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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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lernen neu erwacht. Wissen um des Wissens willen. Der Wunsch, der Welt etwas zu hinterlassen, was Bestand hatte. Sie wollte sich irgendein obskures einheimisches Tier aussuchen (eine Kröte vielleicht oder auch einen Tausendfüßler, etwas Kleines, nicht unbedingt Niedliches), dann in den nächsten zehn Jahren ausgiebig darüber forschen, Aufsätze darüber schreiben, die nur siebenundzwanzig Leute auf der Welt jemals lesen und höchstens fünfzehn verstehen würden.
    Sie war glücklich.
    Als Titch abgefahren war und der Staub hinter seinem Wagen sich gelegt hatte, ging sie mit Michel zum Strand hinunter. Auf der Küstenstraße kam ihr Pierre entgegengerannt, heftig winkend, unter den Armen große dunkle Schweißflecken auf dem blauen Hemd. «Du wolltest doch voavy für das Dach?»
    «Ja.» Sie hatte ihm die Aufsicht über den Bau des neuen Emilia-Kirkpatrick-Schulsaals übertragen, nicht zuletzt, um ihn so weit mit Geld zu versorgen, dass er das Riff und das Wrack in Ruhe lassen würde.
    «Jean-Luc sagt, cassave ist besser», erklärte er. «Und billiger.»
    «Schön, dann nehmen wir cassave .»
    «Gut.» Er blieb noch einen Moment stehen, um sich die Stirn zu wischen und zu verschnaufen, ging ein wenig in die Knie, um Michel unter dem Kinn zu kraulen. Dann blickte er zu Rebecca hinauf. «Er wird Emilia jeden Tag ähnlicher.»
    «Ja», stimmte Rebecca zu.
    «Ich soll dir von Therese etwas ausrichten», sagte er. Er richtete sich wieder auf und sah sie mit diesem etwas besorgniserregenden Blick an, den er sich in den letzten Wochen angewöhnt hatte. Er enthielt nichts, wofür sie ihn hätte tadeln können, war eher onkelhaft und gütig als lüstern, ähnlich wie der Blick, mit dem er seine Kinder bedachte, wenn sie ihn stolz gemacht hatten. «Sie sagt ja, heute Nachmittag, das geht in Ordnung.»
    «Wunderbar.» Rebecca nickte. «Sag ihr vielen Dank.»
    Er drehte sich um und ging wieder, hob zur Bestätigung ihrer Worte kurz den rechten Arm. Michel rekelte sich, streckte die Ärmchen und gähnte. Er schlug kurz die Augen auf, dann schloss er sie wieder, ein leises Lächeln um die Lippen. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie zu ihm hinuntersah. Sie hatte immer noch nicht entschieden, was sie ihm über seine Herkunft sagen würde. Es gab einen kleinen Teil in ihr, der ihn am liebsten ganz für sich allein behalten hätte. Aber der weit größere Teil schämte sich, dass sie an einen derartigen Verrat an ihrer Schwester auch nur denken konnte.
    Sie war natürlich bei weitem nicht die Erste und Einzige, die sich vor ein solches Dilemma gestellt sah. Viele Menschen, mehr als man glaubte, lebten ihr Leben, ohne je auch nur einen Moment Verdacht zu schöpfen, sie könnten nicht das leibliche Kind des Mannes und der Frau sein, die für sie ganz selbstverständlich ihre Eltern waren.

    Titch hatte von ihrer Spielsucht gewusst. Das war eine Überraschung gewesen. Anscheinend hatten es alle gewusst. Er hatte geglaubt, dass sie vielleicht deshalb nicht zurückkommen wollte, und ihr versichert, dass das doch kein Problem sei. Sie könne sich einer Gruppe anschließen, sich der besten Therapie unterziehen, die für Geld zu haben war. Worauf sie lachend erwidert hatte, das Spielen sei kein Thema mehr, sie habe seit Wochen nicht einmal mehr daran gedacht. Und das stimmte.
    Sie spürte einen leichten Krampf im Unterleib und legte ihre Hand auf den Bauch. Sie war seit Tagen überfällig, und heute Morgen war ihr eindeutig schlecht gewesen. Nicht so, dass sie sich hätte übergeben müssen, aber doch flau. In Emilias Hütte lag noch ein verpackter Schwangerschaftstest, aber es war noch zu früh, sie wollte sich die Hoffnung nicht womöglich jetzt schon nehmen lassen. Manchmal war sie so überwältigt von dem Gedanken, dass sie schleunigst etwas tun musste, um sich abzulenken.
    Noch eins hatte Titch nicht begriffen, ganz gleich, wie oft sie versucht hatte, es ihm zu erklären. Selbst wenn sie zurückkehrte, würde ihm das jetzt nichts mehr bringen. Sie hatte beim Fernsehen Erfolg gehabt, weil das missionarische Feuer in ihr gebrannt hatte. Sie war so sicher gewesen, genau zu wissen, worum es im Leben ging, dass es ihr ein Anliegen gewesen war, die ganze Welt von der Richtigkeit ihrer Vorstellung zu überzeugen. Aber das Feuer war erloschen. Es war während ihrer Suche nach Adam und Emilia erloschen, als sie erkannt hatte, um wie viel wunderbarer und komplexer das Leben war als ihre Wahrnehmung von ihm. Und sie war froh darüber.
    Kaum

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