Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
davonmacht? Solange er keinem unsere Namen und unser Ziel verraten kann, soll mir das recht sein.«
» Du lügst«, sagte sie. » Tu nicht so, als wärst du jemand anders, als du bist. Du hast ihm bitteren Brei zu essen gegeben, aber an jenem Tag, als ich kam, war das Gericht süß und mehr als genießbar. Du hast seine Zellentür geöffnet, als ich es nicht konnte, damit er die Möglichkeit hatte zu entkommen. Natürlich wirst du ihnen sagen, dass noch jemand hier umherirrt.«
Er seufzte und sprach den Floßführer an, der jedoch nur mit einem grimmigen Blick antwortete.
» Mehr kannst du nicht tun?«
» Nicht jetzt. Ich werde es später noch mal versuchen.«
Das Floß kam nur langsam vorwärts. Die Dämmerung kroch heran, die vertrauten Tümpellichter glühten auf. Schließlich schob sich ein dunkles Gebäude in ihr Blickfeld – ein rundes, auf Stelzen gebautes Haus, das mit Flechten und Blättern bedeckt war. An einer Strickleiter stiegen sie hinauf, zunächst auf den balkonartigen Vorbau, der rundherum verlief, und nachdem ihr Retter sich einen Wortwechsel mit jemandem drinnen geliefert hatte, wurde ihnen die Tür geöffnet.
Die Frau, die vor ihnen stand, musterte die beiden eindringlich. Klein, wie sie war, mit den großen, dunklen Augen, erinnerte sie Linn an Mora. Missbilligend betrachtete sie die Schlammabdrücke der bloßen Füße. Ein Bad wäre Linn höchst willkommen gewesen, aber zu ihrer Rettung gehörte nicht, dass sie mit Luxus wie heißem Wasser oder einem üppigen Mahl versorgt worden wären. Die Hütte war innen mit geflochtenen Binsenmatten unterteilt. Sie und Nival wurden in eine kleine Kammer geführt, wo jemand saß, den sie kannten.
» Arian!«
Er hatte die kleine Schüssel Wasser, die ihnen zur Verfügung stand, bereits schlammbraun eingefärbt. Schuldbewusst grinste er sie an. » Also haben sie euch doch gefunden. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich verständlich genug gemacht hatte.«
» Du bist einfach abgehauen!«, fuhr Linn ihn an.
» Das bin ich nicht«, widersprach er vehement. » Dein Verlobter hält sich für einen großartigen Moorführer, dabei hat er uns zu den tückischsten Stellen gebracht. Ich fand euren Weg falsch und wollte einen anderen suchen, und dabei bin ich auf diese Leute gestoßen. Freundlich sind sie ja nicht gerade. Mit Händen und Füßen habe ich versucht, ihnen zu erklären, dass ihr noch da draußen seid!«
» Er ist erstaunlich«, sagte Nival. » Erst verrät er uns, und dann tut er so, als ob er sein letztes Hemd dafür gegeben hätte, uns zu retten.«
Arian schnaufte wütend. » Ich wollte euch nicht im Stich lassen. Ich weiß, was ich dem Hohen Spiel schuldig bin. Glaubst du, ich riskiere es, so zu enden wie die Leute in den Geschichten?«
» Ach, Ihr glaubt an Geschichten?«, höhnte Nival.
Linn fand, dass es an der Zeit war einzugreifen. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, der die beiden sofort zum Verstummen brachte. » Schluss! Ich werde versuchen, ihnen eine weitere Schüssel Wasser abzuschwatzen. Euer Gezänke im Hintergrund bringt mich dabei nur durcheinander.«
» Überlass das mir«, sagte Nival, schob die Matte beiseite, mit denen die Kammer verschlossen war, und sprach mit den Sumpfleuten.
» Er versteht ihre Sprache? Was kann er denn noch alles?« Arian musterte Nival, als dieser sich zu ihnen umdrehte, eine schwere Wasserschüssel in beiden Händen. » Ich kenne dich«, sagte er langsam. » Es liegt mir auf der Zunge … Ich habe dich im Schloss gesehen. Du bist einer der Schreiber! Natürlich, deshalb ist mir auch dein Name so bekannt vorgekommen. Nival. Ohne die Maske hätte ich dich sofort erkannt. Warst du nicht verunglückt?«
Das Wasser schwappte über den Rand. Hastig sprang Linn hinzu und half Nival, die Schüssel abzustellen. Ihre Blicke begegneten sich. In den grauen Augen lag wütender Hass.
Warnend schüttelte sie den Kopf.
Triumphierend wandte Arian sich an Linn. » Ich habe dir doch gleich gesagt, er ist nicht dein Verlobter aus Nelcken. Was wolltet ihr mir eigentlich weismachen? Was läuft hier? Was hast du mit einem Schreibergesellen meines Vaters zu schaffen?«
Linn tauchte den Finger ins Wasser. » Es riecht süß. Keine fauligen Zusätze.«
» Was bin ich froh«, seufzte Nival.
» Froh? Wir sind hier gefangen. Du hast dein Messer abgegeben, das war nicht besonders schlau.«
» Hätte ich gegen unsere Retter kämpfen sollen? Wir sind am Leben. Wir hatten nichts mehr zu essen, aber sie werden uns wohl
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