch, fast schon übertrieben vorsichtig und sehr gerissen, wenn es um die Sicherheit seiner Leute ging. Und er war unendlich fürsorglich, was die Spatzen anging, denen er Geleit gab.
    Heute befolgte er die Befehle nicht.
    Guillaume LeBreton, der neben ihr herging, schnipste gegen seine Krempe, sodass die Männer unten sein Gesicht sehen konnten. So würden sie nicht überrascht sein, wenn er näher kam und sie plötzlich seiner Narbe

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