Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
beharrte Arian. » Den Mörder des Königs? Würdest du das denn tun, den Mörder deines Vaters verschonen? Das ist das Letzte, was ich für Pivellius tun kann. Er war nie besonders stolz auf mich, aber wenigstens in dieser Hinsicht werde ich ihn nicht enttäuschen. Das kannst du mir nicht verwehren.«
» Mögen die Götter dich verfluchen! Du musst, wenn ich es dir befehle!« Linn hob das Schwert.
Abwehrend trat er einen Schritt zurück. » Nein! Was kümmert mich der Fluch der Götter? Morgen kommt Scharech-Par. So oder so habe ich alles verloren. Es sei denn …«
» Was?«, schrie sie. » Was willst du?«
» Wenn dir wirklich so viel daran liegt, an diesem Stück Abschaum … Er wird sich sowieso nie wieder erholen, sein Tod ist unvermeidlich. Tatsächlich behagt mir der Gedanke ganz und gar nicht, dass seine Seele in meinem Schloss freigelassen wird. Ich könnte ihn zu dir bringen, damit er hier seinen letzten Atemzug tut … für die Kette.«
» Was?«
» Du kannst Jikesch haben. Ich verkaufe ihn dir. Aber nur für die Kette, die Chamija braucht, um mir zu helfen. Du bist als die Siegerin des Spiels verpflichtet, mir das Leben zu retten, das weißt du doch? Damit würdest du deiner Verantwortung gerecht. Ich werde etwas in der Hand haben gegen meinen Gegner, und du kannst beruhigt von dannen ziehen.«
Ihre Finger schlossen sich um den großen roten Stein. » Dafür ist mein Vater gestorben«, flüsterte sie atemlos, heiser vom Schreien, von den Tränen, die sie noch nicht weinen durfte.
» Ich weiß nicht, wie lange du noch verhandeln willst«, meinte Arian. » Hältst du es für klug, dich hier mit mir zu streiten? Ich kann nicht genau sagen, wie lange der Narr durchhält. Viel ist er ehrlich gesagt nicht mehr wert. Er ist erstaunlich zäh, aber man muss auch den Blutverlust berücksichtigen. Vom Auspeitschen, weißt du. Und den Durst. Vielleicht noch ein halber Tag, noch ein paar Stunden? Also, wie gesagt, viel ist nicht mehr dran an ihm, und ich fürchte, das Lachen ist ihm vergangen.
Überleg es dir. Ich würde dir gerne einige Stunden oder Tage Bedenkzeit geben, aber ich empfehle dir, dich schnell zu entscheiden. Keine Ahnung, wie viel noch von ihm übrig ist, und der Preis sinkt mit jeder Minute. Bald kannst du seine Leiche bekommen – die ist sogar ganz umsonst. Dann kannst du deine hübsche Kette behalten.«
Sie musterte Arians schönes Gesicht und wunderte sich. Nicht, dass sie ihn einmal beinahe geliebt hatte, dass sie kurz davor gewesen war, ihn zu heiraten. Sondern dass sie ihn nicht hasste. Nival hatte sie gehasst für seinen Verrat und seine Lügen, für Arian dagegen hatte sie nur Verachtung übrig.
» Wenn man jemandem die Zunge herausschneidet«, sagte er, » blutet es sehr stark. Man kann verbluten oder ersticken. Das Gute daran, wenn man jemanden kopfüber aufhängt, ist, dass er sich wenigstens nicht an dem ganzen Blut verschlucken kann. Es läuft gut ab. Manchmal gerät einem vielleicht etwas in die Nase, was sicher unangenehm ist …«
War sie auch so gewesen, in ihrem Zorn auf den Drachen, der ihren Vater getötet hatte? So blind vor Hass, zerfressen von Rachsucht? Sie hätte Verständnis dafür aufbringen müssen, dass man zurückschlagen wollte – hatte sie nicht jahrelang nur für ihre Rache gelebt? –, aber sie fühlte nur stummes Entsetzen.
» Hör auf«, sagte sie. » Es reicht.«
» Gut. Du hast dich also schon entschieden?«
» Ich akzeptiere deine Forderung«, hörte sie sich sagen, ihre eigene Stimme klang wie aus großer Ferne. » Ich kaufe den Narren. Bring ihn mir lebendig, dann gebe ich dir die Kette. Bring ihn mir tot, und wir werden dein verdammtes Schloss bis auf die Grundmauern niederreißen, ich und mein Drache.«
» Gut.« Arian lächelte geschmeidig. » Wie viel Glück er uns doch bringt, nicht wahr, dieser Narr. Mein Vater hat recht gehabt. Der kleine Kerl ist das Glück des ganzen Königreichs.«
30
Arian kam nicht einmal selbst. Stattdessen kam Chamija die staubige Straße heraufgeritten, eine Staubwolke um sich her. Nur ein Pferd.
Jikesch ist tot, dachte Linn, obwohl es sich nicht denken ließ. Sie kommt, um mir zu sagen, dass ich mich zu spät entschieden habe …
Zu spät. Auch das ließ sich eigentlich nicht denken.
Erst als sie dicht herangekommen war, erkannte Linn, was die Zauberin mit sich führte. Kein zweites Pferd, sondern etwas, das sie hinter sich herschleifte, an einem Seil, das an den Sattel gebunden war.
Ein Netz. Und in
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