Die Drachenflotte (German Edition)
zurück, zog seine Hose aus und watete zum Boot hinaus. An Deck fand er eine Tasche mit Reiseanhänger, auf dem «Matthew Richardson» stand. Knox’ Deckname. Boris machte sie auf und wühlte darin herum, fand eine Taucherausrüstung, teures Zeug, nicht von der Art, das man einfach vergessen oder herumliegen lassen würde, damit jeder zufällig vorüberkommende Dieb sich bedienen konnte.
Ganz klar, Knox würde demnächst zurückkommen.
Und Boris würde ihn erwarten.
II
Jetzt, da er von Rebeccas Schulterverletzung wusste, ließ Knox sich Zeit bei der Rückfahrt nach Toliara. Sie war trotz der körperlichen Beeinträchtigung eine gute Beifahrerin, die sich folgsam mit ihm in jede Kurve legte. Jedes Mal, wenn er bremste, um einem Schlagloch oder einem Stein auszuweichen, wurde sie an ihn gedrückt.
Der Nachmittag war schnell vergangen. Die Sonne stand tief, als sie sich Toliara näherten. Knox schaltete den Scheinwerfer ein und stellte fest, dass er nicht funktionierte. Die Dämmerung wich der Nacht. Vor ihnen bewegte sich ein lärmender Hochzeitszug unter lautem Hupen und fröhlichem Geschrei über die Straße. Er hätte sich zwischen den Autos hindurchschlängeln können, aber er wartete, bis die lange Prozession vorübergezogen war. Und während sie da standen, merkte er, dass er sich wünschte, diese Fahrt würde nie enden. Vielleicht empfand Rebecca ähnlich. Er spürte, wie ihr Arm ihn fester umfasste.
Vor dem Hotel kletterte sie vorsichtig von der Maschine. «Können Sie das mit den Zimmern erledigen?», fragte er. «Dann hole ich Pflaster und so was für Ihre Hände.» Ein paar Straßen weiter fand er eine Apotheke, die geöffnet hatte, besorgte alles, was er brauchte, und nahm dann aus einem Gemischtwarenladen noch einen Beutel Eis mit.
Er hörte Wasser rauschen, als er bei Rebecca klopfte. Sie stellte es ab, bevor sie mit einem Handtuch um die Hüften und offener Bluse, die sie mit der Hand zusammenhielt, öffnete.
Er hielt seine Einkaufstüten hoch. «Soll ich Ihnen beim Verbinden helfen?», fragte er.
«Ach ja, bitte.» Sie ging zu ihrem Bett und streckte sich darauf aus, die Hand immer noch an der Bluse. Er schloss die Tür. Dann kniete er sich neben sie und legte den Eisbeutel auf ihre linke Schulter. Zuerst sah er sich ihre Hände an. Sie waren immer noch schmutzig, obwohl sie ihr Bestes getan hatte, um sie sauber zu bekommen, aber wenigstens schienen die Verletzungen gut zu heilen. Er reinigte ihre linke Handfläche mit Gel, gab Jod darauf und verband sie und bedeutete ihr, ihm die rechte Hand zu zeigen. Als sie sie ihm hinhielt, fiel ihre Bluse ein wenig auseinander. Sie versuchte nicht, sie zu schließen. Er blickte auf ihren Körper, dann direkt in ihre Augen, die schon auf ihn warteten. Sie hob die Hand und streichelte seine Wange.
Er sagte leise: «Sie haben neulich gefragt, ob jemand auf mich wartet.»
«Sie sind verheiratet», sagte sie. «Sie haben eine Frau.»
Er dachte an Emilia, an die Möglichkeit, dass er Michels Vater war, an die Komplikationen, die unweigerlich folgen würden, wenn er jetzt der Versuchung nachgab. «Ich habe eine Familie», sagte er.
Ihr Gesicht zeigte ihre Enttäuschung. Sie sah niedergeschlagen aus. «Bleiben Sie bei mir», sagte sie. «Nur heute Nacht.»
«Ich kann nicht.»
«Sie meinen, Sie wollen nicht.»
«Nein. Ich meine, ich kann nicht.»
In diesem Moment begann ihr Handy auf dem Nachttisch zu summen, es vibrierte so stark, dass es sich um sich selbst drehte. Sie sahen einander an, beide mit dem gleichen Gedanken: Die Entführer hatten die Nachricht gefunden. Rebecca holte tief Atem, bevor sie sich meldete. «Ja?»
Die Farbe schien aus ihrem Gesicht zu weichen, während sie lauschte. Ihre Züge wurden hart. Sie gab eine Wegbeschreibung zum Hotel, dann beendete sie das Gespräch und legte das Handy wieder auf den Nachttisch.
«Und?», fragte Knox. «Wer war das?»
«Mein Geschäftspartner, Titch», antwortete sie. «Er ist eben aus England angekommen.»
III
Rebecca hielt den Eisbeutel auf ihre Schulter gedrückt, als sie nach unten ging, um Titch zu empfangen. Wasser sickerte kalt ihren Arm hinunter. Dann fuhr sein Taxi vor. Er ließ sich Zeit, um zu bezahlen und sein Gepäck herauszunehmen, als hätte er Angst vor dem Zusammentreffen. Rebecca ging ihm entgegen und küsste ihn auf beide Wangen. «Was tust du hier, Titch?», fragte sie mit gerunzelter Stirn.
«Dein Anruf», erklärte er. «Er hörte sich an, als könntest du Hilfe
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