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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Arbeitsessen unversehens ihre Hand genommen und ihr ewige Liebe erklärt. Sie hatte es damals dem Alkohol und der kürzlich erfolgten Trennung von seiner Frau zugeschrieben, aber in Momenten wie diesem fragte sie sich, ob nicht etwas Ernsteres dahintersteckte. Sie hoffte sehr, dass es nicht so war. Sie hatte Titch von Herzen gern und schätzte ihn sehr, aber mehr auch nicht. Er senkte den Kopf und blätterte zur nächsten Seite in seinem Ordner. «Aber wir können praktisch keine Sicherheiten bieten», fuhr er fort, «und haben immer wieder mit den üblichen Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Beides zusammen wirkt auf die Banken natürlich wie ein fettes rotes Warnsignal.»
    «Und was schlägst du vor?» Was für ein Notfall war vorstellbar, der beide, sowohl Adam als auch Emilia, am Telefonieren hindern würde?
    «Na ja», sagte Titch, «wir haben grundsätzlich drei Möglichkeiten. Bitte versteh mich nicht falsch, ich spreche hier ausschließlich als Vertreter der Firma. Die erste wäre, die Außenstände bei unseren Schuldnern einzutreiben.»
    «Damit meinst du mich, nehme ich an?»
    Er drehte verlegen den Füller in seiner Hand. «In erster Linie, ja.»
    «Wie viel ist es inzwischen?»
    «Zweihundertachtzig und ein paar Zerquetschte. Und unsere Abmachung sieht ausdrücklich die Rückzahlung innerhalb von –»
    «Und die zweite Möglichkeit?» Wenn Emilia etwas passiert wäre, hätte ihr Vater selbst angerufen. Wenn ihrem Vater etwas passiert wäre, hätte Emilia angerufen. Sie schloss einen Moment die Augen, nicht bereit, diesen Gedankengang weiterzuverfolgen.
    «Wir haben in letzter Zeit sehr schnell expandiert. Wir haben neue Leute eingestellt. Aber die meisten unserer Projekte kosten weit mehr, als sie einbringen.»
    «Du meinst, ich soll einen Teil der Leute feuern?»
    «Du hast mich nach den Möglichkeiten gefragt. Das ist eine von ihnen.»
    «Und die dritte?»
    «Du hast hier ein feines kleines Unternehmen aufgebaut, Rebecca», sagte Titch. «Wir sind schon von mehreren Konzernen angesprochen worden. Sie würden Spitzenpreise bezahlen.»
    «Nein», wehrte sie aufgebracht ab. «Das ist meine Firma.»
    «Bitte, Rebecca. Denk wenigstens mal darüber nach. Du bist eine großartige Fernsehmoderatorin. Aber du bist keine Geschäftsfrau. Schau mal, du bist doch gar nicht so oft hier, du bist ständig unterwegs, um zu drehen. Und wenn du mal ehrlich bist, interessiert dich das Geschäftliche im Grunde gar nicht.»
    «Ich habe aber keine Lust, mir von anderen Vorschriften machen zu lassen.»
    «Niemand würde dir Vorschriften machen.» Titch lachte ein wenig bitter. «Das würde niemand wagen. Wenn du gehen würdest, wäre die Firma am Ende.»
    Er schmeichelte ihr, sie wusste es, aber es wirkte. «Es muss doch eine Alternative geben», sagte sie. «Können wir es nicht einfach aussitzen, bis die Amerikaner einsteigen?»
    «Es gibt keine Garantie dafür, dass die Amerikaner wirklich einsteigen», entgegnete Titch. «Und selbst wenn, wird es Wochen dauern, bis wir Gewissheit haben; und selbst dann können wir monatelang noch nicht mit Einnahmen rechnen. Inzwischen müssen wir aber Löhne und Miete zahlen, müssen unsere Lieferanten –»
    Ein kurzes Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Nicola streckte den Kopf herein. «Du hast gesagt, ich soll dir Bescheid geben, wenn dieser Franzose noch mal anruft», sagte sie.
    Rebecca bekam einen trockenen Mund, und ihr Herz fing heftig zu klopfen an. «Pierre?»
    «Er hängt in der Warteschleife, ja.»
    «Okay. Stell ihn durch.»
    «Sofort.»
    «Können wir bitte einen Moment unterbrechen?», fragte sie Titch. «Ich muss kurz rangehen.»
    «Natürlich.» Er stand auf. «Wir können das ja später klären.»
    Sie nickte, holte tief Atem und wischte sich die Hände an ihrer Hose. Das Telefon auf ihrem Schreibtisch begann zu läuten.
II
    Die Maritsa sackte in das nächste Wellental, und der Anker schlug über der offenen Luke aus wie eine Abrissbirne. Knox duckte sich und winkte die beiden Konservatoren im Laderaum eilig zurück. Schon wurden sie von einer neuen Welle erfasst. Die Maritsa begann heftiger zu stampfen, der Anker geriet immer stärker in Schwingung. Die Arme weit vorgestreckt, versuchte Klaus, ihn aufzuhalten, aber das eiserne Monster stieß ihn einfach rückwärts, bis er über einen Ladebaum stolperte und auf den Hintern fiel. Es war ein komischer Anblick, aber niemand lachte. Ein so schweres Gerät konnte unerhörten Schaden anrichten. Der Anker bewegte sich auf

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