Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
genug Schwung holen kann.“
Auch das wirkte wie geplant. Das war überaus beunruhigend. Auch weil das Hirsch nicht den Dämon verletzte. Es wirkte so als vermied es Schnittwunden und suchte eher die Chance, ihn mit einem Hieb zu töten. Das konnten keine gewöhnlichen Tiere sein, wie sie sie kannten. Der Zwerg stand nun sogar an einem Baum gedrängt und wusste nicht wirklich, wie er das Unvermeidbare abwenden sollte. Dann plötzlich sprang Nuala von einem der Bäume und rammte einen ihrer Kristalldolche in die rechte Schulter – es knackte laut und sehr unangenehm als es den festen Knochen durchbohrte – und den anderen direkt in die Seite. Der Hirsch schrie markerschütternd auf und versuchte sie noch abzuwerfen, doch bevor das geschah, stürzte es zu Boden. Die Elfe sprang von ihm und ließ die Dolche zurück, um sich einfach neue zu erschaffen, die sie nun in die Seite des anderen Tieres rammte. Es schrie ebenso laut auf, doch nun beendete Andras es. Er konzentrierte sich auf die Wunden des Wesens und kurz darauf explodierte es innerlich. Es sackte zu einem matschigen Haufen zusammen als wäre kein einziger Knochen mehr ganz.
Das war eine widerliche Angelegenheit, aber offenbar war der Dämon wütend genug gewesen, um sich zu rächen. Sie sahen sich genau um, aber die anderen Herdentiere schienen weder zurück zu kommen noch in der Nähe zu sein. Seufzend beugte sich die Elfe über das nicht vollkommen zerfledderte Tier und stellte sicher, dass es wirklich tot war.
„Kann Jemand das Fleisch rausholen?“, fragte Nuala und sah zu den Männern hinauf.
„Ich kann das.“, bot sich Argrim an. Die Elfe nickte und gab ihn einen der blutigen Kristalldolche. Ehrerbietig nahm er es entgegen und war erstaunt, dass es sich nicht einfach auflöste, sondern seine feste Gestalt auch behielt, obwohl nicht mehr dessen Herrin und Schöpferin es führte. Diese Magie fand er einfach faszinierend und praktisch! Kurz hantierte der Zwerg mit der Klinge, dann kniete er sich hin und begann, der Kreatur das Fell geschickt abzuziehen.
„Wieso hast du uns nicht sofort geholfen?“, wollte Andras wissen, „Beziehungsweise nicht von Anfang an mitgekämpft?“
„Ihr habt euch doch gut geschlagen.“, erwiderte Nuala gelassen, „Ich bin direkt auf einen der Bäume, um nach Schwachstellen bei diesen... Dingern zu suchen. Dort hatte ich eine gute Sicht und ihr habt sie wunderbar beschäftigt.“ Sie deutete auf die toten Tiere, die so keine Herausforderung dargestellt hatten, um dann fortzufahren: „Außerdem konnten wir so direkt euren Streit aus der Welt schaffen. Argrim hat begriffen, dass ein unbekannter Feind eine große Bedrohung darstellt, weil man sich gar nicht darauf einstellen kann, wie er wohl vorgehen wird. Und du hast gemerkt, dass man auch das Unbekannte besiegen kann, wenn man in einer Notlage ist. Ihr hatten Beide Recht und Unrecht zugleich. Ist doch schön zu wissen?“
Andras rollte etwas mit den Augen. Dass er nun schon von seiner zukünftigen Königin tadelnd bemuttert wird, hatte er wirklich nicht erwartet. Der Zwerg nahm es lockerer, denn er kicherte ein wenig, während er das Tier weiter ausnahm. Immerhin kannte er Nuala inzwischen recht gut und wusste, wie sie tickte. Es war ja Niemandem etwas Ernsthaftes passiert.
Das Fleisch dieser hirschartigen Wesen war tatsächlich essbar. Es war zwar sehr zäh mit einem eigenartigen Geschmack, den sie nicht einordnen konnte, doch Nuala war davon überzeugt, dass das Fleisch köstlich wäre, wenn man diese Wesen züchten würde! Nun hatten sie einfach zu viel Bewegung und zu starke Muskeln aufgebaut und es ruinierte nur das Fleisch. Der Rest der Gruppe war da weniger optimistisch. Es war so zäh, wie ein Schuh und der seltsame Geschmack hatte nichts an sich, was mit der richtigen Züchtung und der richtigen Gewürzmischung einfach weg wäre.
Zur Sicherheit sind sie zu einer anderen Baugruppe gegangen und haben dort das Fleisch zubereitet. Da die Befürchtung nah lag, dass die anderen Herdentiere Verstärkung holen wollten, war das wohl auch der beste Entschluss. Das Feuer hatten sie sofort gelöscht als alles abgebraten war und nun saßen sie beisammen und genossen das seltsame Mahl. Cazie aber benahm sich schon eine Weile seltsam. Ihre Skepsis und ihre abschätzenden Blicke machten sie nervös. Doch immer, wenn sie sich nach ihr erkundigten, beteuerte sie, dass alles in Ordnung war.
„Wieso hast du eigentlich solche Angst vor Zodiak, Nuala?“, fragte Argrim
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