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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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ich.«
    Linn zögerte. Sie wusste nicht so recht, wie sie auf dieses Geständnis reagieren sollte. Wozu brauchte Scharech-Par, der größte Zauberer von allen, eine Zauberin wie sie, wenn er Chamija hatte? Warum rief er eine junge Drachenjägerin zu sich, obwohl sie so gut wie gar nichts konnte?
    » Bisher ist es mir gelungen, sein Misstrauen zu beschwichtigen. Aber er fängt an vorzusorgen. Verstehst du, er will dich unbedingt in Tijoa haben. Ich kann dir nur raten: Was er dir auch anbietet, du musst ablehnen. Ich wundere mich, dass du ihm überhaupt bis jetzt widerstehen konntest.« Sie seufzte. » Du weißt längst, dass es die Maske ist, oder? Dass er sie hiergelassen hat, als er in der Schatzkammer war, im Vertrauen darauf, dass du sie bekommst?«
    » Ja«, sagte Linn. » Ich weiß.«
    » Aber du legst sie trotzdem nicht ab«, stellte Chamija fest.
    Unwillkürlich berührte Linn die grünen Schuppen auf ihrer Haut. » Sie gehört mir! Ich werde sie nicht weggeben.«
    Die blonde Zauberin nickte. » Ja«, sagte sie, » jetzt spielt es keine Rolle mehr. Sie ist bereits ein Teil von dir. Sie einmal zu tragen hätte genügt. Wie Gift, das du getrunken hast, wie der Stich eines gefährlichen Insektes … der Zauber ist längst bei dir angekommen. Trotzdem wirkt er nicht, wie er sollte, was mich sehr erstaunt.«
    » Vielleicht ist Scharech-Par gar nicht so mächtig, wie er glaubt«, vermutete Linn.
    Chamija schnaubte unwillig. » Oh doch, das ist er. Was dich auch hier in Lanhannat festhält und dich immer wieder zurückbringt, muss sehr stark sein. Du bist sehr stark. Du darfst nicht zu ihm gehen. Denn was er für diese Welt plant … wir müssen es verhindern, verstehst du? Niemand kann wollen, dass es so wird wie damals. Wohin sollen die Menschen fliehen, wenn die Drachen erneut herrschen? Wenn das ganze Jahr über Drachenmond ist und niemals Laranstag … was dann?«
    » Ich gehe nicht nach Tijoa«, sagte Linn entschieden. » Mach dir keine Sorgen. Ich trage diese Maske nur noch, weil sie mir gefällt.«
    Die Prinzessin zeigte nach oben. » Es ist so weit. Wenn Scharech-Par nicht dein Schicksal ist – der da könnte es sein.«
    Über ihnen, mitten in den Wolken, wurden die Umrisse eines Drachen sichtbar. Er war rot, glutrot. Linns Herz begann schneller zu schlagen.
    » Das Schicksal meines Vaters hat er entschieden«, sagte sie, » aber meins ganz gewiss nicht. Heute beende ich diesen Spuk.«

24

    Chamija hatte sich in dem Streifen Nadelbäume verborgen, der sich über die Hänge zog. Linn ließ Tani bei ihr und trat allein auf den grasbewachsenen Hügel hinaus.
    » Jetzt gilt es«, sagte sie. Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. » Komm, wenn du dich traust. Komm, Gah Ran! Jetzt ist der Tag da!«
    Dann zog sie die Kette von ihrem Hals und warf sie mit Schwung von sich.
    Der Drache stürzte aus den Wolken, rot wie die untergehende Sonne, ein Drache wie ein Rubin. Linn starrte ihm entgegen und umklammerte die Dornlanze. Die Welt um sie herum hörte auf zu existieren. Es gab nur sie beide, sie und den Drachen.
    Doch anders, als sie erwartet hatte, warf er sich nicht wie ein tollwütiges Tier auf sie. Flügelschlagend schwebte er über der Wiese.
    » Nimm die Kette!«, schrie er. » Nimm sie wieder an dich, schnell!«
    Das Gras wogte unter dem Luftzug, den seine Schwingen verursachten. » Beeil dich!«
    Linn umfasste die Lanze fester und machte einige Schritte auf ihn zu. » Diese verdammte Kette«, sagte sie. » Glaubst du, ich wende dir ihretwegen den Rücken zu? Sie beschützt mich vor gar nichts. Es hat lange gedauert, bis ich das herausgefunden habe. Warum soll ich sie tragen? Weil sie meine Sinne dämpft? Weil sie mich lähmt? Weil sie mich daran hindert, mich dir entgegenzustellen?«
    Wieder hatte sich die Welt verändert. Seine Schuppen waren so strahlend, dass es kaum auszuhalten war. Er glühte wie in einem alles verzehrenden Feuer, um ihn herum tanzten Funken. Seine Augen waren wie Schächte, in die man hineinstürzen konnte, wenn man zu lange hinsah. Ihr schwindelte, sie stützte sich auf die Dornlanze wie auf einen Wanderstab.
    » Komm herunter! Bringen wir es zu Ende!«
    » Sie ist da, hinter dir!«, rief er. » Dreh dich um! Nimm die Kette, oder alles ist verloren!«
    Ein gewaltiger Schwall Feuer schoss aus seinem Rachen. Linn duckte sich unwillkürlich, obwohl sie mittlerweile wusste, dass ihr Schutz nicht in der Kette begründet lag. Dabei blickte sie schräg über die

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