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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Sydney mitzunehmen. Du und dein Geld! Mir wird ganz schlecht, wenn ich an dich nur denke!«
    »Ich hab’s nicht angerührt« sagte er lahm. »Es ist noch alles da, jeder Penny. Und mehr als früher.« »Ja, das wird wohl stimmen. Da liegt’s auf der Bank, und dort wird’s sicher auch bleiben, wie? Denn du hast doch gar nicht die Absicht, es auszugeben, oder irre ich mich? Du möchtest es bewundern - anbeten wie das Goldene Kalb. Gib’s zu, Luke, du bist ein Geizhals. Allerdings - bei diesem Geschäft ist niemand der Narr außer dir! Du behandelst deine Frau und deine Tochter, wie du nicht einmal in einem schlechten Traum ein Hundegespann behandeln würdest! Sie sind für dich ein Dreck, ein Nichts! Und du!? Du bist ein selbstzufriedener, eingebildeter, egoistischer Schweinehund!« Er war kalkweiß und suchte vergeblich nach Worten. Daß Meg sich nach dieser Nacht so unversehens gegen ihn kehrte, erschien ihm unfaßbar: ganz als habe sich ein sanfter Schmetterling plötzlich in eine Viper mit tödlichem Biß verwandelt. Er begriff es einfach nicht. Sie urteilte doch so ungerecht, so unglaublich ungerecht. Konnte sie denn die Lauterkeit seiner Motive nicht verstehen? Nein, offenbar nicht. Sie sah nur das Vordergründige. Für die große Idee, die hinter allem stand, blieb sie blind.
    »Oh, Meg!« sagte er schließlich, und seine Stimme klang verwirrt, verzweifelt, resigniert. »Ich habe dich doch nie schlecht behandelt. Nein, wirklich nicht! Es kann mir keiner nachsagen, daß ich je gemein oder grausam zu dir gewesen wäre! Keiner! Du hast genug zu essen gehabt, du hattest ein Dach über dem Kopf, du warst warm -«
    »O ja«, unterbrach sie ihn. »Daran war nun wirklich kein Mangel. Wärmer ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen.« Sie schüttelte den Kopf, lachte. »Was soll’s. Es ist, als ob man zu einer Wand spricht.«
    »Dasselbe könnte auch ich sagen!«
    »Dann tu’s doch«, sagte Meggie eisig. Sie glitt vom Bett und begann sich anzuziehen. »Ich werde mich nicht von dir scheiden lassen«, fuhr sie fort. »Ich will nicht wieder heiraten. Falls du eine Scheidung möchtest, so weißt du ja, wo du mich finden kannst. Formal gesehen, bin ich doch diejenige, die im Unrecht ist, nicht wahr? Ich verlasse dich - so jedenfalls würden es die Gerichte in diesem Lande sehen. Nun, du und der Richter, ihr könnt euch ja gegenseitig etwas vorweinen über die Undankbarkeit der Frauen.« »Ich habe dich nie verlassen«, beharrte er.
    »Du kannst meine zwanzigtausend Pfund behalten, Luke. Aber darüber hinaus bekommst du keinen Penny von mir. Alles Geld, das ich in Zukunft erhalte, brauche ich für Justine - und vielleicht noch für ein zweites Kind, falls ich Glück habe.«
    »Das ist es also!« sagte er. »Du wolltest unbedingt noch so einen Balg haben, nicht wahr? Deshalb bist du hergekommen - ein Schwanengesang, ein kleines Geschenk von mir, das du nach Drogheda mitnehmen kannst! Ja, noch so ein verdammtes Baby, aber nicht ich! Um mich ist es ja nie gegangen, nicht? Für dich bin ich ja nichts weiter als der Erzeuger! Herrgott, was für ein Schwindel!«
    »Das ist genau das, was die meisten Männer für die meisten
    Frauen sind«, sagte sie böse. »Du provozierst wirklich das Schlimmste in mir, Luke, viel mehr, als du das je begreifen wirst. Was dich betrifft, so hast du allen Grund, hochzufrieden zu sein. Durch mich bist du in den letzten dreieinhalb Jahren zu mehr Geld gekommen, als dir die Arbeit im Zuckerrohr eingebracht hat. Sollte ich wieder ein Kind bekommen, so braucht dich das nicht weiter zu kümmern. Im übrigen möchte ich dich nie wiedersehen.«
    Sie war jetzt vollständig angekleidet. Als sie ihre Handtasche nahm und dann den kleinen Koffer, der gepackt bei der Tür stand, drehte sie sich noch einmal um.
    »Laß dir von mir einen kleinen Rat geben, Luke. Falls du dir wieder einmal eine Frau suchst, wenn du nämlich zu alt bist und zu müde fürs Zuckerrohr, dann merk dir eines - deine Küsse sind keine Offenbarung. Dabei reißt du den Rachen so weit auf wie eine Python, die ein Kalb verschlingt. Doch dein Speichel ist nicht das richtige Badewasser, verstehst du.« Mit dem Handrücken wischte sie sich hart über den Mund. »Mir wird wirklich übel, wenn ich dich sehe! Luke O’Neill, der Größte! Ein Nichts bist du!«
    Nachdem sie verschwunden war, saß er noch lange auf dem Bettrand und starrte auf die geschlossene Tür. Schließlich zuckte er die Achseln und zog sich an. Keine zeitraubende

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