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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sagen: Du gehörst mir. Oder: Du gehörst jetzt Arian. Stattdessen sagte er, als würde er tatsächlich daran glauben: Du gehörst hierher.
    Jikesch hob den Kopf und wischte sich übers Gesicht.
    » Deine schwarzen Augen sind verschmiert. Was ist mit deinen Lippen? Sie sehen aus, als hättest du Kohle gegessen.« Betroffen starrte der König ihn an. » Zum ersten Mal sehe ich dich so. Zum ersten Mal wird mir klar, dass es nur Farbe ist, die sich abwischen lässt. Wer bist du darunter?«
    » Ein Junge, der verkauft wurde«, flüsterte Jikesch. » Ein Junge, dessen Lachen zwei Goldtaler wert war.«
    » Zwanzig«, widersprach der König. » Ich habe zwanzig bezahlt. Mehr, als irgendein Narr wert sein dürfte.«
    Jikesch starrte auf die Farbspuren an den weißen Handschuhen.
    » Arian hat gar nichts bezahlt«, sagte er.
    » Du meinst, ich hätte dich ihm nicht schenken dürfen?«
    » Ein König und ein Königsnarr«, wisperte Jikesch. » Beide sitzen auf diesem Teppich, dessen Muster meine Haut schmücken sollte. Ein Teppich aus Khanat. Oh Barradas, ich bin nie in der Ebene der Freien Städte gewesen! Was für ein Anblick, zwei Könige, der eine stolz und streng, der andere mit verschmiertem Gesicht. Wer von ihnen ist der Narr, und welcher ist weise?«
    » Du musst meinen Sohn beraten«, sagte Pivellius eindringlich. » Du musst sein Glück sein. Er ist alles, was Schenn noch hat, unsere ganze Zukunft. Mit ihm wird Brahans Linie enden, mit ihm werden die alten Geschichten und Traditionen untergehen, wenn er sich nicht fängt und den richtigen Weg einschlägt.«
    » Was ist der richtige Weg?«, murmelte der Narr. » Hinaus, nach Süden, wohin uns der Wind weht? In die Ebene? Khanat wartet auf uns, auf die stolzen Drachentöter, damit wir ihnen den Segen der Götter bringen. Oder?«
    Pivellius seufzte. » Arian ist unberechenbar geworden, und weil ich ihm die Macht dazu gab, wird es immer schwieriger, ihn zu bändigen. Er will ein Held sein und mehr als das, er will alle Erwartungen erfüllen und übertreffen, und er will sein, was es viele Generationen lang nicht gab: ein würdiger Erbe Brahans, eine neue Legende … Wird er der Heilige sein, der den rebellischen Süden in den Schoß der Götter legt?«
    Pivellius’ Augen waren müde, als hätte er nächtelang über Karten und Schriften gebrütet.
    » Ich wollte Frieden«, sagte er. » Ich habe Freundschaft gesät und Krieg geerntet. Noch habe ich die Macht, Arian wieder wegzunehmen, was ich ihm gegeben habe – doch dann? Wie könnte er jemals meinen Thron erben, wenn ich ihm das Zepter jetzt wieder entreiße, wenn ich das Vertrauen, das ich in ihn gesetzt habe, widerrufe? Wer sonst soll hier sitzen und die Krone des Heiligen Brahan tragen, wenn nicht er?« Er stöhnte leise. » Irana ist zu früh gestorben. Ein Sohn allein ist zu wenig für eine Familie von Drachenjägern.«
    Jikesch zupfte an seiner Mütze. Die Glöckchen klingelten, und er hielt das eine Glöckchen in der Hand, das einen anderen Klang hatte als die anderen, wie eine Fliege, die er mit einer schnellen Bewegung eingefangen hatte. Einen einzigen Rat hatte er für den König, doch den würde er nie aussprechen können – er hatte es schon so oft versucht, aber seine Zunge war wie gelähmt, sobald er von Chamija reden wollte. Er konnte nur ein paar Hinweise geben und hoffen, dass Pivellius sie verstand.
    » Die Sonne scheint hell«, sagte er, » und verbrennt die Länder des Südens wie die des Nordens.« Eine Anspielung auf Chamijas blondes Haar. Nein, das war nicht genug. Der König würde nicht begreifen, was er ihm sagen wollte. » Die Sonne des Nordens«, fing er an, » entfacht ein Feuer, das niemand löschen kann.«
    Der König nickte, er lächelte schwermütig. » Das befürchte ich auch«, murmelte er, » einen Brand, der sich nicht mehr eindämmen lassen wird. Wir werden zusehen und die Reste einsammeln, und wenn Schenn groß ist unter den Königreichen zwischen Meer und Fluss, werden wir stolz auf den Trümmern hocken.«
    Später schlüpfte Jikesch in seine kleine Kammer und erneuerte seine Gesichtsbemalung. Vielleicht konnte er Mora doch noch dazu überreden, ihm die magische Schminke anzurühren. Er hasste die schmutzigen Handschuhe und das verschmierte Gesicht, als hätte er sich in Dreck gewälzt.
    Denk nicht an Alasan. Denk nicht an die Frau deines Vaters und an seinen Kummer … denk an nichts …
    Zögernd hockte er vor der Kiste, die zu den Geheimgängen führte. Seit Nivals Tod, seit

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