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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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liebevolle Erinnerung ebenso begleiten sollte wie eine tröstliche Gewißheit: daß in Rom, und zwar in jener Kirche, die so richtig die Kirche Gottes war, ein Mann für ihn beten würde, täglich und namentlich.
    Als die Neunte nach Neuguinea eingeschifft wurde, war die amerikanisch-australische Gegenoffensive im pazifischen Raum bereits voll im Gang. Der Seeschlacht bei den Midway- Inseln war die Landung der Alliierten auf Guadalcanal gefolgt, und das hatte die japanischen Hoffnungen auf ein weiteres Vordringen in Richtung Australien zunichte gemacht. Doch genau wie die Deutschen wichen sie nur nach zähen und erbitterten Kämpfen zurück. Dabei war die Versorgungslage der Japaner eher kläglich, ihre Armeen wurden oft entscheidend geschwächt durch den Mangel an Nachschub und an Verstärkungen. Dennoch mußten die Amerikaner und die Australier für jeden Fußbreit Boden, den sie zurückeroberten, teuer bezahlen. Schließlich gaben die Japaner bei ihrem zähen Rückzug Buna, Gona, Salamaua auf und setzten sich in Richtung Lae und Finschafen ab.
    Ab 5. September 1943 ging die Neunte Division unmittelbar östlich von Lae an Land. Es war heiß, die Luftfeuchtigkeit betrug hundert Prozent, und es regnete jeden Nachmittag, obwohl die Feuchte erst in zwei Monaten fällig war. Wegen der Malariagefahr mußten alle Atebrin schlucken, und mit den kleinen gelben Tabletten im Körper fühlte sich jeder so elend, als hätte er ein Mittel nicht gegen, sondern für die Malaria geschluckt. Bei der so stark wassergesättigten Luft blieb es nicht aus, daß die Männer auch fortwährend klamme oder gar feuchte Socken und Stiefel hatten. Die Füße wurden schwammig, das Fleisch zwischen den Zehen roh und blutig. In Port Moresby hatten sie gesehen, in welch elendem Gesundheitszustand sich viele der Eingeborenen befanden. Wie aber sollte der weiße Mann hoffen, dieses Klima heil zu überstehen, wenn schon die Menschen, die dagegen eigentlich hätten immun sein müssen, von so furchtbaren Krankheiten heimgesucht wurden? - Lungenentzündung, Malaria, Beriberi, vergrößerte Leber, vergrößerte Milz, Yaws und andere Hautkrankheiten.
    Ein stärkerer Gegensatz als zwischen Nordafrika und Neuguinea ließ sich kaum denken. Die Insel wurde in ihrer Länge von einer zentralen Gebirgskette durchzogen, die in den sogenannten Carstensz-Spitzen über fünftausend Meter hoch war. Der tropische Regenwald reichte bis zu einer Höhe von zweitausend Metern. Im Süden breitete sich, zum Teil als sumpfiges Schwemmland, eine weite Ebene. Lae war eine Küstenstadt und lag inmitten von stark bewaldetem Grasland. Der Ort bestand aus wenigen europäischen Häusern und einer Ansammlung von Eingeborenenhütten. Auch eine Art Tankstelle gab es. Was die Japaner betraf, so waren sie zwar so listig und geschickt wie stets, jedoch an Zahl und Ausrüstung unterlegen. Zudem machte ihnen das Klima genauso zu schaffen wie den Australiern, gegen die sie jetzt wieder kämpften. Für die Männer der Neunten, die in Nordafrika gewesen waren, brachte Neuguinea noch eine andere
    Umstellung mit sich - eine Anpassung an die hier notwendige Kampfmethode. Nie sah man ein Geschütz oder einen Granatwerfer. Die Bewaffnung bestand aus Pistolen und aus Gewehren mit ständig aufgepflanztem Bajonett. Jim und Patsy liebten den Nahkampf. Sie blieben dicht zusammen, wobei jeder für den anderen gleichsam Schutz und Schirm war. Doch nach den Kämpfen mit dem deutschen Afrikakorps erschien ihnen dies hier wie eine Art Selbstdeklassierung. Die Gegner waren zwergenwüchsige, gelbhäutige Männer mit vorstehenden Zähnen, und alle schienen sie eine Brille zu tragen. Daß ihnen viel Martialisches anhaftete, ließ sich kaum behaupten.
    Zwei Wochen nach der Landung der Neunten bei Lae gab es keinen japanischen Widerstand mehr. Es war ein schöner Tag, zumal für das Frühjahr auf Neuguinea. Die Luftfeuchtigkeit betrug zwanzig Prozent weniger als sonst, die Sonne strahlte herab von einem Himmel, der auf einmal blau war, anstelle des gewohnten dampfigen Weiß. Wie nicht anders zu erwarten, hatte sich die Disziplin der Soldaten gelockert. Jeder schien sich auf seine Weise zu entspannen, ob nun beim Kricketspielen, Umherwandern oder sonst was. Ein beliebter »Sport« bestand darin, Eingeborene zum Lachen zu reizen, weil sie dann ihr blutrotes, zahnloses Zahnfleisch zeigten, eine Folge des Betel-Kauens.
    Jims und Patsy schlenderten außerhalb der Stadt durch das hohe Gras, weil es sie an Drogheda

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