Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
er alle verräterischen Gegenstände entfernt hatte, war er nicht mehr dort gewesen. Diesen Teil seines Lebens hatte er abgelegt … aber die Geheimgänge führten auch in andere Bereiche des Schlosses. Linnia war nicht die Erste gewesen, die einen Zugang zu den Gemächern der königlichen Familie gefunden hatte.
    Er musste es wissen.
    Eine Weile hielt er die Mütze in der Hand und überlegte, ob er sie ablegen sollte. Er konnte sich auch mit ihr lautlos bewegen, aber sobald er irgendwo anstieß, war ein leises Klingeln unvermeidlich. Doch wenn er sie hierließ und jemand ihn erwischte? Mit seinem hellblonden Haar erinnerte er zu sehr an Nival. Schließlich umfasste er ein Glöckchen nach dem anderen und riss sie mit einem Ruck ab. Die Schelle, die Chamija angenäht hatte, fühlte sich nicht anders an, jedenfalls nicht für ihn, der keine Magie spüren konnte. Würde er irgendetwas beschädigen, wenn er sie abriss – irgendetwas in ihm selbst? Mora hatte davon gesprochen, dass die Zauberin den Bann in seine Seele genäht hatte … Doch nach dem, was heute in der Stadt geschehen war, fürchtete er nicht mehr um seine Seele. Barradas war auch mit halben Seelen zufrieden, hoffte er, als er auch dieses Glöckchen mit einem heftigen Ruck von der Mütze trennte.
    Er horchte. Wartete – auf irgendetwas, auf einen Schmerz, auf ein neues Gefühl. Nichts.
    Schließlich setzte er sich die Mütze auf den Kopf, versteckte seine blonden Strähnen sorgfältig unter dem Stoff und stieg in die Kiste. Still wie ein Schatten bewegte er sich durch die schmalen Tunnel, tastete sich über unverhoffte Treppen und stieg über gähnende Schächte. Blickte durch Spalten und Türen in fremde Zimmer und fremde Leben und stand schließlich mit klopfendem Herzen hinter einem Wandteppich. Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft, schwer und süßlich und dabei ganz anders als das Kraut, das manche in den dunklen Vierteln Lanhannats zu rauchen pflegten.
    Chamijas Tee.
    Jikesch spähte durch die Ritze zwischen Wand und Behang. Am Schreibtisch des Prinzen saß niemand. War da nicht ein leises Flüstern, ein Tuscheln, ein Kichern?
    Linnia und der Prinz in ihren Armen … Oh Barradas, wann werde ich das je vergessen können? Wie werde ich jemals wieder leben können? Er hatte gedacht, er hätte dieses Mädchen endgültig losgelassen, aber es war schwerer als erwartet. Während der Hass auf Arian die Liebe überwucherte, sie wie ein dunkles Schattengewächs erstickte, wurde die Verzweiflung in seinem Herzen immer finsterer und bitterer, ein übler Geschmack auf der Zunge, pelzig und nachtartig.
    Dies ist der Mann, den sie will. Bitte schön. Wer sich mit Abschaum einlässt, wird ernten, was er verdient hat.
    Das Kichern verstummte. Stille.
    Jikesch steckte den Kopf hindurch, bis er im Halbdunkel eine Bewegung erkannte.
    » Komm her, wenn du dich traust«, sagte Chamija.
    Er hätte sich lieber zurückgezogen und hasste sich für seine Neugier, als er in das Gemach des Prinzen trat. Die Tijoanerin saß auf der Bettkante, nur mit einem seidenen Morgenmantel bekleidet, der in der Düsternis silbrig glänzte. Von Arian war nichts zu sehen; Jikesch vermutete ihn in dem Haufen von Decken und Kissen hinter ihr.
    » Nun, mein kleiner Spion? Zufrieden?«
    » Das ist nicht recht«, stieß Jikesch hervor, während der bittere Geschmack in seinem Mund sich verstärkte. » Er liebt Linnia.«
    » Der hübsche junge Prinz liebt nur sich selbst«, sagte Chamija. Ihr Lächeln schimmerte heller als die Seide. » Er wird seine Träume von Linnia vergessen, wenn ich es will.«
    » Ihr habt ihn verzaubert«, klagte Jikesch.
    » Nicht sehr. Die Tees sind schwach. Nur ganz schwache Magie kann die Abwehrzauber in diesem Schloss umgehen. Wusstest du das, kleiner Narr? Dieses Schloss ist übervoll mit Magie, wie ein Bottich, bis zum Rand gefüllt, es fließt über. Schutzzauber und Bewahrungszauber und Abwehr, so viel, dass sich jeder Magier die Zähne daran ausbeißen könnte. Die vergangenen Jahrhunderte über haben die Zauberer sich viel ausgedacht, um die Königsfamilie vor Drachen und fremden Magiern zu schützen. Was glaubst du denn, warum ich mir nicht einfach nehme, was ich will? Warum Scharech-Par sich hier umgesehen hat, als würde er auf Eierschalen gehen? Ein kleiner Zauber ist möglich – hier eine Tür öffnen, dort eine schließen, ein paar Träume in die Vorhänge weben und die Fenster mit Blindheit schlagen –, aber um das Schloss und den Thron im Sturm zu

Weitere Kostenlose Bücher