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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Fenster und sah nichts. Und sie haßte dieses Land, bevor sie auch nur einen Fuß darauf gesetzt hatte.
    In Cardwell stiegen die beiden Männer aus. Luke ging zu einer Art Kiosk auf der anderen Seite der Straße, einem Fish- and-Chips Shop, und kam mit einem in Zeitungspapier gewickelten Päckchen zurück. »Es heißt, Cardwell-Fisch muß man selber kosten, sonst glaubt man’s nicht, Meghann, Liebes«, sagte er. »Der beste Fisch, den’s auf der Welt gibt. Hier, versuch mal was davon. Alle zehn Finger wirst du dir danach lecken. Ich sag’s dir, es gibt nichts auf der Welt, das es mit Queensland aufnehmen kann.«
    Meggie warf einen einzigen Blick auf den Fisch, schmierig wirkende Stücke mit Klümpchen, als habe man das Ganze paniert - und sie stürzte davon in Richtung Toilette. Als sie dann, noch mit bleichem Gesicht und zitternden Fingern, wieder heraustrat auf den Gang, wartete Luke dort auf sie. »Was ist denn? Fühlst du dich nicht wohl?« »Ich habe mich seit Goondiwindi nicht wohl gefühlt.« »Guter Gott! Warum hast du mir das nicht gesagt?« »Warum hast du das nicht bemerkt?«
    »Da war nichts zu bemerken. Du hast doch nicht schlecht ausgesehen.«
    Sie gab es auf. »Wie weit ist es jetzt noch?«
    »So etwa drei bis sechs Stunden. Nach dem Fahrplan richten sie sich hier draußen nicht groß. Wo die beiden Burschen jetzt weg sind, ist im Abteil genug Platz. Komm, mach dich lang, leg deine kleinen Füßchen auf meinen Schoß und mach ein Heierchen.« Das brachte sie nun doch in Rage. »Hör auf, in der Babysprache mit mir zu reden!« fuhr sie ihn an. »Ich wünschte, die beiden wären schon vor zwei Tagen in Bundaberg ausgestiegen!« »Nun komm, Meghann, sei ein guter Kerl! Sind doch fast schon da. Nur noch Tully und Innisfail, dann Dungloe.«
    Es war später Nachmittag, als sie aus dem Zug stiegen. Verzweifelt hielt Meggie sich an Lukes Arm fest, viel zu stolz, um zuzugeben, daß sie nicht mehr richtig gehen konnte. Er fragte den Bahnhofsvorsteher nach dem Hotel für die Arbeiter. Dann nahm er die Koffer und trat hinaus auf die Straße. Meggie schwankte wie betrunken hinter ihm her.
    »Ist nicht weit«, sagte er tröstend. »Nur bis zum Ende des Blocks auf der anderen Straßenseite. Das weiße, zweistöckige Haus.« Das Zimmer, das sie erhielten, war zwar klein und zu allem Überfluß auch noch mit großformatigen viktorianischen Möbelstücken vollgestopft, doch Meggie erschien es jetzt als der Himmel. Sie ließ sich auf die eine Seite des Doppelbetts sacken.
    »Ja, leg dich nur vor dem Essen eine Weile hin, Liebes«, sagte er. »Ich seh’ mich inzwischen draußen mal ein bißchen um.« Und als er das Zimmer verließ, wirkte er genauso frisch und ausgeruht wie am Hochzeitsmorgen - und das nach fünf Tagen und Nächten in überfüllten Zügen, in Abteilen voller Zigarettenrauch und Ruß. Das Bett schien im gleichen Rhythmus über knackende Geleise hinwegzurollen wie der Zug, klicketi-klick, klicketi-klick, doch Meggie drehte nur den Kopf zur Seite, dankbar ins Kissen geschmiegt, und schlief und schlief.
    Irgend jemand hatte ihr Schuhe und Strümpfe ausgezogen und sie mit einem Laken zugedeckt. Meggie bewegte sich unruhig, öffnete die Augen. Luke saß auf dem Fensterbrett, ein Bein dicht an den Leib gezogen, im Mundwinkel eine
    Zigarette. Er drehte den Kopf, blickte zu ihr.
    »Du bist mir ja die Richtige!« sagte er mit einem Lächeln. »Da freue ich mich auf meine Flitterwochen, und was tut mein holdes Weib? Schläft erst mal zwei Tage lang einen weg, aber wie! Als ich dich nicht wachbekommen konnte, fing ich schon an, mir Sorgen zu machen, aber dann hat mir der Wirt erklärt, Frauen macht das so total fertig, die Fahrt im Zug und auch die Feuchtigkeit. Er meinte, ich sollte dich richtig ausschlafen lassen. Wie fühlst du dich jetzt?« Sie setzte sich steif auf, streckte die Arme und gähnte. »Ich fühle mich viel besser, danke. Oh, Luke! Ich weiß, ich bin jung und stark, aber ich bin eine Frau! Solche körperlichen Strapazen wie du kann ich nicht ertragen.«
    Er kam zum Bett, setzte sich auf die Kante. Mit einem eigentümlich zerknirschten Gesichtsausdruck, der keinesfalls ohne Charme war, streckte er seine Hand aus und strich ihr über den Arm. »Tut mir leid, Meghann, tut mir wirklich leid. Ich habe mir nicht richtig klargemacht, daß du eine Frau bist. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt, eine Frau zu haben, meine ich. Das ist der ganze Grund. Hast du Hunger, Liebling?«
    »Hunger!? Na, das ist

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