Die Drachenflotte (German Edition)
Eigentümer.»
«Aber warum hat mir nie jemand etwas davon gesagt?» Wieder schwieg Delpha und überließ es ihr, sich diese Frage zu beantworten. «Mein Vater hatte kein Vertrauen zu mir, stimmt’s?», sagte sie niedergedrückt. «Er hatte Angst, ich würde meinen Anteil verkaufen, nur um es ihm heimzuzahlen.» Sie rieb sich die Stirn. «Aber wenn nun entweder Emilia oder ich … ich meine, was geschieht, wenn eine von uns …?»
«Dann geht ihr Anteil an Eden an die andere über.»
«Kann Mustafa das wissen?»
«Mr. Habib weiß im Allgemeinen alles, was zu wissen für ihn von Interesse ist.»
«Was meinen Sie? Ist er ein Betrüger?»
«Ein Betrüger ist jemand, dem etwas nachgewiesen wurde. Mr. Habib konnte niemals etwas nachgewiesen werden.»
Sie lachte bitte. Und das erfuhr sie jetzt. «Deshalb lässt Andriama ihn überwachen. Aber wieso will er Eden so dringend haben? So viel kann es doch nicht wert sein.»
«Es gibt Gerüchte», erklärte Delpha. «Ich kann nicht sagen, ob sie zutreffen. Aber es heißt, dass eine deutsche Hotelgruppe an unserer Küste hier eine Ferienanlage für Ökotouristen bauen will. In Eden gibt es herrliche Strände und Buchten. Es gibt Urwald, Riffe und reichlich Trinkwasser. Kann man sich einen besseren Platz vorstellen?»
«Wie viel?»
«Zwei Millionen Euro Minimum. Vielleicht bis zu vier Millionen.»
Rebecca stand auf. Sie ging zum Fenster und blickte zur Straße hinunter. Nach Yvettes Tod war Eden zum Lebensmittelpunkt ihres Vaters geworden. Niemals würde er es zur Erschließung verkaufen, und er würde niemandem verzeihen, der es tat. Sie musste einen Weg finden, um diesen Vertrag rückgängig zu machen. Gerade als sie Delpha um Rat bitten wollte, meldete sich ihr Handy, und augenblicklich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Das mussten die Entführer sein. Aber es war nur eine Warnung, dass ihr Akku gleich leer sein würde. O verdammt. Sie brauchte es, am ehesten würden die Entführer versuchen, sie über ihr Handy zu erreichen. Sie musste das sofort in Ordnung bringen. Eilig entschuldigte sie sich bei Delpha, packte die Reisetasche und lief los, um eine Lösung dieses Problems zu finden.
II
Knox hoffte, bei seiner Rückkehr nach Eden eine Nachricht von den Entführern vorzufinden. Aber da war nichts. Er sah trotzdem im Haus und in allen Hütten nach, ging dann zum Bootshaus hinunter, alles ohne Erfolg. Aber da er schon einmal hier war, beschloss er, einen zweiten Blick auf diese Keramiken zu werfen, um sicher zu sein, dass nicht die Phantasie mit ihm durchging. Und er wollte noch etwas anderes überprüfen.
Die Kirkpatricks waren offensichtlich Leute mit großer intellektueller Neugier. Wenn ein Gegenstand sie interessierte, beschafften sie sich Bücher und Aufsätze dazu. Zweifellos hatte Adam deshalb die alten Karten auf der Yvette , um sich draußen auf dem Wasser in sie vertiefen zu können. Und deshalb auch wurden die Bücher über die Schatzflotte und Unterwasserarchäologie im Keller aufbewahrt. Bisher war Knox den Kirkpatricks nur hinterhergelaufen. Alles, was er über das chinesische Wrack herausgefunden hatte, hatten sie vor ihm entdeckt. Gut möglich, dass sie noch andere Dinge entdeckt hatten, von denen er bis jetzt nichts wusste. Wenn das zutraf, war anzunehmen, dass sie sich einschlägiges Studienmaterial dazu besorgt und dies ebenfalls im Keller des Bootshauses untergebracht hatten. Eine Durchsicht der Regale würde ihn vielleicht auf dem kürzesten Weg auf ihren Wissensstand bringen.
Er schaltete den Generator ein, schob die Wand zur Seite, sperrte die Tür auf und ging nach unten, wo er langsam die Regale abschritt. Er fand Fachliteratur, Bücher und Artikel über Zheng He und seine Schatzflotte, über die Ming-Dynastie und chinesischen Schiffbau. Es gab archäologische Werke über die Chimú, Inkas, Azteken und andere Kulturen der Neuen Welt; Bücher zur Renaissance und zur Geschichte der Kartographie. Mehrere Bände waren so abgegriffen, dass die Buchrücken fehlten. Er zog ein Buch heraus und schlug es auf. Es war eine Biographie, die sich mit Ferdinand Magellan befasste, dem Mann, der weithin als der erste Weltumsegler galt. Nicht zu Recht, denn er selbst hatte die Umsegelung nicht vollendet. Er starb auf den Philippinen, als er einen Angriff gegen die Eingeborenen führte, die die Frechheit besessen hatten, die Bekehrung zum christlichen Glauben abzulehnen. Achtzehn seiner Leute jedoch hatten es geschafft, lebend davonzukommen. Achtzehn von
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