Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
einem dunklen Kupferton.
    Sie streute das Pulver auf jedes Fleischhäufchen, bevor sie es in den Teig einwickelte. Das Backen überließ sie Agga, die den Ofen im Hof schon eingeheizt hatte.
    Bald strömte der Duft in alle Ritzen des Hauses, und die alten Männer wurden munter und beugten sich über das Balkongeländer, um auszuspionieren, wer die fertigen Pasteten bewachte.
    » Geht Ihr hoch zum Schloss?«, fragte Agga. » Oder soll ich?«
    » Ich gehe«, versprach Linn, obwohl ihr allein bei dem Gedanken daran schwer ums Herz wurde.
    An diesem Abend hatte Nival wieder die Macht, sie aufzumuntern, aber er tat es nicht. Mora und Bher fehlten am Esstisch, die alten Männer bestritten die Unterhaltung, Kasidov verbreitete freundliches Schweigen, und während Linn die Suppe verteilte und Brot herumreichte, saß Nival mit gesenktem Kopf da und sagte kein einziges Wort. Sobald er fertig war, legte er den Löffel hin, stand auf und ging.
    » Junge, Junge«, meinte Roban, » der hat mal wieder saure Tinte getrunken, wie?«
    » Ist nicht genug an der frischen Luft«, fand Lireck. » Davon wird man blass und übellaunig. Den müsste mal jemand an der Hand nehmen und mit ihm im Schnee spazieren gehen!«, meinte Dorago, schwenkte den Kopf wie eine uralte Schildkröte und zwinkerte Linn zu.
    » Das«, sagte Borlin, » ist ein Gedanke, für den Frau Mora dich mit diesem Deckel auf den Kopf hauen würde, und du hast zu wenig Haare, um den Aufprall zu dämpfen.«
    Linn versuchte zu lächeln; mit etwas Mühe gelang es sogar.
    Du verdirbst mir nicht diesen Abend. Nicht mein Leben. Rein gar nichts verdirbst du mir, Herr Nival. Mögest du an deinen Schreibfedern ersticken!
    Ihre Beine wollten sich kaum bewegen, als sie am nächsten Morgen den Pastetenkorb hoch zur Burg schleppte. Zum ersten Mal hoffte sie darauf, Jikesch nicht zu treffen. Sie hätte kaum sagen können, warum, aber als der Narr auf sie zusprang und einen Salto machte – er landete direkt vor ihren Füßen –, als er sie angrinste mit dem weißen, maskenhaften Gesicht, da wollte sie losweinen.
    » Ich muss dir etwas sagen, Jikesch«, sagte sie und wunderte sich, wie schwer ihr das fiel. Wie bang sie sich fühlte, als sie mit ihm zum Stall ging und er wie ein Kind voller froher Erwartung neben ihr her hüpfte.
    Sie zögerte den Zeitpunkt ihrer Erklärung so lang wie möglich hinaus. Streichelte die Eselin, fütterte ein paar fremde Pferde, die nichts dagegen hatten, verwöhnt zu werden, und folgte ihm dann in den Heuschober. Der Narr kuschelte sich ins Stroh und riss erwartungsvoll die Augen auf.
    » Jikesch«, sagte sie, und mit einem Mal wurde ihr auch klar, dass sie ihm nie, niemals sagen würde, dass Nat Kyah nicht zufrieden gewesen war und sie nicht entlassen wollte. Dass sie den goldgefüllten Beutel auf dem Dachboden versteckt hatte, ein Schatz, vor dem es ihr graute. » Ach, Jikesch. Ich bin so froh – es ist überstanden.«
    Er musterte sie aufmerksam. » Warum siehst du dann nicht so aus, als würdest du über dem Boden schweben, auf eigenen Schwingen? Was ist passiert, liebste Linnia?«
    Nein. Niemals durfte er von der Wut des Drachen erfahren und von ihrem Entschluss, ihm nicht noch einmal zu gehorchen. Nat Kyah würde nie zufrieden sein – wie hatte sie nur annehmen können, nach diesen sechs Viertelmonden frei zu sein? Er würde immer ein Haar in der Suppe finden, immer einen neuen Auftrag aus den Resten des alten stricken – und dafür hatte sie das Leben des Narren riskiert? Nie wieder. Jikesch opfern – für das Gelächter eines bernsteinfarbenen Ungeheuers?
    Nat Kyah wollte die Drachenschuppe, und die konnte sie ihm nicht bringen.
    » Was ist los mit dir?«, fragte er leise.
    » Du hilfst mir so viel, du riskierst dein Leben für mich. Du hast es bereits einmal riskiert, und das werde ich dir nicht vergessen.«
    » Aber?« Er legte den Kopf schief, wie es manchmal die Affendrossel tat. » Kommt jetzt ein großes Aber, meine Schildmaid, meine Jägerin, meine Fallenstellerin? Ich bin die Beute in deinem Netz, ein Drache, der sich am Feuer verschluckt hat. Gib mir dein Aber, meine Schöne, wenn ich auch sonst nichts bekomme.«
    » Ich bin verliebt.« Jetzt war es heraus. Auch wenn es ihm wehtat, es war immer noch besser als die Wahrheit über Nat Kyah. Dass sie an einen anderen Mann gebunden war, würde vielleicht schlimm für ihn sein. Ihre Traurigkeit deswegen war bitter und zugleich süß. Ganz anders als die finstere, nachtdunkle Bitterkeit, die

Weitere Kostenlose Bücher