Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
Vom Netzwerk:
gesuhlt wie eine Fliege im Sirup!«
    Fee lächelte breit. Plötzlich wirkte sie sehr zufrieden. »Ich habe immer geglaubt, es sei viel wichtiger, Söhne zu haben als eine Tochter. Doch das war offenbar ein Irrtum. Ich habe meine Freude an dir, Meggie, wie ich sie an meinen Söhnen nie haben könnte. Eine Tochter ist ebenbürtig. Söhne sind’s nicht, weißt du. Sie sind nichts als hilflose Puppen, die wir aufstellen, um sie ganz nach Belieben wieder umwerfen zu können.«
    Meggie starrte ihre Mutter an. »Du bist so - so erbarmungslos. Dann sag mir doch, worin liegt der Irrtum, den wir begehen?« »Darin, daß wir zur Welt kommen«, erwiderte Fee.
    Zu Tausenden kehrten die Männer nach Hause zurück, und sie tauschten ihre Khaki-Uniformen gegen Zivilkleidung ein. Die Labor-Regierung, noch immer im Amt, unterzog die riesigen Grundbesitze der westlichen Ebenen einem besonders harten und kritischen Blick und befand, es sei nicht richtig, wenn so viel Land jeweils einer einzigen Familie gehörte, wo doch die zurückkehrenden Männer für Australien ihre Pflicht getan hatten. Sie brauchten Grund und Boden, wo sie sich niederlassen konnten, zumal es darauf ankomme, das Land intensiver zu bearbeiten. In einem Gebiet von der Größe der USA lebten sechs Millionen Menschen, doch was die riesigen Grundbesitze anging, so befanden sie sich in den Händen einiger weniger. Deshalb sollten die größten Besitzungen geteilt werden. Die vom Kern abgetrennten Bodenflächen würden Kriegsveteranen erhalten.
    So schrumpfte Bugela dann von 60000 Hektar auf 25000; Martin King mußte an zwei heimgekehrte Soldaten je 15000 Hektar abtreten, Rudna Hunish hatte eine Gesamtfläche von 60 000 Hektar umfaßt, wovon Ross MacQueen die Hälfte verlor; zwei Kriegsveteranen erhielten je 15000 Hektar. So ging es überall. Natürlich entschädigte die Regierung die Viehzüchter. Allerdings zahlte sie weniger, als das Land auf dem offenen Markt erbracht hätte. Und es schmerzte. Ja, es schmerzte. Welche Argumente man in Canberra, der Bundeshauptstadt, auch vorbrachte, die Regierung ließ sich nicht erweichen. Besitzungen in der Größenordnung von Bugela oder Rudna Hunish würden geteilt werden. Schließlich gebe es im Gillanbone-Distrikt viele gutgehende Stationen von weniger als 20000 Hektar, und das sei Beweis genug, daß niemand Besitzungen von so gewaltiger Ausdehnung brauchte.
    Was man meisten schmerzte, war das Gefühl, daß die Kriegsveteranen diesmal wohl durchhalten würden. Auch nach dem Ersten Weltkrieg hatten nahezu alle großen Stationen eine teilweise Enteignung über sich ergehen lassen müssen, doch die Sache war völlig undurchdacht in die Wege geleitet worden, mit den unvermeidlichen Folgen: Die NeuViehzüchter verfügten weder über eine Ausbildung noch über Erfahrungen und mußten daher scheitern. Nach und nach kauften die Squatter von den entmutigten Veteranen das enteignete Land wieder zurück, dazu noch zu Schleuderpreisen. Diesmal verhielt es sich jedoch anders. Die Regierung war entschlossen, die neuen Siedler auszubilden und diese Ausbildung auch selbst zu finanzieren.
    Was die Squatter betraf, so waren sie fast alle leidenschaftliche Anhänger und Mitglieder der Country-Party und verabscheuten zutiefst die Labor-Regierung, die ihnen als die Verkörperung von Industrieproletariat, Gewerkschaften und saft- und kraftlosen marxistischen Intellektuellen erschien. Als besonders harten Schlag empfand man es, daß die Clearys, erklärte Labor-Wähler, auf Drogheda nicht auf einen einzigen Hektar würden verzichten müssen. So groß die Station auch war, da sie der Katholischen Kirche gehörte, wurde sie von jeder Teilenteignung ausgenommen. Der Protestschrei war so laut, daß er bis Canberra hinüberklang, doch was half s: man nahm ihn nicht zur Kenntnis. Für die Squatter, die stets geglaubt hatten, über die stärkste Lobby im ganzen Land zu verfügen, war dies eine bittere Erfahrung. Bei aller Bundesstaatlichkeit konnte, wer immer in Canberra an der Macht war, praktisch schalten und walten, wie er wollte.
    Drogheda jedenfalls, ein Gigant in einer Liliput-Welt, behielt jeden einzelnen seiner 100000 Hektar.
    Der Regen kam und ging. Manchmal war es gerade genug, manchmal zuviel, manchmal zuwenig. Doch eine Dürrezeit wie jene endlos lange, die rund zehn Jahre gedauert hatte, gab es gottlob nicht wieder. Allmählich nahm die Zahl der Schafe wieder zu, und die Qualität der Wolle übertraf jene der VorDürrejahre, eine beachtliche

Weitere Kostenlose Bücher