Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
listigem Blick, „Jetzt, wo du dich wieder erinnerst, welchem Herren du dich verpflichtet hast?“
„Selbstverständlich nichts!“, keuchte Ammit entsetzt, aber Nuala war sich sicher, dass es nur überspielt war. Offenbar ging es Andras genauso. „Wieso sollten wir dir vertrauen?“, fragte er bedrohlich und behielt Nuala weiterhin dicht bei sich, „Bis eben hast du mir kaum den Weg zu Legion zeigen wollen und nun willst du uns mit Barmherzigkeit überschütten? Irgendwie unglaubwürdig.“ Das ließ sich nicht abstreiten. Aber es war nicht das, was sie hatte hören wollen. Seufzend betrachtete die Brünette die Prinzessin, auch wenn es dem Dämon etwas zu lang vorkam und er meinte, in ihren Augen irgendwas zu sehen.
„Gut...“, gab sie nach, „Ich möchte nur, dass die Prinzessin diese Geschichte nicht unbedingt bei Ihrem Vater erwähnt. Er würde sich nicht gerade freuen, wenn er erfahren würde, dass ich nicht wie Andras sofort losgelaufen bin, um sie zu retten. Das Fegefeuer mag angenehm heiß sein, aber ich bevorzuge es, Medium zu sein.“
„Welch amüsanter Vergleich.“, kicherte Andras.
„Meinst du, wir können ihr vertrauen?“
„Sie ist ein Dämon, was meinst du denn?“, antwortete er wahrheitsgemäß, „Also... Ich kenne Ammit schon lange. Ich würde ihr sicherlich nicht meine Kinder anvertrauen; wenn ich welche hätte; aber vielleicht würde ich ihr etwas anvertrauen, was unbedeutend ist. Einen Hamster oder so... Etwas, was mich halt nicht stört, wenn sie es kaputt spielt.“ Die Dämonin knirschte erneut mit den Zähnen. Es kam Nuala sogar so vor als überlege sie, Andras zu attackieren. Das wäre natürlich ein fataler Fehler, denn sie hatte das Kind beim Namen genannt: Aus irgendeinen Grund vertraute sie Andras und irgendwann hatte sie sogar gelernt, ihn zu mögen. Deshalb würde sie ihn beschützen. „Was sollen wir also tun?“, wollte Ammit wissen, die die Pattsituation durchaus bemerkt hatte.
Eine Weile sagte keiner etwas. Das war ein Starrwettbewerb, doch Nuala war sicher, dass Andras länger starren konnte als alle anderen, wenn er wollte. Aber sie wollten hier weg und nicht die Ewigkeit damit vergeuden, irgendwelche Dämonen das Fürchten zu lehren.
„Ich denke, wir versuchen es einfach.“, sagte der Dunkelhaarige mit Vorsicht, „Und wenn sie lügt, dann gehe ich halt zum Herrscher und petze, dass sie mir mein Spielzeug geklaut hat.“
„Oh, sehr erwachsen.“, zischte die Henkerin und verzog das Gesicht.
Ammit führte sie durch die Nebel als täte sie den ganzen Tag nichts anderes. Manchmal glaubte Nuala verzweifelte und schmerzvolle Schreie zu hören, doch da niemand darauf reagierte, vermutete sie, dass sie sich diese einbildete. Es konnte natürlich auch sein, dass sie so fern waren, dass nur ein sehr feines Gehör wie ihres, sie hören konnte, doch auch Distanz schien an diesem Ort zu unbedeutend zu sein. Es blieb immer so düster und kühl hier. Innerlich fragte sie sich, wieso jemand hier freiwillig lebte und seine Zeit mit verlorenen Seelen und dessen Verführung verbrachte. Anderseits konnten die Dämonen so die Körper besetzen und im Diesseits wandeln. Wollten sie vielleicht einfach aus dieser Einöde fliehen?
Bald erreichten sie einen Berg aus Leichen. Nuala sah irritiert auf und bemerkte, dass Andras grinste und Ammit nicht wirklich erfreut aussah. Aus irgendeinem Grund war sich die Elfe sicher, dass es besser war, nicht zu fragen. Sie gingen über das Blut auf einen Berg. Ob dieser Berg nur eine Schöpfung der Henkerin war, stellte sie auch nicht in Frage. Dort befand sich ein Kreis, der durch einige Felsen markiert wurde, auf denen dämonische Zeichen eingeritzt waren. Einige waren allerdings nicht geritzt, sondern mit roter Flüssigkeit aufgemalt. Die Elfe war sich sicher, dass es Blut war. Sie war auch sicher, dass das Diagramm zwischen den Steinen ebenfalls mit Blut aufgemalt wurden war. Genug Tote lagen unten immerhin. Mit deren Blut hätte man sicherlich noch fünf weitere malen können, aber das eine schien zu reichen. Andras musterte die Symbole kritisch und überprüfte offenbar, ob das Ritual stimmig war. Da er nichts sagte, schien alles in Ordnung zu sein.
Die Braunhaarige begab sich an einen der Steine und winkte die Prinzessin in die Mitte des Kreises. Der Dämon nickte ihr ermunternd zu, also trat Nuala herbei und stellte sich genau in die Mitte, fühlte sich dabei aber sehr unbehaglich. Magie, die sie nicht kannte und nicht
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