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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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dunkel.»
    «Mein Vater und meine Schwester mussten die Lagune auf diesem Weg verlassen. Ich muss nachsehen.»
    «Morgen.»
    «Nein, jetzt. Was ist, wenn da unten etwas liegt? Ich schulde es ihnen, Daniel.»
    «Blödsinn», sagte er. «Sie schulden es ihnen, kein unüberlegtes Risiko einzugehen. Das hilft ihnen nämlich bestimmt nicht.»
    «Ich tu’s trotzdem.» Rebecca stieg auf die Bank, bevor er sie daran hindern konnte, und sprang über Bord. Sie bekam ein wenig salziges, warmes Wasser in den Mund, als sie in das Tal einer Welle eintauchte und von ihr hoch emporgetragen wurde. Sie hatte sich nicht klargemacht, wie stark die Dünung war und wie schnell das Tempo der Yvette . Schon jetzt war sie zwanzig Meter entfernt, während Daniel oben mit gekrümmtem Rücken hektisch hantierte, um sie zu wenden.
    «So hören Sie doch», rief er. «Sie werden da unten gar nichts erkennen. Glauben Sie mir. Ich kenne mich aus mit Riffen. Warten Sie, bis es ruhiger wird, ich hole Sie –»
    «Und wann soll das sein?» Sie zog ihr rechtes Knie bis zum Kinn, um in eine Flosse zu schlüpfen. «Kennen Sie sich mit den Riffen hier auch aus?»
    Er sah unwillig zu ihr hinunter, aber tun konnte er nichts. «Also gut», sagte er. «Aber machen Sie’s kurz. Halten Sie sich von den Korallen fern. Die Strömungen –»
    «Ich bin hier aufgewachsen, stellen Sie sich vor.» Sie zog die zweite Flosse über, schob die Maske über die Augen, biss auf das Mundstück des Schnorchels, dieser vertraute Geschmack nach Gummi und Salz. Sie tauchte. Die Dünung hatte Sand und Schlick aufgewirbelt, doch war die Sicht nicht schlecht. Die Korallenbank war eine dunkle Masse zu ihrer Rechten, die in deutlich unterscheidbaren Farbtönen aufblühte, als sie näher kam: Violett, Schwarz, Lila, Smaragdgrün und Ocker. Das Farbenspiel bedeutete jedoch nicht, dass die Korallen gesund waren, es war zu einem großen Teil den Algen zu verdanken, die tote wie lebende Korallen gleichermaßen besiedelten. Eben deshalb war es so wichtig, die Fischpopulationen zu beobachten. Mondsichel-Falterfische, Madagaskar-Winkelfalterfische, Längsstreifen-Borstenzahndoktorfische zum Beispiel bedeuteten nichts Gutes, sie nährten sich von Algen. Was man gern sah, waren Pazifische Rippenfalterfische, Langnasen-Feilenfische, gestreifte Zackenbarsche und Schwarzschwanz-Schnapper, die sich nur von lebenden Korallen ernährten, oder schwarze und rote Schnapper und –
    Eine mächtige Welle rauschte zischend und brodelnd über sie hinweg, Salzwasser drang durch den Schnorchel in ihren Mund, und sie hustete krampfhaft, während rund um sie herum die Rifffische in heiter gleichmütigem Tanz über ihren Kampf zu spotten schienen. Die Korallenbank wurde steiler, sie war der Passage nahe. Sie ermahnte sich, vorsichtig zu sein. Mit jeder Welle leerte und füllte sich die Lagune, und die gewaltigen Wassermassen, die durch diese schmale Lücke drängten wie eine riesige Menschenmenge durch ein einziges Drehkreuz, erzeugten unglaublich starke Strömungen. Eine durchsichtige Plastiktüte trieb vorüber. Sie grapschte danach, damit nicht, wie das vorkam, eine Schildkröte sie mit einer Qualle verwechseln und daran ersticken würde. Als sie sie nicht zu fassen bekam, schwamm sie ihr nach. Sie hörte Daniel eine Warnung rufen und drehte sich genau in dem Moment um, als eine neue Welle heranrollte und ihr schräg ins Gesicht schlug. Wasser strömte durch ihren Schnorchel ein. Hustend und würgend spie sie es aus. Da brach schon die nächste Woge über sie herein und riss sie in wilden Wirbeln mit sich, ohne dass sie sich wehren konnte. Sie versuchte, sich mit energischen Beinstößen zu befreien, doch ihr linker Fuß traf auf etwas Hartes, Festes, und Schmerz schoss ihr Bein hinauf. Eine dritte Welle warf sie rückwärts aufs Riff. Ihr linker Ellbogen erhielt einen Schlag, und ihr Hinterkopf prallte so hart auf, dass ihr schwindlig wurde. Die Brandung ließ nach, und der Rückstrom trug sie mit sich über die Korallen. Sie versuchte, auf die Füße zu kommen, schwerfällig von dem Schlag auf den Kopf und durch die Flossen. Wegen der Schwämme, der vielen Seeigel und Dornenkronenseesterne, die die Korallen bevölkerten und einem schmerzhafte Verletzungen beibringen konnten, wagte sie es dann doch nicht. Sie drehte sich seitlich zu den Wellen und spreizte weit die Beine. Ihre linke Schulter begann zu schmerzen. Sie hatte sie sich schon zweimal ausgekugelt und große Angst davor, dass es wieder passieren

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