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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Kleider besorgt, ehe sie den Kanal überquerten. Er hatte seine Haare geschnitten. Hatte ihm immer wieder erklärt, wie er zu essen, zu sitzen und zu gehen hatte.
    Zehntausend Feinheiten hatte er ihm beigebracht. Doyle kannte sie alle. Hawker hätte sogar darauf gewettet, dass Doyle in der Lage war, einen Franzosen von einem Engländer am Geruch seiner Winde zu unterscheiden.
    Der Diener, der Maggies Haus verlassen hatte, war auf direktem Wege hierhergekommen und hatte einen Brief an der Tür am anderen Ende des Hofes abgegeben. Er hatte nicht auf eine Antwort gewartet. Es würde interessant sein zu erfahren, wer aus Maggies Haus zu dieser nachtschlafenden Zeit Briefe schickte. Noch interessanter würde es sein, zu erfahren, was man in einem Brief an den mächtigsten Mann Frankreichs schrieb.
    Was Robespierres Haus anging: Doyle hätte gesagt, dass der direkte Weg manchmal der beste wäre. Geh einfach hinein.
    Keiner schenkte ihm Beachtung, als er durch die breite Einfahrt auf den Hof der Zimmerei schlenderte. Er verschwand zwischen Stapeln langer Bretter, für die man in den nächsten Tagen noch Verwendung finden würde.
    Er würde ein bisschen warten. Eine Stunde vielleicht, um ganz sicher zu sein.
    Das war ein gutgläubiger Haushalt. Im Innern brannten keine Kerzen. Die Läden waren geschlossen, und die Schiebefenster standen offen. Hier schlief man den Schlaf der Gerechten. Wahrscheinlich machte es müde, wenn man den ganzen Tag so unbestechlich war.
    Doyle stellte fest, dass Talbot nicht mehr in der Rue Palmier war. Talbot war nicht unbedingt der beste Mann, den England je hervorgebracht hatte, aber er war ein gewissenhafter Geheimdienstmitarbeiter, und wenn er nicht auf seinem Posten war, dann folgte er jemandem, der das Hôtel de Fleurignac betreten oder verlassen hatte. Wenn man die Uhrzeit berücksichtigte, war das bestimmt eine interessante Persönlichkeit.
    Oben in der Dachkammer fand Doyle einen leeren Stuhl vor. Hawker war nicht da.
    Beunruhigend war allerdings, dass jemand – wohl Hawker – sich eine Bürste und Stiefelwichse aus den verstreut herumliegenden Sachen genommen und damit etwas in großen Buchstaben an die Wand gemalt hatte.
    Schriftbild und Orthografie ließen allerdings doch einigen Raum für Vermutungen, aber Doyle nahm an, dass es der Versuch des Jungen gewesen war, das Wort suivre – folgen – zu schreiben, um damit zu sagen, dass er sich jemandem an die Fersen geheftet hatte.
    Er hatte eine Fleischpastete für den Jungen mitgebracht, aber da Hawker nicht in Sicht war, machte es ihm nichts aus, sie selbst aufzuessen.
    Es sah ganz so aus, als würde er jetzt die Nachtwache übernehmen. Das war das Schöne am Geheimdienst. Man stieg nie so hoch auf, dass einem ein wenig Pech erspart geblieben wäre. Er setzte sich auf einen Stuhl und legte die Füße auf einen anderen, während er es sich für die Beobachtung von Maggies Haus bequem machte.
    Ihr Zimmer befand sich im ersten Stock auf der Rückseite des Hauses. Von seinem Beobachtungsposten aus konnte er ihr Fenster nicht sehen. Zu dieser Nachtzeit würde ihr Schlafzimmer ohnehin dunkel sein. Sie würde im Bett auf der Decke liegen, sodass sie eventuell in den Genuss einer leichten Brise kam. Heute Nacht schlief sie in einem richtigen Bett, angetan mit einem züchtigen Baumwollnachthemd. Aber sie würde nicht steif und züchtig daliegen, sondern bäuchlings mit dem Kissen zwischen den Beinen. Sie schlief, als hätte sie gerade ein anstrengendes Liebesspiel hinter sich. Als wäre sie ganz entspannt und befriedigt und würde sich jetzt ein paar Minuten Schlaf holen, ehe sie mit ihrem Liebhaber weitermachte. So schlief sie immer. Er hatte es jede Nacht während ihrer gemeinsamen Reise beobachten können.
    Dieser dünne Blonde, mit dem sie sich im Bad getroffen hatte, war wohl Jean-Paul Béclard, ihr Partner bei La Flèche. Offensichtlich handelte es sich bei ihm um einen alten Liebhaber. Einen früheren Liebhaber, wenn er seine Bemerkung nicht falsch verstanden hatte. Das bedeutete, dass er den Mann nicht würde aufspüren müssen, um ihm eine aufschlussreiche Tracht Prügel angedeihen zu lassen.
    Allmählich verebbte der Lärm der Stadt. Es wurde ruhig. Es war die Stunde, die Lazarus den schändlichsten Taten vorbehielt.
    Hawker trat aus seinem Versteck. Der Hof wurde vom Mond und der verdammten Straßenlaterne hell erleuchtet. Er hielt sich an den Rändern des Hofes im Schatten verborgen. Es roch nach Hund. Von oben war ein prustendes

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