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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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ist schon sonderbar: Genauso wie Sie verhält sich jeder zweite australische Mann, dem ich in meinem Leben begegnet bin. Was ist das nur an diesem verruchten Land, das Männer dazu bringt, lieber mit anderen Männern zusammen sein zu wollen statt in ihrem eigenen Heim mit ihrer Frau und ihren Kindern? Wenn ein Junggesellenleben das ist, wonach sie sich wirklich sehnen, weshalb versuchen sie dann überhaupt eine Ehe? Wissen Sie, wie viele verlassene Ehefrauen es allein in Dunny gibt? Frauen, die sich krummarbeiten müssen, damit sie ihre Kinder auch ohne Vater durchbringen und großziehen? Und wissen Sie, wie es wieder und wieder heißt? Oh, er ist ja nur im Zuckerrohr, ist ja nur für eine kleine Weile, er kommt wieder zurück. Ha! Und bei jeder Postzustellung warten sie am Vordertor auf den Briefträger und hoffen, daß ihnen der Dreckskerl von einem Mann ein bißchen Geld geschickt hat. Meistens warten sie vergeblich, aber manchmal kommt doch was - nicht genug, nur gerade soviel, daß die Sache sozusagen in Gang bleibt!« Sie zitterte jetzt vor Zorn, und ihre sanften braunen Augen funkelten.
    »In der >Brisbane Mail< habe ich gelesen, daß es nirgendwo sonst auf der Welt so viele Frauen gibt, die von ihren Männern im Stich gelassen werden. Da hält Australien einen einsamen Rekord vor allen anderen Ländern - darauf können wir doch stolz sein, nicht wahr?«
    »Nun aber mal langsam, Anne! Ich habe Meggie nicht verlassen! Sie ist hier bei Ihnen gut aufgehoben, und Hunger muß sie auch nicht leiden. Was haben Sie nur?«
    »Was ich habe? Ich hab’s satt, wie Sie Ihre Frau behandeln! Das habe ich, wenn Sie’s genau wissen wollen! Himmelherrgott noch mal, Luke, werden Sie endlich erwachsen und tragen Sie auch die Verantwortung, die Sie übernommen haben! Sie haben eine Frau und ein Baby - ihnen sollten Sie ein Zuhause geben, sollten ihnen Mann und Vater sein und nicht ein x-beliebiger Fremder!« »Das werde ich ja, das werde ich! Aber noch geht es nicht! Für ein oder zwei Jahre muß ich noch beim Zuckerrohr bleiben. Bis ich genügend Geld beisammen habe. Soll keiner sagen können, daß ich von Meggie lebe - und genau das wäre ja im Augenblick noch der Fall.«
    Anne zog verächtlich die Mundwinkel herab. »Hören Sie doch auf zu flunkern, verdammt noch mal! Sie haben sie doch ihres Geldes wegen geheiratet - oder etwa nicht?«
    Dunkle Röte überzog sein tiefbraunes Gesicht. Er mied Annes Blick. »Ich gebe zu, das Geld ist nicht übel, könnte ganz zupaß kommen. Aber geheiratet habe ich sie, weil sie mir
    besser gefiel als irgendeine andere.«
    »Weil sie Ihnen besser gefiel? Und wie steht’s mit dem Wörtchen Liebe!?«
    »Liebe! Was ist Liebe? Nichts als so ein weibliches Hirngespinst.« Fast abrupt kehrte er der Wiege den Rücken zu, der Wiege und jenem Wesen mit den merkwürdigen Augen. Irgendwie fühlte er sich keineswegs sicher, ob dieses sonderbare Geschöpf das Gespräch nicht vielleicht doch verstand. »Falls Sie jetzt mit Ihrer Standpauke fertig sind - wo ist Meg?«
    »Sie schien mir nicht so richtig auf dem Posten, und da habe ich sie für ein Weilchen in Urlaub geschickt - nicht auf Ihre Kosten, nur keine Panik! Allerdings hatte ich gehofft, Sie dazu bringen zu können, sich ihr anzuschließen. Aber wie ich sehe, ist das unmöglich.«
    »O ja, völlig ausgeschlossen. Arne und ich fahren heute abend weiter nach Sydney.«
    »Was soll ich Meggie sagen, wenn sie zurückkommt?« Er zuckte mit den Achseln und hatte insgeheim nur einen Wunsch:
    Endlich fort von hier. »Mir egal. Oder - ja, sagen Sie ihr doch, sie soll noch ein bißchen durchhalten. Und wo sie jetzt schon mit der Familiengründung angefangen hat, hätte ich auch gar nichts gegen einen Sohn.«
    Anne stützte sich gegen die Wand und beugte sich dann über die Korbwiege. Vorsichtig hob sie das Baby heraus, schaffte es dann irgendwie, mit schlurfenden Schritten zum Bett zu gelangen, wo sie sich setzte. Luke machte keine Anstalten, ihr zu helfen oder das Baby zu nehmen. Eher erschrocken blickte er auf seine Tochter. »Gehen Sie, Luke! Sie verdienen gar nicht, was Sie haben. Ich kann Sie einfach nicht mehr sehen! Gehen Sie zurück zu Ihrem verdammten Arne und dem verdammten Zuckerrohr, und arbeiten Sie sich doch
    zuschanden!«
    An der Tür blieb er kurz stehen. »Wie hat sie es genannt? Ich habe seinen Namen vergessen.« »Justine, Justine, Justine!«
    »Saublöder Name«, sagte er und verließ das Zimmer. Anne legte Justine aufs Bett und brach in

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