Die Drachenflotte (German Edition)
Schatzschiff, das nach dem Auflaufen auf das Riff wieder flottgemacht werden konnte und in die Gewässer vor Eden hinuntergesegelt war; und erklärte, warum seiner Ansicht nach die Kirkpatricks so sehr auf Geheimhaltung bedacht waren.
Miles schwieg einen Moment, nachdem er geendet hatte, als müsste er das alles erst einmal verarbeiten. «Was meinst du, kannst du uns irgendeinen Beweis dafür liefern?», fragte er. «Irgendwas, was wir den Chinesen vorlegen können?»
Knox dachte an die blau-weiße Porzellanschale, den emaillierten Flakon. «Das muss ich erst mit einem von den Kirkpatricks klären.»
«Und wie lange dauert das?»
Er prüfte wieder den GPS-Tracker. Gerade war ein neues Signal eingegangen, etwa fünfzehn Kilometer östlich von seinem Standort. «Wenn wir Glück haben», sagte er, «geht es ganz schnell.»
II
Als der Boden unter Rebecca wegbrach, lief alles reflexartig ab. Sie konnte nichts dagegen tun, nur versuchen, irgendwie damit zurechtzukommen. Sie setzte sich gerade und schnallte sich an. Das Heck des Wagens rammte einen Baum, durch die Wucht des Aufpralls sprang der Gang heraus, und der Jeep drehte sich frontal zum Abhang. Sie trat mit aller Kraft Bremse und Kupplung durch, schaltete krachend wieder in den Rückwärtsgang, aber irgendetwas riss, und dann sprang der Jeep, mit den Rädern kaum noch in Bodenkontakt, den Steilhang hinunter und schlug eine breite Schneise in das dünne Buschwerk, dessen Äste und Ranken gegen die Windschutzscheibe knallten. Vorn erhob sich drohend ein Baobab. Sie zerrte das Lenkrad herum, aber es passierte rein gar nichts. Sie stemmte die Füße gegen den Boden und warf die Arme hoch, um ihr Gesicht zu schützen. Der linke Frontteil traf hart auf, sie hörte das Knirschen von Metall und das Klirren eines Scheinwerfers. Der Jeep stieg auf zwei Rädern in die Höhe und fiel wieder herab. Vor ihr öffnete sich das Buschwerk, der Hang brach jäh ab. Der Jeep raste eine Böschung hinunter und krachte frontal auf den Weg darunter. Die Kühlerhaube schob sich zusammen wie eine Ziehharmonika, die gegen ihre Knie drückte, Windschutzscheibe und Seitenfenster zersprangen. Glassplitter flogen um sie herum. Sie wurde gegen ihren Sicherheitsgurt geschleudert, ihr Kopf nach vorn gerissen, und sie spürte, wie ihre linke Schulter sich auskugelte. Der Jeep überschlug sich, bevor er auf der Beifahrerseite liegen blieb. Er schaukelte noch ein wenig hin und her, dann war alles still.
Rebecca erwachte langsam aus ihrem Schock. Sie prüfte Arme, Beine, Kopf und Körper und stellte erleichtert fest, dass sie nur Schrammen und Quetschungen davongetragen hatte, jedoch, abgesehen von der Schulter, keine ernsthaften Verletzungen. Sie schaute hinaus. Rauch und Wasserdampf stiegen in Wolken vom zusammengedrückten Kühler auf. Der Hang war steil, und der Jeep wurde nur von einem verschlungenen Geflecht aus Dornbüschen gehalten, die unter dem Gewicht knarrten und ächzten. Sie roch Diesel und Öl. Sie musste so schnell wie möglich raus aus dem Fahrzeug. Hastig versuchte sie, sich abzuschnallen, aber die Schließe des Gurts hatte sich verklemmt. Sie schlängelte sich seitwärts unter ihm hindurch, wobei sie die Schulter so ruhig wie möglich zu halten versuchte, griff nach der Reisetasche und ihrer Handtasche, warf beides durch die Öffnung, in der einmal die Windschutzscheibe gesessen hatte, hinaus und kletterte hinterher. Das letzte Stück musste sie springen. Beim Aufprall durchfuhr ein rasender Schmerz ihre Schulter, und sie schrie laut auf vor Qual und aus Angst vor dem, was ihr bevorstand. Sie wusste es. Sie hatte sich die Schulter schon zweimal ausgekugelt, einmal nach einer ungeschickten Fallschirmlandung, einmal tief im australischen Outback, als sie versucht hatte, die Zügel eines durchgegangenen Pferds zu fassen zu bekommen, das sie in seiner Panik vor einer Schlange abgeworfen hatte. Sie hatte drei Stunden gebraucht, zwei davon von Schultermuskelkrämpfen geplagt, um den verdammten Gaul einzufangen und dann zehn Kilometer zum Lager zurückzureiten. Es war eine mörderische Tortur gewesen, von der Art, die einen begreifen lässt, warum Menschen mit chronischen Schmerzen nicht weiterleben wollen. Sie hatten die Schulter operieren müssen, um sie zu richten. Weiß der Himmel, was sie hier in Madagaskar mit ihr anstellen würden.
Sie holte ihr Handy aus der Tasche, aber sie bekam kein Netz. Mit tiefem, regelmäßigem Atmen suchte sie die aufsteigende Panik zu bezwingen. Auf
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