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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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nicht von der Stelle.
    »Das ist nichts, worum du dich kümmern müsstest«, sagte sie.
    »Doch … in der Abwesenheit deines Vaters kümmert es mich sehr wohl. Ich bin derjenige, dem Bericht erstattet wird. Und es sieht so aus, als müsste ich diese Angelegenheit für dich regeln.«
    Tiefe Erschöpfung überkam sie. Guillaume muss fort. Ich muss ihn aus dem Haus bekommen. Weg von Victor .
    Victor war nicht nur ihr Cousin und der Erbe der de Fleurignacs. Er hatte es auch aus eigener Kraft geschafft, ein mächtiger Mann zu werden. Ein Radikaler, ein Mitglied des Komitees für Öffentliche Sicherheit und ein Freund von Robespierre persönlich. Er war ein Idealist. Ein humorloser Mann, so eigennützig wie Unkraut, mit strengen Moralvorstellungen und unverrückbaren, ziemlich langweiligen Überzeugungen. Kurz gesagt: das absolute Gegenteil von Guillaume LeBreton.
    Victor könnte Guillaume mit einem Fingerschnipsen töten.
    Sie stieß einen lauten Seufzer aus. »Ich bin vier Tage auf staubigen Straßen unterwegs gewesen, Cousin. Ich bin unerträglich hungrig und schmutzig. Du sagst, dass mein Vater in Schwierigkeiten steckt, die zu kompliziert sind, um sie zu erklären. Bürger LeBreton kann warten.« Sie blickte sich kaum richtig um. »Gehen Sie jetzt, und kommen Sie morgen wieder. Wir sind beschäftigt.«
    Kurz schaute Guillaume auf und sah sie direkt an. In seinem Blick lag keine Spur dessen, was zwischen ihnen gewesen war.
    »Wer ist das?«, wiederholte Victor seine Frage. »Sag es mir, Marguerite.«
    Sie warf die Hände in die Luft. »Na gut. Vielleicht bist du ja doch derjenige, der sich letztendlich um diese Sache kümmert. Das ist Bürger LeBreton, ein Hausierer, der über die Dörfer zieht. Als in Voisemont alles drunter und drüber ging – und es war schlimmer, als du dir vorstellen kannst –, war er so freundlich, mir sicheres Geleit bis nach Paris zu geben. Ich habe ihm eine Belohnung versprochen. Nimm Geld aus der Schatulle und bezahl ihn bitte an meiner Stelle.«
    »Hundert Louis d’Or.« Guillaume ließ sich schwer auf die Holzbank sinken. Er verschränkte die Arme vor der Brust und verwandelte sich in den Händler Bürger LeBreton … berechnender Blick und Hände, die mit Waren umgehen konnten. Man konnte deutlich erkennen, dass Bürger LeBretons Waren manchmal nicht das vorgeschriebene Gewicht hatten. »Gold. Kein Silber. Auch kein Papiergeld.«
    »Patrioten nehmen auch Assignaten.« Ein seidiger, drohender Unterton hatte sich in Victors Stimme eingeschlichen. »Nur Reaktionäre und Konterrevolutionäre fordern Münzgeld. Wissen Sie nicht, dass es gegen das Gesetz ist, Assignaten abzulehnen, wenn sie einem angeboten werden?«
    »Es wurde eine Vereinbarung über Münzen getroffen.«
    Wie machte Guillaume das? Ein Kräuseln der Lippen. Das Gesicht so gedreht, dass Licht auf die Narbe fiel. Eine Veränderung in der Stimme. Er wurde zu einem Mann aus den Gossen des östlichen Faubourg und dem Süden von Paris. Sogar seine Hände, die auf den Armen lagen, wirkten plötzlich grob und gefährlich. Dieselben Hände, die sich so göttlich auf ihrer Haut angefühlt hatten.
    Fordere Victor nicht heraus. Nimm die Assignaten und geh.
    Sie sah nicht ein Mal in Guillaumes Richtung. Sie traute sich es nicht zu, so wie er mit Gesicht und Augen zu lügen.
    »Cousin.« Sie ging ungeduldig an ihm vorbei. »Wir haben wichtigere Dinge zu erledigen, als mit einem Händler zu feilschen. Lass Janvier das Geld holen, um ihn zu bezahlen, und komm mit in den Salon. Bitte.«
    Wichtige Dinge würden Victor gefallen. Er war ein Mensch, der fest an wichtige Angelegenheiten glaubte, bei denen er immer eine entscheidende Rolle spielte.
    Er nickte. »Du hast recht. Geh schon mal vor.«
    Sie öffnete die Tür zum Salon. Hinter sich konnte sie Victor leise reden hören. Aber sie konnte alles verstehen.
    »Sie sollten vorsichtig sein, Bürger LeBreton. Jeden Tag besteigen Menschen die Guillotine – oft für weniger als die Unverschämtheit, die Sie mir gegenüber an den Tag gelegt haben. Janvier wird Ihnen Geld geben. Lassen Sie sich hier nie wieder blicken.«

18
    Doyle entfernte sich mit einem klimpernden Geldbeutel voller Goldmünzen vom Hôtel de Fleurignac.
    Hawker näherte sich ihm erst, als er ihm das Zeichen gab. Er schloss zu ihm auf. »Sie sind einfach weggegangen und haben sie dort gelassen?«
    »Richtig.«
    »War ihr Vater da?«
    »Keine Spur von ihm. Es gibt einen Cousin, der dort eingezogen ist. Ein interessanter Bursche.

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