Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
immer noch nicht besser verdient hatten. Er blickte zu den Toten hinab und spürte große Abscheu und Selbsthass in sich, aber er ging einfach fort und ließ sie so zurück.
An jenem Abend hatten Nuala und Argrim kaum miteinander gesprochen. Sie hatten schweigend gegessen und er hatte ihr neues Outfit in hohen Tönen gelobt. Dann waren sie schlafen gegangen und gaben sich ihren Albträumen hin, die sie wohl noch eine ganze Zeit verfolgen würden. Ebenso wie die Gesichter Jener, die nicht verstanden. Und sie verstanden eigentlich niemals...
„Lass’ uns das Kaff verlassen.“, schlug der Zwerg als Erster vor und packte bereits sein weniges Zeug zusammen. Die Elfe nickte zustimmend. Sie gingen gemeinsam runter, aber es war Argrim, der zum Tresen ging und ihre Rechnung beglich. Dann kam er wieder zurück und sie gingen die Straßen entlang.
„Wusstest du, dass gestern am hellem Tag ein Händler umgebracht wurde?“, fragte Jalgat als sie gerade das Dorf verließen, „Offenbar schneide rt er Lederklamotten und verkauft sie dann an seinem Stand.“
„Wirk lich?“, fragte die Elfe unberührt, „Wie tragisch... Und hast du von zwei Halsabschneidern gehört, die gestern getötet wurden? Sie lagen in irgendeiner Gasse.“
„Nein, das wusste ich nicht. Scheint aber kein Verlust zu sein.“, antwortete der Zwerg gelassen.
„Nein, das war es wirklich nicht.“
Sie wussten Beide, was sie getan hatten und sie wussten auch, was der Andere getan hatte. Aber sie sprachen nicht darüber und sie verurteilten einander nicht. In ihren Augen war es richtig gewesen, was sie getan hatten, obwohl es sie auf einen dunklen Pfad führte, der nicht viel damit zu tun hatte, eine Welt zu retten. Zwerg und Elfe hatten das Falsche aus den richtigen Gründen getan und dabei einen Teil von sich geopfert, der wichtiger gewesen wäre als die Rache im Namen einer größeren Sache. Es war der Plan gewesen, die Welt von unnützen und widerlichen Wesen zu reinigen, aber dadurch hatten sie sich auf die gleiche Schwelle begeben, wie diese Leute.
Dennoch würden sie weitermachen und sie würden nicht zurückblicken. Immer mal wieder würde es sie heimsuchen, aber sie hatten genug Ausreden, um es weiterhin als gerechtfertigt abzustempeln.
Kapitel 4 Unausgesprochene Sehnsüchte
„Was hast du eigentlich mit dem Pelzumhang gemacht, Nuala?“, fragte Argrim als sie vor einem Geröll aus Felsen standen. Und das nicht erst seit einigen Minuten, sondern mindestens schon eine Stunde ohne ein Wort zu wechseln.
„Hm?“, murmelte die Elfe und riss sich endlich vom zerstörten Pass los, „Oh! Der aus Wildkatzenfell? Den habe ich verstaut. So kühl ist es hier ja nicht.“ Nuala überlegte und sah nochmals auf das Geröll. Das war der vierte Pass, der unzugänglich war. „Was sollen wir denn nun machen?“
„Ich weiß es nicht, Herzchen.“, antwortete Jalgat wahrheitsgemäß.
Bisher hatten sie es geschafft, keiner Armee in die Arme zu laufen. Gruppen von Zersprengten hatten sie leicht erledigen können. Genauso wie Banditen, wilde Tiere und kleinere Gauner. Doch sie waren nun bei dem Punkt angekommen, wo sie keine Hoffnung für ein Weiterkommen gab. Die Freunde des Zwergs hatten einfach recht behalten. Man hatte die Pässe unzugänglich gemacht, um sich vor dem Krieg zu schützen. Und das mit allen Konsequenzen, die solch eine Tat mit sich bringt. Das war pure Verzweilfung.
„Gibt es nicht vielleicht ... Tunnel?“, fragte die Goldhaarige plötzlich und sah zu ihm herab.
„Tunnel?“, wiederholte er verblüfft und musterte sie, „Was denn für Tunnel, Herzchen?“
Neugierig musterte sie ihn und wollte offenbar herauskriegen, ob er wirklich nicht wusste, was er meinte: „Na ja... Zwergen-Tunnel. Minen. Irgendwas in der Art.“
Argrim war ehrlich überrascht. Sie hatte gesagt, sie wäre noch nicht viel außerhalb gewesen, doch offenbar genug, um zu wissen, dass es eigentlich in jedem Berg Minen von Zwergen gab. Und offenbar auch genug, um zu wissen, dass es genauso Tunnel gab. Sie waren eigentlich ein Geheimnis ... Kein Nicht-Zwerg durfte solche Bereiche betreten. Zumindest nicht, wenn er sie dann auch wieder lebend verließ.
„Wahrscheinlich gibt es so etwas schon ...“, murmelte er vorsichtig.
„Aber wir dürfen sie nicht verwenden?“, schlussfolgerte die Frau geschickt, „Weil ich dabei bin?“
Er nickte steif.
Nichts hasste er mehr als wenn er in die Gefahr geriet, sie zu
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