Die Drachenflotte (German Edition)
nicht.»
«Bitte komm mit», sagte er. «Wir zahlen auch gut. Tausend Euro.»
Zu seiner Verwunderung schien Claudia eher gekränkt als erfreut. «Ich will kein Geld von dir. Nicht hierfür .»
«Es wäre nicht hierfür», erwiderte Davit. «Wir könnten deine Hilfe wirklich gebrauchen. Du könntest für uns kochen, dolmetschen und so weiter.»
Sie drehte sich auf den Bauch. «Du willst mir tausend Euro dafür bezahlen, dass ich koche und Malagasy spreche? Für wie viele Tage?»
«Vier, fünf vielleicht. Ich weiß noch nicht genau.»
«Und worum geht’s da? Ihr sucht diesen Mann in Eden, oder? Warum? Was wollt ihr von ihm? Habt ihr was Böses mit ihm vor?»
«Die Leute, für die ich arbeite, wollen lediglich mit ihm reden, mehr nicht.»
«Reden!», wiederholte sie ungläubig. «Warum ruft ihr ihn dann nicht einfach an? Gibt’s da, wo du herkommst, kein Telefon?»
«So einfach ist das nicht.» Aber dann fragte er sich: Warum eigentlich nicht? Er verfolgte den Gedanken nicht weiter. Es war angenehmer, ihren Rücken zu streicheln. «Bitte», sagte er. «Wir brauchen dich wirklich.» Und zum Beweis fügte er hinzu: «Boris hatte die Idee, dich zu fragen, nicht ich.»
Sie fand das nicht so erfreulich, wie er erwartet hatte. «Ich mag deinen Freund nicht», erklärte sie. «Er ist ein schlechter Mensch.»
«Er ist schon in Ordnung.»
«Hier kommen dauernd solche Männer her. Keine guten Menschen.» Sie sah ihn an und zeigte mit dem Finger auf sich selbst. «Ich spüre das immer gleich. Deshalb bin ich mit dir zusammen und nicht mit ihm.»
Ihre Worte taten ihm unglaublich gut, zärtliche Gefühle überschwemmten ihn. «Bitte komm doch mit», bat er. «Ich weiß nicht, wie ich fünf Tage ohne dich überleben soll.»
Sie lachte und drückte leicht seine Hand. «Du wirst es schon überleben.»
«Ich mein’s ernst. Ich bin ganz verrückt nach dir. Ehrlich.»
Sie betrachtete ihn zweifelnd. «Ist das wirklich dein Ernst?»
Er nahm ihre Hände und küsste sie. «Es ist mein Ernst», versicherte er. «Ich möchte Tag und Nacht mit dir zusammen sein.»
«Also gut», sagte sie beglückt. «Dann komme ich mit.»
II
Rebecca versuchte, schnell den Schaden zu überblicken. Ihr Blut war über Armaturen und Steuerrad verschmiert, und im Cockpit war der Boden mit ungefähr einem Zentimeter rötlich verfärbten Wassers bedeckt. Mit jeder Bootsbewegung schwappte es hin und her. Sie schaute nach draußen, und als sie nirgends eine Spur von Daniel entdeckte, glaubte sie schon, er wäre von der letzten Riesenwelle über Bord gespült worden. Aber dann sah sie ihn aus der Luke zum Maschinenraum auftauchen, und ihr Herz fand seinen normalen Rhythmus wieder. Er musterte sie mit steinernem Blick von oben bis unten, bevor er nach unten verschwand und dann in trockenen Kleidern und mit zwei Flaschen Wasser, dem Erste-Hilfe-Kasten, zwei Handtüchern und etwas Bettzeug wieder erschien. Er wischte das Wasser mit einem Handtuch auf, trocknete den Boden und breitete Leintücher, Decken und ein Kissen darauf aus. Dann übernahm er das Steuer von ihr, stellte die Maschine auf langsame Fahrt voraus, setzte einen sicheren Kurs aufs offene Wasser hinaus und fixierte das Ruder.
«Legen Sie sich hin», sagte er.
Sie versuchte es mit Lässigkeit. «Ich lasse mir von niemandem –»
«Kein Wort», warnte er. «Ich bin zu wütend. Also los, legen Sie sich hin.»
Sie streckte sich auf dem Behelfslager aus, während er aus einem Portionstütchen ein Antibiotikum in ein Glas gab und es mit Wasser verrührte. Als sie ausgetrunken hatte, sagte er: «Jetzt Ihre Hand.»
«Therese kann –»
«Ihre Hand.»
«Therese ist ausgebildete Krankenschwester. Wir können in …»
«Je länger man Verletzungen von Korallen unbehandelt lässt, desto schlimmer entzünden sie sich.» Er erklärte es langsam und deutlich, als hätte er einen Schwachsinnigen oder ein Kind vor sich. «Je schlimmer die Infektion, desto übler die Narben. Möchten Sie Ihr Leben lang mit einem Haufen Narben herumlaufen? Nein? Dann geben Sie endlich Ihre verdammte Hand her.»
Sie hielt ihm die Hand hin, die vor Empörung zitterte. Er umfasste sie fest, musterte Handfläche und Gelenk, beide aufgeschürft und blutend. Er säuberte die Verletzungen mit Wasser und Watte aus dem Verbandskasten von Sand und winzigen Steinchen, trocknete sie dann gründlich, rieb eine antiseptische Salbe ein, verband mit Mull und Pflaster. Immer wieder stand er auf, um sich zu vergewissern, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher