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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Australien. Diesen wichtigen Posten hatte er bis 1938 inne, als man ihn nach Rom berief. Dort, inmitten der zentralen Hierarchie der Katholischen Kirche, nahm er einen spektakulären Aufstieg. Jetzt, mit 58 Jahren, gilt er als einer der wenigen Männer, welche die päpstliche Politik entscheidend mitgestalten.
    Gestern sprach ein Vertreter des > Sydney Morning Herald< mit einigen seiner früheren Pfarrkinder in Gillanbone. Man hat ihm ein treues und liebevolles Andenken bewahrt. Die Bewohner des reichen und für seine Schafzucht berühmten Distrikts gehören in ihrer überwiegenden Mehrheit dem römisch-katholischen Glauben an. >Pater de Bricassart gründete seinerzeit die Heilig-Kreuz-Busch-Bibliotheks- Gesellschaft<, erklärte Mr. Harry Gough, Bürgermeister von Gillanbone. >Das war - vor allem für die damalige Zeit - ein bemerkenswerter Dienst, der zunächst großzügig von Mrs. Mary Carson und, nach ihrem Tod, besonders vom Kardinal selbst unterstützt wurde; denn uns und unsere Bedürfnisse hat Ralph de Bricassart nie vergessen.<
    >Er war der bestaussehende Mann, den ich je zu Gesicht bekommen habe<, sagte Mrs. Fiona Cleary von der Station Drogheda, einer der größten und gewinnbringendsten Stationen in Neusüdwales. >Während seiner Zeit in Gillanbone war er für seine Pfarrkinder eine große geistliche Stütze, vor allem für uns hier auf Drogheda, das ja, wie Sie wissen, der Katholischen Kirche gehört. Aber seine Hilfe ging noch darüber hinaus. Bei Überschwemmungen half er uns, das Vieh zusammenzutreiben, und auch bei Bränden eilte er herbei, um uns beizustehen, obwohl er dann nichts weiter tun konnte, als unsere Toten zu begraben. Er war in jeder Beziehung ein außergewöhnlicher Mensch und besaß mehr Charme als irgendein anderer Mann, den ich je kannte. Daß er zu Großem berufen war, sah man ihm an. Wir erinnern uns noch gut an ihn, obwohl es inzwischen zwanzig Jahre her ist, seit er uns verlassen hat. Ja, ich glaube, es läßt sich wahrheitsgemäß behaupten, daß es um Gilly noch manche gibt, die ihn sehr vermissen.<
    Während des Krieges diente der damalige Erzbischof de Bricassart treu und unbeirrbar Seiner Heiligkeit, und man schreibt ihm das Verdienst zu, Generalfeldmarschall Albert Kesselring dazu bewegen zu haben, Rom zur offenen Stadt zu erklären, nachdem Italien zum Gegner Deutschlands geworden war. In der Zeit unmittelbar nach dem Krieg half der jetzige Kardinal de Bricassart Tausenden von sogenannten Displaced persons - Menschen, die ihre Heimat verloren hatten und in anderen Ländern Asyl suchten. In besonderem Maße unterstützte er das australische Einwanderungsprogramm.
    Mag Kardinal de Bricassart von Geburt auch Ire sein, Australien kann zweifellos in hohem Maße für sich das Recht beanspruchen, in ihm einen seiner bemerkenswertesten Männer zu sehen.«
    Meggie gab Fee die Zeitung zurück und lächelte ihre Mutter eigentümlich an.
    »Man muß ihm gratulieren, wie ich zu dem Reporter vom >Herald< sagte. Aber das haben sie nicht gedruckt. Dafür haben sie deine kleine Lobpreisung fast wörtlich gebracht, wie ich sehe. Was für eine stachlige Zunge hast du doch! Jetzt weiß ich wenigstens, wo Justine das herhat. Ich frage mich nur, wie viele Leute wohl klug genug sind, um zwischen den Zeilen das zu lesen, was du eigentlich gesagt hast.«
    »Nun, jedenfalls er, wenn er es je zu Gesicht bekommt.«
    »Ob er sich überhaupt noch an uns erinnert?« fragte Meggie mit einem leisen Seufzen.
    »Gewiß. Schließlich findet er immer noch Zeit, sich persönlich um die Angelegenheiten von Drogheda zu kümmern. Natürlich erinnert er sich an uns, Meggie. Wie
    könnte er auch vergessen?«
    »Richtig. An Drogheda hatte ich nicht gedacht. Nun, wir bringen jetzt ja eine Menge Gewinn, nicht wahr? Das wird ihm sicher sehr gefallen. Es müssen ja nicht unbedingt Goldminen sein. Das Goldene Vlies tut’s gegebenenfalls auch. Über vier Millionen Pfund, nur durch das Scheren unserer Bäh-Lämmer. Wenn das nichts ist.«
    »Sei nicht zynisch, Meggie, das paßt nicht zu dir«, sagte Fee. Ihr Verhältnis zu ihrer Tochter schien sich mit den voranschreitenden Jahren gemildert zu haben. Sie bewies Meggie gegenüber immer wieder Achtung und auch Zuneigung. »Es geht uns ja wirklich nicht schlecht, nicht wahr? Vergiß nicht, daß wir, ganz gleich, ob die Zeiten gut sind oder schlecht, Jahr für Jahr unser Geld bekommen. Und hat er Bob nicht als Prämie hunderttausend gezahlt und uns übrigen pro Kopf

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