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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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aus Höflichkeit eine Bemerkung darüber. «Bitte entschuldigen Sie mich noch einen Moment», sagte er, die Hand auf der Sprechmuschel seines Telefons. «Ich muss diesen Anruf erledigen. Höchstens fünf Minuten.»
    «Kein Problem.»
    «Das ist meine Tochter Ahdaf», sagte er. «Zoologin wie Sie. Oder zumindest auf dem Weg, es zu werden.» Er wies zu den Satellitenschüsseln auf dem Dach hinauf, als er die Treppe wieder hochlief. «Sie sieht sich immer alle Ihre Sendungen an.»
    «Wirklich?», fragte Rebecca.
    Ahdaf senkte für einen Moment den Blick. «Ja, ich sehe mir Ihre Sendungen an.»
    Rebecca nahm ihren Ton sofort wahr. «Aber sie gefallen Ihnen nicht.»
    Ahdaf wartete, bis ihr Vater außer Hörweite war. «Sie stellen den Menschen immer als etwas so Besonderes dar», sagte sie. «Wir sind nur eine Art unter Millionen.»
    «Eine Art, aus der zufällig mein gesamtes Publikum besteht.»
    «In der Wissenschaft sollten Quoten keine Rolle spielen», entgegnete Ahdaf. «Wenn ich so eine Sendung machen würde, würde ich den Menschen wie jedes andere Tier behandeln.»
    Das glaub ich dir aufs Wort , dachte Rebecca. Aber sie sagte nichts. Sie konnte nicht riskieren, sich Mustafas Wohlwollen zu verscherzen. Stattdessen holte sie ihr Handy aus der Tasche. «Sie entschuldigen?», fragte sie und wies zu den Masten hinauf. «Ich habe jetzt zwei Tage lang in einem Funkloch gesessen.»
    Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie ein paar Schritte weg und hörte ihre Nachrichten ab. Drei waren allein von Titch, der ihr versicherte, dass in der Firma alle an sie dachten und ihr wünschten, dass die Dinge sich entwickelten wie erhofft. Sie solle unbedingt zurückrufen, wenn er irgendetwas tun könne. Sie hatte seit ihrer Abreise aus London kaum an ihn und die Firma gedacht, aber seine Worte wirkten wie Balsam auf ihrer Seele. Ohne lang zu überlegen, tippte sie seine Handynummer ein. Er meldete sich beinahe augenblicklich, und seine unverhüllte Freude darüber, ihre Stimme zu hören, richtete sie auf. Sie hatte kaum zu sprechen begonnen, da sprudelte schon alles aus ihr heraus. In atemlosem Durcheinander erzählte sie vom Besuch am Grab ihrer Mutter, von ihrem lebensgefährlichen Kampf auf dem Riff und wie Daniel sie gerettet hatte, ja sogar von der Lösegeldforderung. Sie redete immer noch, als sich hinter ihr jemand räusperte. Hastig drehte sie sich um. Da stand Mustafa mit leicht verlegenem Gesicht. «Ich muss Schluss machen», sagte sie zu Titch. «Ich rufe dich wieder an.»
    «Verzeihen Sie.» Mustafa hob wie zur Entschuldigung eine Hand. «Ich wollte nicht lauschen.»
    «Aber Sie haben es gehört?»
    «Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich über diese Neuigkeit bin. Wenn sie stimmt.»
    Rebecca schüttelte den Kopf. «Sie haben mir ein Foto geschickt. Aber Fotografien lassen sich mit Leichtigkeit fälschen.»
    «Das ist wahr», stimmte er zu. «Aber Sie wollen es trotzdem ernst nehmen?»
    «Ich muss.»
    «Und Sie sind hergekommen, weil Sie Hilfe brauchen?»
    «Sie haben doch gesagt, wenn Sie etwas tun könnten …», rechtfertigte sich Rebecca. «Ich könnte das Geld ja aufbringen, aber eben nicht bis Montag früh um neun.»
    Mustafa runzelte die Stirn. «Kommenden Montag? Aber das ist Wahnsinn.»
    «Eben. Diese Leute geben mir gar keine Chance.»
    «Und wo?»
    «Am Independence Square in Toliara.»
    «Wie viel?»
    «Fünfhundert Millionen Ariary.»
    Er zog die Mundwinkel herab, aber auf eine Art, die besagte, dass es schlimmer sein könnte. «Wer weiß davon?»
    «Nur mein Geschäftspartner, mit dem ich eben telefoniert habe. Mit irgendjemandem musste ich reden.»
    «Natürlich. Aber die Polizei weiß nichts?»
    «Nein.»
    Mustafa nickte ernst. «Sie müssen dafür sorgen, dass es so bleibt. Was unsere Polizei weiß, weiß jeder, verstehen Sie. Sie sehen ja selbst, zu welchen absurden Maßnahmen ich schon greife, um meine Familie zu schützen. Wenn die Leute glauben, dass ich Lösegelder bezahle –»
    «Von mir wird niemand etwas erfahren, das verspreche ich. Aber wäre es möglich? Das Geld aufzubringen? Ich bezahle selbstverständlich Zinsen.»
    «Zinsen», sagte Mustafa seufzend. «Wie können Sie von Zinsen reden? Ihr Vater ist mein Freund. Mir liegt einzig daran, ihm und Ihrer Schwester zu helfen. Geld interessiert mich nicht. Aber solche Summen habe ich natürlich nicht im Safe liegen. Ich muss den Betrag selbst leihen, und die Leute, von denen ich das Geld bekomme, werden Zinsen verlangen und gewisse

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