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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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zurück, als die Garde aus dem Hof ritt. Kinder warfen Blumen vor die Hufe der Pferde.
    » Sie feiern Euch«, sagte Okanion. » Egal was eben gesagt wurde – die Menschen wissen, dass Ihr es wart. Dass Ihr ganz allein einen Drachen getötet habt.«
    Sie nickte und winkte den Kindern zu. Der Braune machte einen Satz nach vorne, und sie klammerte sich hastig an den Sattelknauf; das Reiten musste sie noch üben. Sie ritten den Hügel hinunter und einmal um die ganze Stadt herum – als Zeichen dafür, was es zu beschützen galt. Als sie zurückkehrten, wurden im Hof bereits die Tische für das gemeine Volk gedeckt.
    » Wir bringen jetzt die Tiere in den Stall«, sagte Okanion zu ihr, » machen uns kurz frisch und treffen uns danach im Großen Saal zum Rittermahl.«
    Linn brauchte länger als die anderen, um ihr Pferd abzusatteln, das nicht stillstehen wollte, aber es war Ehrensache, dass sie sich ganz alleine darum kümmerte. Die anderen hatten den Stall längst verlassen, als sie fertig war.
    » Hier finde ich dich. Drachenmaid. Schwertmaid. Schönste aller Schönen.«
    Jikesch verbeugte sich klingelnd vor ihr.
    Sie versuchte Nival in seinen übertünchten Zügen zu entdecken und vermochte es nicht. Auch seine Augen wirkten durch die schwarze Farbe so anders, so wissend und fremd. Ein anderer. Sie hatte sich getäuscht. In eine Idee verrannt, die einfach nicht stimmen konnte.
    » Knie nicht vor mir. Bitte, hör auf damit.«
    Sie hatte Nival gesagt, dass der Drache die Kette haben wollte, und Jikesch hatte sie gebracht.
    Nival war davon überzeugt, dass sie auch allein mit Nat Kyah fertig geworden wäre. Aber nur Jikesch war beim Kampf dabei gewesen.
    Nein. Nein!
    Mit Jikesch hatte sie gegen den Drachen von Werrin gekämpft, und gleich nach ihrer Rückkehr war Nival verprügelt worden.
    Ich kann das nicht glauben!
    Sie ließ sich ins Stroh sinken, bis ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.
    Sein Kuss schmeckte süß. Vertraut. Er schmeckte nach mehr, weckte ihr Verlangen, und wenn sie die Augen schloss, konnte sie vergessen, welche Maske sie hier küsste, schwarz geschminkte Lippen in der weißen Fratze. Ihr ganzer Körper wurde warm und schwer, und es kribbelte bis in ihre Zehen.
    » Nival«, sagte sie. Und stieß ihn von sich.
    Rücklings fiel er ins Stroh und blieb dort liegen. Die riesigen schwarzen Augen starrten sie fassungslos an.
    » Nein!«, rief Linn. » Nein, ich will es nicht! Du kannst es nicht sein!«
    » Drachenmaid …«
    » Nein!«, schrie sie ihn an. In den Boxen scheuten die Pferde, sie dämpfte die Lautstärke nur mit Mühe. » Sprich nicht so mit mir! Nicht mit dieser Stimme. Wie kannst du es wagen, mich so hereinzulegen!«
    Er rappelte sich auf, schwerfällig, als hätte sie ihm die Knochen gebrochen oder einem Vogel die Schwingen gestutzt.
    » Linnia, ich habe doch nicht …«
    » Nicht so!«, rief sie. » Nicht so! Hör endlich auf, dich zu verstellen! Ich kann es nicht mehr hören. Es ist nicht witzig. Ich lache nicht. Hörst du mich etwa lachen? Bei allen Göttern, du bist nicht Jikesch, du bist Nival!«
    » Ich bin beides«, sagte er. Nun war es Nivals Stimme. Er richtete sich auf und war groß wie Nival. Er wehrte sich nicht, als sie ihm die Mütze vom Kopf riss und darunter das blonde Haar des Schreibers zum Vorschein kam. » Ich bin der Narr des Königs, und ich bin Moras Neffe. Meine Stelle als Schreiber war die einzige Möglichkeit, das Schloss zu verlassen, ohne von den Wachen aufgehalten zu werden. Ich brauchte diese beiden Namen, Linnia – ich habe es nicht ausgehalten, hier als des Königs Glück eingesperrt zu sein.«
    » Du hast mich belogen! Du hast mich hinters Licht geführt. Die ganze Zeit hast du mich glauben lassen, du seist mein Freund.«
    » Ich bin dein Freund, Linnia.«
    Erkenne, wer deine Freunde sind … Ja, jetzt wusste sie es. Endlich.
    » Dann verstehe ich unter Freundschaft etwas ganz anderes. Bei Arajas, wer bist du?« Sie mochte ihn nicht ansehen; es war unerträglich. Nicht Jikesch mit einer Stimme wie Nival. Nicht Nival mit einem Gesicht wie ein Narr. Mit einem Schlag hatte sie beide verloren.
    » Ich bin der Narr des Königs«, sagte er leise. » Und ich hatte die Hoffnung, daneben könnte es noch etwas anderes für mich geben.«
    » Ach ja?«, höhnte sie. » Als der stotternde Nival, der den Mund nicht aufmachen kann? Was hast du mir da vorgespielt, eine Figur, so schüchtern, dass man Mitleid mit ihr haben musste!

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