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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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schwer, angenehm schwer auf ihr, und es fühlte sich richtig und natürlich an, dass sie ihn mit ihren Armen umschlang. Sie öffnete die Augen und war in eine warme Landschaft aus Muskeln, Fleisch und Haut gehüllt.
    »Ich erdrücke dich.« Er rutschte zur Seite und legte sich neben sie. Sie kuschelten sich auf dem schmalen Bett eng aneinander. Ein Arm lag über ihr, der andere umschlang ihren Kopf.
    Er ist nicht das Risiko eingegangen, ein Kind zu machen. Er geht behutsam mit mir um. Noch etwas, das ich jetzt über Guillaume weiß.
    »Lass mich dich halten«, sagte er. »Dafür haben wir eine Minute Zeit.« Sein Atem strich kitzelnd über ihre Wange.
    Sie drückte das Ohr an ihn. Ich habe diese Minute . Zum Klang seines Herzschlags, seinem Lebensstrom, gingen ihre Gedanken auf Wanderschaft.
    Ich habe mich verliebt. Es ändert gar nichts.

17
    »Alles frei.« Guillaume kam zu ihr hochgeschlurft. »Lass uns gehen.«
    Marguerite hätte nicht benennen können, wie sich dieses Schlurfen von ihm, das er in der Rue Palmier an den Tag legte, von seinem schlurfenden Gang auf dem Lande unterschied, doch es war eindeutig anders. Dort war er der durchtriebene Bauer gewesen, ein Mann mit Feldern und höchstwahrscheinlich auch noch ein oder zwei ortsnahen Lehen. Jetzt war er ein gerissener Städter, der sich mit schmalen Gassen und Cafés auf den Boulevards auskannte.
    Er nahm ihren Arm, was er auf dem Lande nicht getan hatte. Wenn sie so darüber nachdachte, erkannte sie, dass auch darin der Unterschied zwischen dem Städter und dem Landmann bestand.
    Es störte sie nicht, dass Guillaume LeBreton sich so unmerklich verändern konnte. Sie wusste nicht alles über ihn. Wahrscheinlich wollte sie das auch gar nicht. Aber er war auch derjenige, der sie vor einer Stunde geliebt hatte. Dies war der Mann, dem sie Auf Wiedersehen sagen würde.
    »Da würden sie jemanden postieren, um nach uns Ausschau zu halten. Siehst du?« Guillaume wurde langsamer.
    Adrian warf einen Blick in den schmalen Gang zwischen zwei Häusern, der nicht allzu sauber war. »Zu offensichtlich. Das ist keine Kunst.«
    »Die wenigsten Leute sind Künstler. Eine bessere Stelle …« Guillaume schaute zu den Giebeln hoch, wo die Armen im Dachgeschoss zur Miete wohnten. »Da oben, bei den Tauben, in einem dieser Fenster. Da würde ich meinen Mann postieren. Keiner sieht je nach oben.«
    Das Hôtel de Fleurignac lag etwa dreißig Meter weiter auf der linken Seite. Es war vor sechzig Jahren aus dem cremefarbenen Stein errichtet worden, den man unter den Fundamenten von Paris abbaute. Es war sogar möglich, dass die Blöcke in fünfzehn Metern Tiefe unter ebendiesem Haus herausgebrochen worden waren. Das Hôtel de Fleurignac gehörte nicht zu den stattlichsten Häusern des Stadtteils, aber es war in den letzten vier Jahren auch nicht geplündert worden, was eindeutig von Vorteil war.
    Guillaume ging mit dem festen Schritt eines Gemüsebauern, der in einem der Cafés oder Läden oder an einer Hintertür eines dieser Gebäude Geschäfte zu erledigen hatte. Sie waren nicht allein auf der Straße. Eine Frau mit einem Laib Brot in ihrem Korb ging eiligen Schrittes und grußlos an ihnen vorbei. Ein kleines Dienstmädchen mit schlaffer Morgenhaube fegte mit gesenktem Kopf einen Hauseingang.
    »Wenn es allerdings die Geheimpolizei ist, wofür in dieser Stadt eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht«, fuhr Guillaume fort, als sie außer Hörweite des Dienstmädchens waren, »würde man wohl die patriotischen Bürger … hm … dieses Hauses oder eines der Nachbarhäuser belästigen, um einen Beobachtungsposten in den nach vorne hinausgehenden Salon zu setzen. Wenn er unvorsichtig ist, würde man es vielleicht sogar daran bemerken, dass er eine Gardine zurückzieht, oder daran, dass ein Licht brennt.«
    »Da wohnt ein Holzhändler.« Sie konnte Informationen beisteuern, weil sie das Schicksal all der Häuser hier verfolgt hatte. »Bis vor zwei Monaten war er ein Anhänger Dantons, was aber keine erstrebenswerte politische Richtung mehr ist. Jetzt ist er ein glühender Verfechter der Ansichten von Robespierre. Er würde ein ganzes Bataillon Soldaten in seinen Salon lassen, wenn ihn die Polizei darum bäte.«
    Doch es würde sich keiner die Mühe machen, nach ihr Ausschau zu halten. Wenn das Komitee für Öffentliche Sicherheit etwas von ihr wollte, würde man einfach Gendarmen schicken, die an die Tür klopften. Aristokratinnen harrten angstvoll zu Hause aus, bis sie von der Polizei

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