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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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konzentriert auf den Teller mit Ingwerkeksen und den Becher schäumend heiße Schokolade gerichtet, die sie trug. Sie strich Rebecca mitfühlend über die Schulter, nachdem sie beides auf dem Walnussschreibtisch abgestellt hatte. Rebecca umschloss den Henkelbecher mit beiden Händen und sog die wohltuende Wärme auf, während sie starr auf die dunkle Haut hinunterblickte, die sich leicht kräuselnd auf der erkaltenden Oberfläche zu bilden begann. Sie hörte ihre Mitarbeiter nebenan telefonieren, Visumsbestimmungen erfragen, Besprechungen verlegen, Auftritte absagen, alles aufgrund eines Unglücks. Ken rief, die erste Maschine fliege später am Nachmittag ab Heathrow über Paris nach Antananarivo, es gebe aber nur noch Business Class. Dreitausendfünfhundertachtundzwanzig Pfund. Ob er buchen solle. Wenn ja, wie er zahlen solle. Einen Herzschlag lang wurde es still im Büro. Rebecca schluckte. Sie nahm die Hand von ihrem Kakaobecher und ballte sie unter dem Schreibtisch zur Faust. Sie wusste nur zu gut, dass ihre eigenen Kreditkarten das niemals stemmen würden.
    «Vom Firmenkonto», sagte Titch.
    «Aber ich dachte, wir dürften nicht mehr –»
    «Vom Firmenkonto», wiederholte Titch energisch. «Wir können das später regeln.»
    Nicola begann, eine Liste häufig vorkommender Krankheiten zu verlesen, die Lindsay mit Rebeccas Impfpass verglich. Bilharziose, Meningitis, Tollwut, Wurmerkrankungen, Denguefieber. Rebecca fühlte sich immer unwohler beim Zuhören. Cholera, Filariose, TB, Gelbfieber, Typhus, Hepatitis. Sie hatte achtzehn Jahre lang in Madagaskar gelebt, nichts davon hatte sie jemals gehört. Ein Hochrisikogebiet für bösartige Malaria mit Chloroquin- und Fansidarresistenz. Von Lariam bekam sie Albträume, bei Doxycyclin verfärbte sich ihre Haut karottenrot; sie würde stattdessen Malarone nehmen müssen. Sie hatte genug für einen Monat im Schrank.
    Titch kam mit einer Schachtel herein und brachte ein dickes Bündel Euro mit, das er heimlich in ihre Tasche schob. Dann ging er vor ihr in die Hocke und sprach langsam und deutlich. Sie hätten alles im Griff. Ein Taxi sei schon unterwegs, um sie nach Hause zu bringen, damit sie packen konnte, und dann weiter zum Flughafen zu fahren. Ihr Flug nach Antananarivo sei gebucht und bezahlt, ebenso der Weiterflug nach Toliara, dem Flughafen, der ihrem Zuhause am nächsten war. Im Moment seien sie noch dabei, einen Leihwagen mit Fahrer zu organisieren, der sie am Flughafen abholen würde; die Einzelheiten werde er ihr später per SMS durchgeben. Fürs Erste solle sie das Gespräch über die Finanzen einfach vergessen. Er werde sich um alles kümmern, bis sie zurück sei.
    Sie drückte ihm dankbar die Hand. Ihre Blicke trafen sich, er schien noch etwas sagen zu wollen, ließ es dann aber sein. Das Telefon läutete, das Taxi wartete schon. Sie packte ihren Laptop ein, den Adapter und die Ersatzsicherung und war schon auf dem Weg zur Tür, als sie sich noch einmal umschaute und ihre Mitarbeiter mit ernsten und bekümmerten Gesichtern im Halbkreis versammelt sah wie Trauernde um ein offenes Grab. Als hätten sie schon das Schlimmste akzeptiert.
    Sie trat einen Schritt auf sie zu. «Sie sind nicht tot», sagte sie trotzig. «Habt ihr gehört? Sie sind nicht tot.»
    Titch kam zu ihr und nahm sie so fest in die Arme, dass sie seinen Herzschlag spürte. «Nein, sie sind nicht tot», bekräftigte er. «Du wirst sie finden. Wenn jemand sie finden kann, dann du.»
II
    Als Knox in den Besprechungsraum kam, wo Holm seinen Befund vorlegen wollte, traf er dort nur Miles an. Der vertrieb sich, die Füße auf dem Konferenztisch, die Zeit damit, die Blätter seines Schreibblocks eins nach dem anderen zu kleinen Kügelchen zusammenzuknüllen, um sie mit gezieltem Wurf in den Papierkorb zu befördern. Dem mit Geschossen übersäten Fußboden nach zu urteilen, war er dabei nicht sehr erfolgreich. «Nur wir?», fragte Knox.
    «Ricky will es so», erklärte Miles. «Wir informieren die anderen dann später.»
    Knox nickte. Die Konservatoren hatten mit dem Anker genug zu tun und die Crew mit der Reparatur des Strahlruders und der Überprüfung von Schäden, die der Anker eventuell am Schiffsrumpf angerichtet hatte. Und ihre Kollegen von MGS waren zwar erfahrene Taucher, aber vor allem beim Militär und in der Ölindustrie tätig gewesen, wissenschaftliche und archäologische Aspekte eines Tauchunternehmens interessierten sie wenig. Außerdem befand sich die Hälfte des Teams noch auf

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