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Die Drachen von Montesecco

Die Drachen von Montesecco

Titel: Die Drachen von Montesecco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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ein paar der Männer den Brenner zur Probe laufen ließen.
    Ivan Garzone hatte die technische Leitung unter der Bedingung übernommen, daß sich Angelo Sgreccia nicht in der Nähe der Piazzetta aufhielt, was dieser auch bereitwillig zugestand, da er keine Lust habe, einem mutmaßlichen Entführer Handlangerdienste zu leisten. Ivan ließ sich dadurch nicht beirren und stürzte sich mit einem solchen Feuereifer in die Arbeit, daß man meinen konnte, es gehe um nichts Geringeres als die Realisierung seiner Vision vom Dorf der Winde.
    Der PR-Manager, mit dem Ivan die Idee entwickelt hatte, war zwar nicht mehr gesichtet worden, seit die Finanzierungsgrundlage und vor allem sein Honorar unsicher geworden waren, doch dafür hatte Ivan nun einen Typen namens Michele aufgetrieben, den er vollmundig als Experten für Heißluftballone vorstellte. Angeblich war Michele ein alter Freund, auch wenn noch niemand von ihm gehört oder ihn gar schon einmal in Monteseccogesehen hatte. Er legte bei der Ballonmontage kein einziges Mal selbst Hand an, sondern beschränkte sich darauf, mehr oder weniger kluge Kommentare abzugeben, Kette zu rauchen und eine Tasse Espresso nach der anderen hinunterzukippen. Marta sorgte klaglos für Nachschub. Nach zwei Stunden strich sich Michele das blonde Haar zurück und verkündete, daß ihm von dem vielen Kaffee übel sei. Außerdem müsse er sich die Beine vertreten. Das Wesentliche sei geschafft, mit dem Rest würden die anderen ja wohl alleine klarkommen.
    »Kein Problem!« rief Ivan, und von da an promenierte Michele durch die Gassen, mißtrauisch beäugt von den Einwohnern Monteseccos, die sich nicht sicher waren, ob sie ihn für einen Spion des Entführers, für einen Kontrolleur des Mafiaclans, der das Lösegeld zur Verfügung gestellt hatte, oder für einen simplen Kriminellen, der eben dieses Geld zu stehlen beabsichtigte, halten sollten.
    Überhaupt war die Stimmung im Dorf gereizt, was sich vielleicht dadurch erklärte, daß man des Wartens und der Unsicherheit überdrüssig war. Auch wenn niemand zugab, daß er dem Schrecken ohne Ende notfalls ein Ende mit Schrecken vorgezogen hätte, fieberte man dem Ballonstart mit Unruhe entgegen. Fast so, als brenne man darauf, auch bei sich selbst die Leinen lösen und endlich durchstarten zu können. Wo immer der Ballon landete, der Entführer würde sich zeigen müssen, um an das Geld zu kommen. Eine bessere Gelegenheit, ihn zu identifizieren und zu fassen, würde sich nicht ergeben, da mochte Catia noch so sehr betteln, auf jede Art von Verfolgung zu verzichten, bis Minh wohlbehalten zu Hause sei. Natürlich war das Schicksal des Jungen niemandem egal, natürlich litt man mit der Mutter, aber durfte man deswegen einen Verbrecher mit zwei Millionen Euro einfach so davonkommen lassen?
    Noch war man sich unschlüssig, scheute das hilflose Nichtstun genauso wie die Möglichkeit, das Leben desJungen zu gefährden, doch als Ivan endlich den Brenner installiert und angeworfen hatte, änderte sich das. Je weiter sich der festgezurrte Ballon aufrichtete und füllte, je stärker sich diese seltsame silberfarbene Kartoffel aufblähte und zur Kugel rundete, je unnachgiebiger die letzten Falten von der Heißluft weggebügelt wurden und je mehr die pralle Haut in der Sonne glitzerte wie das Leben selbst, desto stärker wurde die Jagdlust. Hilflos mußte Catia zusehen, wie die Stimmung kippte, und daß keiner so recht mit der Sprache herausrückte, machte die Sache nicht besser. Nein, man würde nicht unvorsichtig sein und keinesfalls unüberlegt handeln, das verspreche man Catia ja gern, aber sie könne ihrerseits nun wirklich nichts dagegen haben, wenn man schnell ins Tal hinunterfahre, um den Wagen vollzutanken, oder sich daran erinnere, daß man schon lange das Jagdgewehr putzen wollte.
    Wortlos machte sich Catia davon. Matteo Vannoni wußte, daß es sinnlos war, ihr nachzulaufen. Sie würde sich in ihrem Haus einschließen und jedes Gespräch verweigern. Insbesondere mit ihm. Daß seine Tochter stur bis zum Starrsinn war, konnte er ihr nicht vorwerfen. Sich gerade in Extremsituationen ganz auf sich selbst zurückzuziehen hatte sie gelernt, als sie ohne ihre leiblichen Eltern aufgewachsen war. Die Mutter tot, der Vater fünfzehn Jahre lang im Gefängnis, was blieb ihr da schon anderes übrig, wenn sie irgendwie mit dem Leben zurechtkommen wollte?
    Dennoch oder gerade deshalb mochte Vannoni nicht zusehen, wie Catia auch die gegen sich aufbrachte, die ihr

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