Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
Ausnahmen. Auch nicht vor rechtschaffenen, freundlichen und hart arbeitenden Bürgern, die niemals jemandem etwas getan hatten. Hier schien es sogar noch schlimmer zu sein als in den Städten. Auf den Straßen lagen verhungerte Kinder, die so aussahen als habe etwas an ihnen genagt. Es war ein grauenhafter Gedanke, doch Jalgat war sich ziemlich sicher, dass die überlebenden Dorfbewohner die Kinder versucht hatten, zu essen. Eventuell sogar die eigenen Eltern... Eines hatte er bei seiner langen Reise des Lebens gelernt: Es gab weder Gut noch Böse. Jedes Lebewesen hatte Licht- und Schattenseiten. Jedes Lebewesen war zu unaussprechlichen Grausamkeiten fähig und jedes träumte manchmal von diesen Dingen, die man hier auf jeden Meter sehen konnte. Er wusste, dass auch er so etwas tun konnte, wenn man ihm nur einen Grund dazu gab. Nur eines wusste er noch sicherer: Nuala konnte das nicht. Aber vielleicht machte er sich da auch nur was vor, weil er ein bisschen Hoffnung brauchte, in einer Welt, die so grausam war.
„Meinst du, diese Alchimistin lebt noch?“, fragte Andras und riss ihn damit aus den Gedanken, „Das sieht hier nicht so aus als wären diese Leute in einer ärztlichen Behandlung. Nicht, dass ich nicht auf solche Anblicke stehen würde...“ Die kalten Augen des Mannes sahen sich um und wahrlich entdeckte Argrim in ihnen keinen Ekel. Dämonen schienen von einem ganz anderen Schlag zu sein. „Nuala geht es schrecklich und ich befürchte, diese Leute wird es nicht interessieren.“
„Wie kommst du darauf?“, wollte Jalgat genervt wissen.
„Weil sie gerade mit Schaufeln und Spitzhaken auf uns zukommen.“
Gerade hatte der Zwerg schimpfen wollen, da blickte er nach vorne und entdeckte die ausgehungerten Bewohner. Zumindest das, was von ihnen übrig war... Es waren zwei Kinder dabei, fünf Frauen und etwa vier Männer. Sie waren alle abgemagert und ihre Haut sah irgendwie grau aus, während die Augen matt und leer waren. Sie sahen aus wie wandelnde Toten. Das einzige, was sie von solchen Wesen unterschied, war die Tatsache, dass sie Schaufeln und Spitzhaken umfassten und sie mit so viel Feuer ansahen. Ja, diese drei Reisenden waren eine Hoffnung auf frisches Essen und wenn sie dafür die Reisenden selbst vertilgen mussten.
„Hey...“, begann der Zwerg hoffnungslos, „Wir können doch über alles reden.“ Da schienen sie gegen zu sein. Mit Geschrei preschte der Mob auf sie zu und hoben dabei ihre ungewöhnlichen Waffen. Sie waren schwach und müde, aber Adrenalin konnte Wunder vollbringen, auch wenn er sich nicht sicher war, wie viel nötig war, um solche lebende Leichen stark genug zu machen, um ihn zu überwinden. Doch er vermutete, nicht viel. Gerade hatte er die Axt heben wollen, da warf Andras ihm Nuala in die Arme und preschte voran. Er zog gnadenlos eine schlanke Klinge; es sah etwas aus wie ein Degen; und schwang diese Waffe, um den vordersten Mann mit einem Hieb zu enthaupten. Das hielt den Mob nicht auf, der wie von Sinnen mit den Schaufeln und Spitzhaken nach ihm schlagen wollte, doch der Dämon wich einfach über eine Pirouette aus und spritzte einer Frau das Blut von der Klinge direkt ins Gesicht. Sie bekam es in die Augen und kreischte auf. Das war besser als er gehofft hatte. Er murmelte ein paar Worte, die Argrim weder verstand noch kannte, dann plötzlich schrie die Frau noch lauter und fiel auf ihre Knie. Sie hielt sich das Gesicht und dann schrie sie noch lauter und immer lauter... Es war grässlich. Dann platzte ihr Schädel einfach und hunderte Knochensplitter stoben durch die Luft und eine Unmenge an Blut verteilte sich. So etwas hatte er noch nie gesehen. Die anderen Angreifer offenbar auch nicht, die entsetzt auf die Überreste ihrer Gefährtin sahen. Das war so absurd und verwirrend, dass es ihnen nicht wie die Wirklichkeit erschien. Deshalb griffen sie den Dämon erneut an und bereuten es.
Nach einer gefühlten Stunde; die in Wirklichkeit aber zehn Minuten war; waren alle Angreifer tot. Einige waren genauso gesprengt wurden, wie diese Frau. Nicht unbedingt ihre Köpfe, aber ein Körperteil nach dem anderen, sodass sie unter Qualen verendet waren. Andere hatte der Dämon mit seinem Schwert zerstückelt oder enthauptet. Dabei hatte er nicht wirklich zimperlich gewirkt oder sogar mitleidig oder abgeneigt. Es schien so normal zu sein, wie Argrims abendliches Bier. Das verstörte ihn noch mehr als der Anblick dieser Toten. Er wusste wirklich nicht, ob er lachen, weinen oder
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