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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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schmale Reptilienpupille weitete sich ein wenig, und mehrere Gedanken donnerten gleichzeitig auf Lucindas Gehirn ein:
    NICHT EIERDIEB.
    WAS WILL HIER?
    TRAURIG TRAURIG TRAURIG!
    Lucinda hörte die einzelnen Worte nicht, fühlte aber ihre Bedeutung so unmittelbar, wie sie es wahrnahm, wenn ein Farbfleck »Rot!« schrie. Und mit dem Ansturm der fremden Ideen kam auch eine jähe Klarheit: Die Stimme, die sie im Kopf gehört hatte, die traurigen Gedanken, die sie Gespenstern zugeschrieben hatte, kamen von Meseret.
    Die Drachin war in ihrem Kopf.
    Wieder hatte sie den Impuls, sich umzudrehen und wegzulaufen, aber das Elend, das sie so deutlich spüren konnte wie Wärme oder Kälte, hielt sie fest. Das mächtige Reptil stöhnte, dass der Boden bebte, und versuchte aufzustehen, doch die schweren Segeltuchriemen, jeder so breit wie ein Bettlaken, drückten sie mit dem Bauch an den Boden und zurrten ihr die geflügelten Vorderbeine an die Seiten.
    »Ach, du armes Ding …«, sagte Lucinda, doch dann versagte ihr vor Angst die Stimme, als die Drachin zu zerren aufhörte und ihr furchterregendes Auge auf sie richtete. »Tut … tut mir leid, dass du so gefesselt bist«, piepste sie. »Wie furchtbar, dass dein Ei … dein Junges … tot ist.«
    Da war es, als ob ihr Gedanke in der gleichen Weise auf Meseret übergesprungen wäre wie vorher deren Gedanken auf sie, denn die Drachin erschauerte und schwang ihren massigen Schädel hin und her, als wollte sie etwas abschütteln. Nach der Trägheit ihrer Bewegungen vermutete Lucinda, dass sie mit Beruhigungsmitteln betäubt worden war.
    NICHT TOT!
    Ob betäubt oder nicht, Meseret war nach wie vor in der Lage, Lucindas Kopf wie mit einem Donnerschlag erdröhnen zu lassen.
    NICHT TOT! WEGGENOMMEN!
    Lucinda brauchte einen Moment, um zu verstehen.
    »Weggenommen? Du meinst … von Alamu?« Es war ihr bis dahin noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass es vielleicht nicht sehr klug war, mit einem zwölf Meter langen geflügelten Ungeheuer Gedanken auszutauschen, vor allem wenn es so offensichtlich außer sich war. Doch statt des befürchteten Wutausbruchs oder gar eines Feuerstoßes, der sie selbst dort, wo sie stand, erreichen und versengen konnte, wie ihr auf einmal klarwurde, wurde sie nur von Trauer angeweht wie von einem kalten Wind aus dunklen Wolken.
    NICHT KLEINER WURM. ER NICHT!
    FORT. WEGGENOMMEN. ALLES VERLOREN.
    Und dann kamen zu den Gedanken Bilder, mit denen Lucinda nichts anfangen konnte: eine untergehende Sonne, ein Haufen Knochen, eine Steilwand aus rotem Fels, die über Sandwehen aufragte.
    KEINE BELEBUNG. KEIN JUNGES.
    Lucinda sah ein Bild von etwas, das weder ein Drachenjunges noch ein Menschenkind war – eher ein schimmernder Lichtpunkt, eine einladende offene Tür in die Dunkelheit.
    FORT …
    Die Gewalt der Drachengedanken war einfach zu groß, ihre absolute Fremdartigkeit. Es war, als ob jemand sie hilfesuchend am Arm zog und ihr in einer fremden Sprache insGesicht schrie. Lucinda wankte ein paar Schritte zurück. Da knarrte es hinter ihr, und Haneb erschien im Eingang und zog sich die Schutzhaube über. Als er Lucinda am Drachengehege stehen sah, weiteten sich seine Augen vor Überraschung.
    Im nächsten Augenblick wurde sie von Meserets Wutgebrüll von den Beinen geschleudert, und von dem Druck platzte ihr fast das Trommelfell.
    EIERDIEB!
    Das Wort donnerte durch Lucindas Kopf wie eine Lawine und hätte sie beinahe wieder umgeworfen, als sie sich zu erheben versuchte.
    ER. DER DA. EIERDIEB!
    Den Kopf eingezogen, als liefe er im Kugelhagel über ein Schlachtfeld, eilte Haneb zu ihr. Er packte sie am Arm, zerrte sie auf die Füße und weiter zur Tür.
    »Was machen hier?«, schrie er, die Stimme von der Haube gedämpft, die Augen panisch hinter dem Gesichtsschutz. »Kein Anzug! Gefährlich! Kommen! Schnell weg!«
    Er kann nicht hören, was sie sagt, dachte Lucinda. Er kann ihre Gedanken nicht hören wie ich.
    »Du bist’s«, sagte sie verwundert, als sie zur Tür hinaus waren. Hinter ihnen brüllte die Drachin. »Sie nennt dich einen Dieb. Sie sagt, du hättest es geraubt.«
    »Was?« Haneb hatte immer noch seine Haube auf, doch sein erschrockener Blick war selbst durch die Schutzmaske gut zu erkennen. »Was sagen?«
    Seine Augen wurden noch weiter, als wollten sie ihm aus dem Schädel springen. Dann fuhr Haneb herum und rannte vor ihr davon.

24
    HÖRNCHEN AUF HÖRNERN
    T yler war sich nicht sicher, ob er alles verstand, was sie sagte. Seine Schwester war

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