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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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einzigen Tintenfleck daran entdeckt.
    Jikeschs Haare unter der goldenen Mütze waren dunkler als Nivals – aber das einzige Mal, als sie einen Blick darauf erhascht hatte, waren sie nass gewesen, weil er in den Bach gefallen war. Vielleicht waren sie ihr nur dunkler vorgekommen.
    » Nein«, sagte sie vor sich hin. » Es kann nicht sein. Es darf nicht … Ein Schreiber und ein Narr. Wie könnte er beides sein? Den ganzen Tag muss Jikesch um den König herumtanzen. Nival dagegen … gut, er hat gesagt, er sitzt tagsüber in seiner Schreibstube, allein. Er könnte jederzeit verschwinden, und niemand würde es merken … Aber er hat Berge von eng beschriebenen Seiten abzuschreiben. Wann soll er das tun? Nachts? Irgendwann muss der Mensch doch auch mal schlafen. Das ergibt keinen Sinn. Ich täusche mich. Ich muss mich täuschen. Wenn es so wäre, hätte ich es längst gemerkt. Ich kenne sie beide … sie sind so verschieden …«
    Der sanfte Regen benetzte ihr Haar. Frühling lag in der Luft, Schneematsch verwandelte die Gassen in eine Rutschpartie. Das dunkle Viertel, in dem sich wie immer zwielichtige Gestalten herumtrieben, war von dem Brand verschont geblieben. Zielstrebig marschierte Linn über die Matschhaufen hinweg. Man konnte das Schwert unter ihrem offenen Mantel sehen; niemand sprach sie an. Der erste Hinterhof, in dem die Hahnenkämpfe stattfanden. Der zweite, wo sich die Hunde zerfleischten. Der dritte, in dem zwei kostümierte Männer miteinander rangen. Linn schaute eine Weile zu. Nival war nicht hier; nun, das hatte sie auch nicht erwartet. Was auf der Bühne vor sich ging, interessierte sie nicht. Sie hielt Ausschau, bis sie den schmächtigen ziegenbärtigen Mann erblickte, mit dem Nival damals gesprochen hatte.
    » Mein Herr.«
    Überrascht musterte er sie. Das Kaustäbchen zwischen seinen Zähnen wanderte von einem Mundwinkel in den anderen.
    » Ihr wollt kämpfen?«, fragte er. » Dazu braucht Ihr ein anderes Kostüm. Ein wenig offenherziger, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    » Ich kämpfe, aber nicht hier«, sagte sie rasch. » Nein, ich will auf einen Freund setzen, den ich hier jedoch nicht sehe. Der Affe von Lanhannat – ist er heute Abend nicht dran?«
    Der Mann verzog das Gesicht. » Ach, der. Der hat sich schon mondelang nicht mehr blicken lassen. Ein Talent, wie man es selten sieht. Das ist schlecht fürs Geschäft.«
    » Er ist erstaunlich wendig, nicht wahr?«
    Der Fremde nickte. » Wie ein Affe, in der Tat. Er hat einfach zu oft gesiegt.«
    » Wie viele Male ist er hier aufgetreten?«, fragte Linn. » Er hat das sicher ein paar Jahre gemacht, nicht wahr?«
    » Jahre? Oh nein. Er ist hier irgendwann aufgetaucht – vor einem Jahr etwa. Hat ein paar Mal sporadisch gekämpft, sich einen Namen gemacht, die Favoriten aus dem Feld geschlagen. Ungefähr ein halbes Jahr lang hat er hier alles durcheinandergebracht und mein ganzes System ruiniert, und seit letztem Herbst hat er sich nicht mehr blicken lassen. Tut mir leid, schöne Frau, aber Ihr müsst Euren Freund woanders suchen.«
    Er wies auf die Bühne, wo sich zwei neue Kerle breitbeinig gegenüberstanden. » Wollt Ihr noch setzen? Die letzte Gelegenheit.« Er senkte die Stimme. » Der kleinere – sie nennen ihn den Schlächter. Ein absoluter Geheimtipp.«
    » Nein danke. Aber Ihr habt mir sehr geholfen.«
    Vor einem Jahr hatte Nival hier zum ersten Mal gekämpft? Zu der Zeit, als sie eine Erklärung für die Striemen auf seinem Rücken haben wollte? Dann, als sie auf Burg Ruath gefangen gewesen war, den ganzen Sommer über, war er oft hergekommen, das hatte er ihr erzählt.
    Aber er hatte keine Vergangenheit als Affe von Lanhannat. Er hatte diese Figur erfunden, um sie zu täuschen. Sie war seinen Fußspuren gefolgt – seine Schuhe hatte sie auf Jikeschs Rat hin markiert.
    Alles geplant. Ein grandioses Täuschungsmanöver, um sie von der Wahrheit fernzuhalten.
    »Was wisst Ihr von meinem Dienstherrn?«, hatte er gerufen.
    Sein Herr – nicht der Schreiber des Königs, sondern der König selbst. Ein jähzorniger alter Mann, der die Hand gegen seine Diener erhob. Hatte sie es nicht miterlebt, wie brutal er den Narren zu Boden geschlagen hatte – und sicher nicht das erste Mal?
    Immerzu wollte Pivellius Jikesch gar nicht sehen, deswegen trieb er sich im Schloss und auf dem Hof herum – warum hätte er nicht hin und wieder seine Tante besuchen sollen, ohne dass seine Abwesenheit auffiel? Wenn man ihn im Schloss suchte, wusste sowieso

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