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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Bord genommen und versteckt. Es war die dritte von vier Wochen, in denen sie den Kahn dafür benutzten. Damit hatte er als Fluchtmittel ausgedient. Jeder Fluchtweg musste frühzeitig durch einen neuen ersetzt werden, ehe er entdeckt wurde.
    Doch egal, wie viele Spatzen sie rettete, es kamen immer noch mehr. Es war, als würde sie versuchen, das Meer mit einer Teetasse leer zu schöpfen.
    Sie sehnte sich danach, sich mit Guillaume zu unterhalten.
    Vielleicht sah er auch gerade den Mond an. Er könnte sich gerade eine Straße weiter aufhalten. Oder vielleicht war er auch auf dem Weg nach Rouen, schlief unter freiem Himmel und beobachtete, wie der Mond über den Baumwipfeln aufging. Doch egal, wo er sich gerade befand, er war unermesslich weit von ihr entfernt.
    Sie beugte sich nach vorn, um den Vorhang zuzuziehen. Ein Gesicht schwebte in der Luft. Der weiße Schädel eines Skeletts vor ihrem Fenster. Er kam auf sie zu.
    Keuchend sprang sie nach hinten, fing sich, ehe sie fallen konnte, und erkannte, was sie da sah.
    Das war kein Geist. Sie lachte, ja, sie lachte, obwohl sie immer noch zitterte. Es war Nico, der Affe der Peltiers. Er war an der Hauswand hochgeklettert, und hier war er nun, um sie zu Tode zu erschrecken. Als sie die Arme ausstreckte, sprang er auf sie zu und landete unsanft auf ihr. Er stieß mit der Nase gegen ihre Haut, leckte ihre Wange, schnüffelte und schnatterte.
    »Du solltest still sein. Das empfehle ich dir mit aller Strenge.« Nico war ein Kapuzineräffchen und ein schlauer Vertreter seiner Gattung, doch jetzt war er aufgeregt. »Beruhige dich. Nein, du willst nicht die Bekanntschaft von Tante Sophie machen. Und ich bin mir sicher, dass sie dich auch nicht kennenlernen möchte.«
    Sein aufgeregtes Schnattern und Tschirpen, so durchdringend wie das Kreischen eines exotischen Vogels, würde noch dazu führen, dass jemand in ihr Zimmer kam. »Du musst ruhig sein.« Sie zog ihn an sich, streichelte ihn, und er beruhigte sich.
    Nico gehörte Madame Peltier. Bestimmt war er gut versorgt zurückgelassen worden, als die Peltiers nach Genf hatten fliehen müssen. Es gab ein altes Kindermädchen, das sich um ihn kümmerte. Wie hatte er es geschafft, durch halb Paris in ihren Garten zu finden? Natürlich kannte er ihn. Jahrelang war er mit Sylvie Peltier zu Besuch gekommen und hatte in den Blumenbeeten gespielt, während Sylvie ihre Affäre mit Marguerites Vater pflegte. Nico kannte sich mit den Hauswänden und Abflussrohren des Hôtel de Fleurignac gut aus.
    »Du hast mich gefunden. Du bist so flink und schlau wie … nun ja … wie ein Affe. Warte, ich gebe dir eine Nuss. Ich muss nur erst suchen. Schsch.« Es gab keine Nüsse oder Rosinen in ihrem Schlafzimmer, aber in einer Dose aus Limogesporzellan, die auf ihrem Tisch stand, waren Anisbonbons. Nico liebte sie.
    »Die können nicht gut für dich sein. Das habe ich dir wieder und wieder gesagt.« Aber er wusste genau, wie er sie überreden konnte, und am Ende gab sie ihm drei. Er stopfte sich zwei ins kleine Mäulchen, in jede Backe einen, und gab keinen Ton mehr von sich. Den dritten Bonbon behielt er in der Hand, während er sich mit der anderen weiter an ihr festklammerte.
    Als sie wieder zum Fenster ging, um zu sehen, wie er es geschafft hatte hochzuklettern, schlang er einen Arm um ihren Hals und umklammerte sie. »Du hattest Angst da draußen, ganz allein, pauvre petit . Aber jetzt bist du in Sicherheit. Morgen gehst du dann wieder nach Hause.« Er hatte ein Jäckchen in einem hellen Kirschrot an. Verziert war es mit goldenen Epauletten und einer rot-blau-weißen Kokarde in den Farben der Revolution, die vorne befestigt war. Das Jäckchen hatte lange Schöße mit einem Schlitz im Rücken, sodass er sein langes Schwänzchen ungehindert bewegen konnte. »Du siehst sehr hübsch aus, was? Und sehr patriotisch. Ich weiß nicht, was das über unser Leben heutzutage in Paris aussagt, wenn einem der Anblick eines Affen in den Farben der Revolution völlig normal erscheint.«
    Sein Jäckchen hatte große Taschen. In der einen befand sich ein zusammengefaltetes Stück Papier.
    Kein Mensch, der noch einigermaßen bei Verstand war, würde einen Brief von einem Affen überbringen lassen.
    Aber ja, somit blieb nur noch die andere Sorte Mensch übrig, nicht wahr? Ihr Vater. Als sie Nico den Brief abnahm – der arme Nico; er wollte ihn partout nicht hergeben –, war sie nicht überrascht, darauf den Anfangsbuchstaben ihres Namens zu entdecken. Ein

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