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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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verschwommen.
    Luddie hatte recht gehabt: Am Ende seiner Woche als Koch im Schnitterlager war Luke bester Stimmung. Er fühlte sich ausgeruht und unternehmungslustig. Normalerweise wäre er nach dem Geschirrspülen und dem Ordnungschaffen in der Küche mit seinem Fahrrad in die Stadt gefahren, um sich Arne und der ganzen Bande bei der üblichen Samstagnacht-Sauftour anzuschließen. Aber dann war der junge Sohn von Farmer Braun zur Baracke gekommen und hatte ihm Meggies Botschaft ausgerichtet. Meggie ... Er fühlte sich unwiderstehlich angezogen von dem Gedanken, sie jetzt wiederzusehen. Seit dem gemeinsamen Urlaub oben auf Atherton hatte er oft an sie gedacht, und wenn er einem Zusammentreffen mit ihr aus dem Wege ging, selbst - oder gerade - wenn er in der Nähe von Dungloe war, dann wegen der Fragerei, wann werden wir es denn endlich haben, unser eigenes Heim, unser eigenes Zuhause. Aber jetzt, da sie von sich aus gekommen war, hatte er gar nichts gegen eine gemeinsame Nacht im Bett, vor allem, wo er sich nach der Woche Kochdienst recht ausgeruht fühlte und nicht so ausgepumpt wie sonst.
    Also nahm er nach dem Geschirrspülen und Aufräumen in der Küche sein Fahrrad und hatte zu allem auch noch das Glück, von einem Laster aufgelesen zu werden, kaum daß er einen Kilometer gestrampelt war. Aber als ihn der Lastwagen etwa drei Häuserblocks von Meggies Gasthaus entfernt absetzte, schwand ein Teil seiner Vorfreude, denn um diese Zeit hatten all jene Geschäfte längst geschlossen, in denen er hätte bekommen können, was er unbedingt zu brauchen meinte: Kondome. Er grübelte eine Weile, zuckte schließlich die Achseln. Nun ja, er würde das Risiko halt eingehen müssen
    - und falls es ein Baby gab, dann hoffentlich diesmal einen Jungen.
    Als Meggie das Klopfen hörte, zuckte sie nervös zusammen. Dann stand sie rasch auf und ging leise zur Tür. »Wer ist da?« fragte sie. »Luke«, kam die Antwort.
    Sie drehte den Schlüssel im Schloß, öffnete die Tür, einen kleinen Spalt nur. Er schob sie auf, und kaum daß er im Zimmer war, drückte Meggie die Tür wieder zu. Und dann stand sie und sah ihn an. Und er sah sie an, blickte auf die Brüste, die größer und runder und verlockender waren denn je, mit Warzen, welche - nach dem Baby - nicht mehr hellrot schimmerten, sondern dunkelrot. Hätte er noch irgendwelcher Stimuli bedurft, hier hatte er sie in reichem, in überreichem Maße. Er nahm Meggie, hob sie hoch, trug sie zum Bett.
    Als es draußen hell wurde, hatte sie noch immer kein Wort gesprochen, doch ihre Liebkosungen waren für ihn ein Stachel zu höchster, bislang ungeahnter Erfüllung gewesen. Jetzt lag sie ein kleines, doch deutliches Stück von ihm entfernt.
    Er räkelte sich behaglich, gähnte dann, räusperte sich. »Warum bist du eigentlich nach Ingham gekommen, Meg?« fragte er. Sie drehte den Kopf. Der Blick, der ihn traf, war sehr offen, sehr direkt - und voller Verachtung.
    »Nun sag schon, warum bist du hergekommen?« fragte er zum zweiten Mal, leicht gereizt.
    Doch noch immer antwortete sie nicht. Es war, als wäre er ihr der Mühe einer Antwort nicht wert. Was einfach lächerlich schien nach der vergangenen Nacht.
    Endlich öffneten sich ihre Lippen, sie lächelte. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß ich nach Drogheda zurückkehre.« Einen Augenblick glaubte er, nicht richtig gehört zu haben. Doch als er ihr Gesicht dann genauer betrachtete, wußte er, daß sie es ernst meinte. »Warum?« fragte er.
    »Ich habe dir doch gesagt, was geschehen würde, wenn du mich nicht nach Sydney mitnähmest.«
    Seine Verblüffung wirkte nicht nur echt, sie war es. »Aber, Meg! Das ist ja inzwischen anderthalb Jahre her! Und außerdem habe ich mit dir doch Urlaub gemacht! Und zwar für vier ganz verdammt teure Wochen oben auf Atherton! Ja, ich konnt’s mir doch gar nicht leisten, dich noch nach Sydney mitzunehmen!« »Du bist inzwischen zweimal in Sydney gewesen, beide Male ohne mich!« beharrte sie fest. »Für das erste Mal kann ich das verstehen, weil ich damals ja Justine erwartete. Aber, weiß der Himmel, im letzten Januar, als wir die Feuchte hatten, wäre für mich ein Urlaub weit von Dungloe gerade das Richtige gewesen.« »Oh, Allmächtiger!«
    »Was für ein Geizkragen du doch bist, Luke«, fuhr sie leise fort. »Zwanzigtausend Pfund hast du von mir bekommen, und das Geld gehört von Rechts wegen mir. Trotzdem jammerst du über die lumpigen paar Pfund, die es dich gekostet hätte, mich nach

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