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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Der Schreiber, der bei uns im Nachbarhaus lebt. Ich habe dir schon mal von ihm erzählt.«
    Der Narr kippte nach hinten und verschwand im Stroh. Sie hörte ihn dort wühlen und rascheln. Der Haufen gab merkwürdige Geräusche von sich.
    » Jikesch?«, fragte sie. » Ach, Jikesch, bitte nimm es nicht so schwer!«
    Es dauerte eine Weile, bis er wieder zum Vorschein kam. Er hielt sich den Bauch vor Lachen, die Glöckchen läuteten Sturm. Staub und Stroh bedeckten sein Kostüm.
    » Für einen Schreiber verzichtest du auf mich mit meiner goldenen Krone? Für einen mickrigen Schreiber? Für einen blassen, mageren Tintenkritzler?«
    Linn stand auf und klopfte ihren Rock sauber.
    » Das muss ich mir nicht anhören. Es reicht. Ich wollte es dir sagen, und nun weißt du es, und wenn du dich darüber lustig machen willst, kann ich dich nicht daran hindern. Doch ich kann nicht ertragen, wenn du über etwas lachst, das mir so ernst ist!«
    Sofort fiel er wieder in sich zusammen. Er umklammerte seine Knie und presste die Stirn dagegen, und nachdem er sich eine Weile gesammelt hatte, hob er wieder den Kopf und machte eine ernste, besorgte, fast schon väterliche Miene.
    » Wirst du ihn heiraten, diesen Pergamentbeschmierer?«
    » Nein«, sagte sie leise. » Ich kann nicht.«
    » Aber …«
    » Jetzt gibst du mir auch einmal ein Aber, Jikesch? Ich begehre ihn so sehr, dass ich an nichts anderes denken kann, heiraten kann ich ihn trotzdem nicht.«
    » Will er dich etwa nicht?«, fragte Jikesch empört. » Wie kann er dich nicht wollen, du Schöne, du Liebliche, du zopfige Drachenspielerin?«
    » Ich weiß es nicht«, bekannte sie. » Ich habe keine Ahnung. Er sagt nie, was er empfindet.«
    Jikesch stöhnte theatralisch. » Nicht jeder trägt das Herz auf der Zunge, so wie ich.«
    » Er behandelt mich wie Luft. Doch es ist auch für ihn nicht ganz einfach. Er hat etwas vor – darüber kann ich nicht reden, nicht einmal zu dir –, und das nimmt er sehr ernst, glaube ich. Eine Frau wäre ihm dabei nur hinderlich.«
    » Ach so«, meinte Jikesch und klang alles andere als überzeugt.
    » Und ich …«, begann sie, aber dann biss sie sich auf die Zunge. So viele Gründe sprachen gegen Nival. Eigentlich alles. Zu viel sprach überhaupt gegen eine Liebe oder gar eine Heirat. » Nun, ich will Drachenjägerin werden, keine Hausfrau, die ihrem Mann das Essen kocht.«
    » Du begehrst ihn so sehr, dass du nicht schlafen kannst. Das ist so heiß, dass das Essen von ganz alleine gar wird!« Fassungslos ließ er sich erneut ins Stroh fallen.
    » Es reicht«, bestimmte sie. » Das alles ist peinlich genug, also ich bitte dich, schrei es nicht auf dem ganzen Schlosshof herum. Ich muss jetzt zurück. Mora ist krank, und Agga tut nur, was man ihr aufträgt, keinen Handschlag mehr.«
    Sie machte sich daran, die Leiter hinunterzusteigen, doch Jikesch kletterte mit affenartiger Geschwindigkeit über sie hinweg und erreichte noch vor ihr den Stall.
    » Hier«, sagte er und verbeugte sich vor ihr. » Für dich.« Er überreichte ihr eine goldene Brosche mit einem großen, ovalen Einsatz in makellos schimmerndem Grün. » Für dich«, flüsterte er und bückte sich, bis die Glöckchen ihre Stiefel streiften.
    Sie hatte dieses Schmuckstück schon einmal gesehen.
    » Du hast den König bestohlen? Jikesch! Das hättest du nicht tun dürfen! Oh ihr Götter! Was ist, wenn du erwischt wirst!«
    » Vielleicht«, flüsterte er, » entdeckst du dann, was wirklich in deinem Herzen ist – für mich. Aber«, munter sprang er auf und tänzelte auf den Ausgang zu, » noch ein Aber, für dich und für mich und für alle. Aber ich werde nicht erwischt! Schlau bin ich und flink und fast ein König!«
    » Du bist ein Narr, Jikesch«, sagte sie liebevoll.
    » Ja«, stimmte er ihr zu, nicht im Mindesten zerknirscht, » das bin ich.«

27

    Die Schneewolken hingen so tief über der Stadt, dass die Welt in Grau gehüllt schien, geduckt unter dem Nebel. Alle Geräusche waren gedämpft.
    » Sie fliegt davon und kommt danach zurück«, erklärte Lireck stolz.
    » Sicher?« Borlin schüttelte bedenkenvoll den Kopf. » Lass sie bloß nicht raus, sie kommt nie mehr zurück. Wetten?«
    » Die Wette verlierst du«, meinte Lireck selbstsicher. » Und Ihr, Fräulein Linnia? Was wollt Ihr setzen?«
    » Ich habe mir geschworen, gar nicht mehr zu wetten«, meinte Linn trocken. » Seid froh, dass ich Euch verschone.«
    Der kleine Mann kraulte die Drossel am Kopf, während sie zärtlich an

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