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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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abgeholt wurden. Sie hatte genug von diesen Frauen gerettet, um das zu wissen. La Flèche fand sie immer. Stolz, fassungslos und dumm wie Kaninchen versteckten sie sich in ihren Salons.
    Das Hôtel de Fleurignac war nicht an Holzhändler oder Immobilienspekulanten aus Lyon übereignet worden. Vor fünf Jahren hatte Lafayette persönlich dafür gesorgt, dass Wachposten stationiert wurden, um das Haus vor dem Pöbel zu schützen. Im allgemeinen Chaos der Brotaufstände hatten Dantons Männer vor dem Haus Posten bezogen, gezecht und in die steinernen Blumentöpfe gepisst. Nachdem Lafayette die Flucht ergriffen und Danton ein frühes Ende auf dem Schafott gefunden hatte, waren sie dem direkten Schutz von Robespierre und dem Komitee für Öffentliche Sicherheit unterstellt gewesen. Cousin Victor hatte für diesen Schutz gesorgt, indem er von Partei zu Partei wechselte, wie es die Umstände gerade erforderten.
    Victor war der Sohn des jüngeren Bruders ihres Vaters. Er war der Letzte, der den Namen de Fleurignac weitertragen würde, nachdem alle anderen sich wenig weise gegen die Revolution gestellt hatten. Er dagegen besaß ein hervorragendes Gespür für den richtigen Moment. Er hätte ein danseur noble eines Ballettensembles sein können, so akkurat vollführte er seine Sprünge und Pirouetten auf der Bühne der Politik.
    »Hier leben Sie also.« Adrians Blick glitt über Simse, Reliefs und die verschnörkelten Eisengitter vor den Fenstern. »Viele schöne Stellen, wo man sich festhalten kann, um ganz bis nach oben zu kommen. Da kommt man leicht rein. Fast ein Traum, echt.«
    »Das wird man sehen. Ich will, dass du weitergehst. Schlage eine …« Guillaume zeichnete mit dem Zeigefinger eine Acht in die Luft, »durch ein paar Straßen und komm dann wieder her. Mach das, bis ich hier fertig bin.«
    Bis ich fertig bin . Sie und Guillaume LeBreton waren fast fertig miteinander.
    Da hieß es auch, von Adrian Abschied zu nehmen. Mitten auf der Straße drehte sie sich um und küsste ihn schnell auf die Stirn, was ihn verblüffte und erschreckt zusammenfahren ließ. »Sei auf der Hut.« Sie freute sich, seine kühle, lässige Fassade zum Bröckeln gebracht zu haben, wenn auch nur für einen kleinen Moment. »Wenn du je in Schwierigkeiten stecken solltest, geh zur Küchentür und sag, dass du eine Nachricht für mich hast. Sollte ich noch leben, werde ich kommen. Vergiss das nicht.«
    »Das ist mehr, als du verdient hast, Junge«, sagte Guillaume. »Und jetzt verschwinde.«
    Sie stand neben Guillaume LeBreton und sah Adrians Grinsen und den beiden Eseln hinterher, als diese die Straße hinuntergingen und schließlich um eine Ecke verschwanden.
    »Der Junge begreift gar nicht, was du ihm da anbietest. Was es bedeutet, eine de Fleurignac in diesem Land zu sein. Und er redet nur davon, dieses Haus auszurauben.«
    »Das sehe ich auch so. Ich habe noch nie einen richtigen Dieb kennengelernt. Für dich ist er bestimmt ein interessanter Reisebegleiter. Sind wir so leicht auszurauben?«
    »Für ihn ja.«
    Wenn man tagelang unterwegs gewesen war, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, mutete es schon ein bisschen töricht an, festzustellen, dass man gar nicht dorthin wollte. Sie überquerte die leere Straße, um nach Hause zu gehen. Sie hatte noch fünf Minuten mit ihm. Vielleicht auch zehn. Ziemlich wenig. Wie jemand, der einen großen Bogen um einen tiefen Sumpf gemacht hatte, um nicht zu versinken, hatte sie es bisher vermieden, darüber nachzudenken. Doch jetzt ließ sich das Thema nicht mehr umgehen. Sie waren angekommen. Wenn sie nach unten schaute, würde sie sehen, wie ihre Füße im Sumpf versanken.
    Er griff nicht wieder nach ihrem Arm. Er war bereits in eine andere Rolle geschlüpft und ging einen halben Meter hinter ihr, wie gut ausgebildete Dienstboten es taten oder ein respektvoller Untergebener. Wirklich sehr überzeugend.
    Sie blieb vor der Tür stehen. Sobald sie über die Schwelle trat, würden ihr mehrere wichtige Aufgaben aufgebürdet werden. Sie würde Bürgerin de Fleurignac sein. Viel lieber wäre sie noch ein wenig länger Maggie geblieben.
    Als sie sich nach einer ganzen Weile immer noch nicht rührte, meinte Guillaume: »Wenn du möchtest, dass man dir öffnet, solltest du vielleicht anklopfen.«
    »Du bist ein wahrer Born der Weisheit.«
    Er betrachtete das Dach über der Mansarde und die Reliefs, die die Fenster umrahmten, mit vagem Interesse, ohne ihr weitere Beachtung zu schenken. Wenn sie der Meinung gewesen

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