Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
Argrim fiel beinahe das Kinn runter und auch Andras starrte sie mit großen Augen an. Maza-Canku aber sah so aus als hatte er von Anfang an gewusst, dass ihr das Kleid wunderbar stehen würde und nickte triumphal. Nuala selbst betrachtete sich schließlich im Spiegel und richtete ein bisschen den Stoff, verstand aber diese Fassungslosigkeit nicht. Früher hatte sie nur Kleider getragen! Früher... Damals als sie noch bei ihrem Vater gelebt hatte.
Der Drache kam näher und half ihr, den Rock korrekt zu raffen und das Oberteil auf die richtige Höhe zu bringen: „Es sieht wirklich fabelhaft an Euch aus! Nun müsste man nur noch Eure Haare frisieren, dann würdet Ihr wie eine Königin aussehen.“
„So weit würde ich nicht gehen...“, sagte Nuala mit einem schiefen Lächeln, „Aber dennoch danke ich Euch.“
Argrim kam etwas näher und bestrich respektvoll den teuren Stoff, der so weich und glatt zugleich war. Es saß einfach so perfekt an ihr! All das Chaos von den letzten Tagen erschien unwichtig, wenn er sie sah. Und erst recht, wenn sie mal nicht für den Kampf gekleidet war, sondern für einen besonderen Anlass. Seine Augen glitzerten als er zu der Elfe aufsah: „Du siehst wirklich wunderschön aus, Nuala. Es steht dir sehr.“
„Danke.“, erwiderte die Blondine lächelnd und ihre Hand glitt an seine streichende. Sie wollte ihre Finger etwas mehr mit seinen verknoten und das erwiderte der Zwerg mit einem verlegenen Lächeln. Andras beobachtete es wissentlich. Auch wenn er sie heute Morgen nicht überrascht hatte, hatte er die Spannung zwischen ihnen von Anfang an bemerkt. Schon damals als sie sich noch als Feinde begegnet waren... Nun aber schienen es die Beiden auch endlich bemerkt zu haben und auf ihre Gefühle eingegangen zu sein.
Der Dämon sagte also nichts dazu als die Beiden Zärtlichkeiten austauschten, sondern sah sich ein bisschen genauer im Laden um. Die Währung war ihm fremd, deshalb konnte er nicht genau sagen, ob die Kleider teuer waren und in welchen Maßstab. Er erkannte nur, dass aufwändige und farbenfrohe Kleider wesentlich teurer waren als dezente, einfarbige Kleider; obwohl die in seinen Augen wesentlich besser aussahen. Derweil verschwand die Blondine wieder hintern den Vorhängen, um sich wieder umzuziehen, die sich nicht überzeugen ließ noch eines anzuziehen. Obwohl die Elfe das nicht wollte, kaufte Maza-Canku ihr das Gewand und beauftragte den Ladenbesitzer, es später in das Schloss zu ihm liefern zu lassen. Einwände wurden dabei chronisch ignoriert.
Als sie den Laden verließen zog Nuala eine Schnute, war aber nicht wirklich sauer. Es war immerhin die Entscheidung des Drachens, was er wann kaufte und auch für wen. Da sie nun aber alles Sehenswerte in der Stadt gesehen hatten, führte er sie nun durch die eher weniger belebten Straßen. Nach einigen Metern erreichten sie einen großen Platz, in dessen Ecken sich Kristallstatuen vorfanden. Zwei sahen aus wie Drachen, die restlichen schienen wieder Helden der Stadt zu sein. In der Mitte des Platzes fanden Kampfübungen statt. Es war offensichtlich, dass diese jungen Männer noch nie oder erst selten mit Waffen gekämpft hatten und ihre Meister bereits gegerbt waren von der Zeit, aber voll mit Kampferfahrung waren, die sie nun weitergaben. Das geschah streng und ernst, aber die Schüler schienen alle motiviert alles mitzunehmen, was man ihnen vermittelte. Der Übungsplatz war kunstvoll und riesig, aber nicht wirklich interessant für die Gruppe. Deshalb führte Maza-Canku sie auch weiter. Nun erreichten sie endlich die Mauer und einen Wehrgang in Form eines Turmes, der sie wohl hinauf bringen würde. Die Echse klopfte ein Mal, dann trat er ein und die Gruppe folgte ihm. In dem Gebäude saßen fünf Wachen, die gerade aßen und tranken – offenbar hatten sie gerade ihre Pause.
„Lord Maza-Canku!“, keuchte einer der Wächter und sprang auf. Er verbeugte sich respektvoll und entschuldigend. Immerhin hatte man sie eiskalt erwischt. Der hochgewachsene Drache winkte diese Ehrerbietung ab und schloss hinter der ungleichen Gruppe die Tür zum Wehrgang.
„Könnten wir auf die Mauer?“, fragte Maza-Canku dann.
„Natürlich! Immer wenn Ihr wollt!“
„Wunderbar.“, freute er sich, „Dann macht mal weiter.“
Die Männer nickten dankbar, während er sie an ihnen vorbei zur befestigten Treppe führte. Nuala sah sofort, dass über ihnen Eimer hangen. Darin würde man wahrscheinlich bei einem Angriff heißes Öl
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