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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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nach North Queensland übersiedeln, Luke, ja?« »Ja.«
    Sie blickte an ihm vorbei. Durch die Fenster sah sie einen Ausschnitt der Home Paddock von Drogheda, die Geisterbäume, die Wassertanks, die Baumgruppen weiter dahinter. Nicht auf Drogheda leben!? Sondern weit von hier entfernt, wo Bischof de Bricassart sie nie finden würde, ohne Hoffnung, ihn je wiederzusehen, unwiderruflich festgekettet an diesen Fremden, der ihr hier gegenübersaß ... Luke spürte ihr Unbehagen, ihre Beklemmung. Sie ließ sich zwar kaum etwas anmerken, und ihr Gesicht blieb völlig unbewegt, doch in ihren Augen war ein Ausdruck von Trauer. Luke spürte, witterte es eher, als daß er es sah. Aber es ließ ihn auch gleichgültig. Auf gar keinen Fall durfte es dazu kommen, daß Meggies Sorgen und Nöte ihn wirklich berührten, ihn beeinflußten. Gegenüber einer Dot MacPherson von Bingelly erschien Meggie mit ihren körperlichen Reizen und ihrem eher sanften Wesen wie ein Hauptgewinn in der Lotterie, doch gerade deshalb war Luke um so mehr auf der Hut. Keine Frau, und sei sie auch so schön und süß wie Meggie Cleary, sollte je genügend Macht über ihn gewinnen, um ihn nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.
    Ohne Umschweife steuerte er den nächsten Punkt an. Manchmal mußte man zu einer List greifen, Umwege machen. Dann wieder, wie in diesem Fall, empfahl es sich, sehr direkt auf das Ziel loszugehen. »Meghann«, sagte er, »ich bin ein
    altmodischer Mann.«
    »So?« fragte sie, als wollte sie sagen: Was für ’ne Rolle spielt das? »Ja«, betonte er. »Ich finde, wenn ein Mann und eine Frau heiraten, so sollte alles, was die Frau besitzt, von da an dem Mann gehören. Ganz so, wie es in alten Zeiten mit der Mitgift war. Ich weiß, daß du etwas Geld hast, und ich sage dir gleich jetzt, daß du es mir überschreiben mußt, wenn wir heiraten. Finde es nur fair, dir das vor unserer Hochzeit zu sagen, damit du völlig frei entscheiden kannst.« Meggie war stets im Glauben gewesen, daß nach ihrer Hochzeit all ihr Eigentum ihrem Mann zufallen werde. Dies hatte eine entsprechende Erziehung allen australischen Mädchen von Jugend auf eingebleut - daß sie sozusagen Leibeigene ihres künftigen Gatten sein würden. Ausnahmen hiervon bildeten nur die Frauen der allergebildetsten Schichten.
    Anders hatte Meggie es auch nie gekannt. Solange ihr Vater am Leben gewesen war, hatte er in der Familie dominiert, und diese Macht des Familienoberhaupts war dann auf Bob übergegangen, ohne daß Fee das je in Frage gestellt hätte. Ebensowenig fiel es Meggie ein, das anzuzweifeln. Dem Mann gehörten das Geld, das Haus, die Frau und die Kinder.
    »Oh!« rief sie unwillkürlich. »Ich wußte gar nicht, daß man da irgendein Papier zu unterschreiben hat, Luke. Ich dachte, durch die Heirat gehöre das, was mir gehört hat, dann ganz automatisch dir.« »So war das früher auch. Aber dann haben diese blöden Kerle in Canberra den Frauen das Wahlrecht gegeben, und damit hat’s dann aufgehört. Ich möchte, daß zwischen uns ganz klare Verhältnisse bestehen, Meghann, und deshalb sage ich dir jetzt, wie’s sein wird.« Sie lachte. »Schon gut, Luke, soll mir recht sein.« Er schwieg einen Augenblick. Ausgezeichnet, sie nahm’s wie die Ehefrauen vom guten alten Schlag. Dot MacPherson hätte sich bestimmt nicht so einfach gefügt. »Wieviel hast du denn?« fragte er. »Im Augenblick sind’s vierzehntausend Pfund. Jedes Jahr bekomme ich weitere
    zweitausend.«
    Er stieß einen Pfiff aus. »Vierzehntausend Pfund! Donnerwetter! Das ist ein Haufen Geld, Meghann. Gut, daß ich da bin, um mich an deiner Stelle drum zu kümmern. Wir können nächste Woche zum Bankmanager fahren, und erinnere mich daran, daß wir da alles klarmachen, damit in Zukunft alles auf meinen Namen geht. Nicht einen Penny davon werde ich anrühren, das weißt du. Das Geld bleibt für später, wenn wir uns unsere Station kaufen. In den nächsten Jahren müssen wir erst einmal beide hart arbeiten und alles auf die hohe Kante legen. Einverstanden?« Sie nickte. »Ja, Luke.«
    Ums Haar wäre, als sie noch mitten in der Vorbereitung war, die ganze Hochzeit geplatzt. Luke hatte ganz schlicht versäumt, den Geistlichen darüber zu informieren, daß er nicht katholisch war. Als Pater Watty das erfuhr, schüttelte er entsetzt den Kopf. »Lieber Gott, Luke, warum haben Sie mir das nicht eher gesagt!? Da müssen wir ja zusehen, daß wir Sie in dieser kurzen Zeit noch konvertiert kriegen, samt Taufe und

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