Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
aufschnürte und die Vorräte in sein Mantelstück einwickelte.
Nival band seine Schuhe zusammen und schleuderte sie gezielt auf den verheißungsvollen dunkleren Abschnitt, wo sie sowohl ankamen als auch liegenblieben. Alle drei beobachteten die Stelle sorgsam.
Auf dieselbe Weise beförderte er auch sein Vorratsbündel nach drüben.
» Es ist unklug, alles rüberzuwerfen, bevor wir wissen, ob man sicher dort ankommt. Ich werfe meine Sachen erst, wenn ihr drüben seid«, sagte Arian. » Falls ich danebentreffe, kommt ihr heran, bevor sie versinken.«
» Schade, dass wir kein Seil haben, mit dem ihr mich absichern könntet.« Vorsichtig ließ Nival sich ins Wasser hinein. Nichts zog ihn nach unten. Er kam zwar nur langsam vorwärts, aber es war ihm möglich zu schwimmen. » Jede Menge Pflanzen, die man von außen nicht sieht. Man muss aufpassen, dass sie sich einem nicht um die Beine wickeln. Gleich bin ich drüben.«
Linns Herz klopfte schneller, während sie ihn beobachtete, bis er auf der anderen Seite die Böschung hochkletterte, aber es stockte, als sie selbst an der Reihe war.
» Nach dir«, sagte Prinz Arian.
Linn ließ sich in die warme Brühe hinunter – ein unangenehmeres Bad hatte sie nie genommen. Mit ein paar kräftigen Schwimmzügen wollte sie die Strecke hinter sich bringen, aber Nivals Warnung war nicht umsonst gewesen – die vielen Schlingpflanzen zwangen sie zur Vorsicht. Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich Nivals Hand ergriff. Er zog sie hoch, und triefend kletterte sie aus dem Wasser.
Sie blickte sich um.
» Wo ist Arian?«
Er stand nicht mehr am Ufer, das sie gerade verlassen hatte, und schwamm ihr auch nicht nach.
» Vielleicht ist er untergegangen. Wir müssen ihn suchen!«
» Der ist nicht untergegangen«, sagte Nival. » Bevor er ins Wasser gestiegen wäre, hätte er uns sein Bündel zuwerfen müssen.«
Linn konnte es nicht fassen, dass der Prinz sie so unvermittelt im Stich gelassen haben sollte.
» Arian!«, rief sie halblaut. Doch nur das Gurgeln und Platschen des Sumpfes antwortete ihr.
» Verdammt, er hat die Hälfte des Wassers«, sagte Nival. » Und die Hälfte der Vorräte.«
Zwei weitere Tage kämpften sie sich vorwärts. Sie redeten kaum, da Linn hinter Nival herstapfte und zu sehr auf ihre Füße achten musste, um sich eine Ablenkung zu erlauben. Der Sumpf nahm kein Ende; sie fragte sich schon, ob sie nicht im Kreis liefen. Immer wieder kamen sie an Stellen, an denen es nicht weiterging und sie schwimmen mussten.
» Dieses Mal müssen wir unsere Sachen irgendwie mittragen«, meinte Nival. » Das Ufer ist zu weit entfernt. Jedenfalls kann ich es nicht sehen.«
» Falls dahinten überhaupt ein Ufer ist.« Die nebligen Dämpfe versperrten ihnen wieder einmal die Sicht, sie waren so dicht, dass sie jegliche Orientierung unmöglich machten. » Hoffen wir, dass wir eins finden.«
Die beiden blieben dicht beieinander. Nival hatte aus einigen Binsen ein kleines Floß für ihr Bündel gebaut, das er nun vor sich herschob. Viel besaßen sie nicht mehr; von Tag zu Tag wurde ihr Gepäck leichter.
» Es kribbelt so komisch«, sagte Linn. » Das sind hoffentlich keine Tiere.«
» Nein«, meinte er, » das …«
Eine gewaltige Eruption unterbrach ihn. Eine Schlammfontäne schoss dicht neben ihnen in die Höhe, und eine dicke, zähe Brühe schwappte über Linns Kopf. Sie versuchte, an die Oberfläche zurückzuschwimmen, aber auf einmal wusste sie nicht mehr, wo oben und wo unten war. Ein Sog erfasste sie, zog sie immer tiefer hinab, als würde etwas sie einsaugen. Sie strampelte, während eine weitere Welle über sie hinwegging, und einen schrecklichen Moment lang wurde ihr bewusst, dass sie sterben könnte. Hier und heute, in einem Schlammtümpel, fern ihrer Heimat. Dann schloss sich eine Hand um ihre, und sie hielt ihrerseits fest, so gut sie konnte. Jemand zog sie hoch, aus dem Morast hinaus, und sie durchbrach die Oberfläche. Ihre Beine suchten nach Halt, fanden jedoch keinen, bis ihre Knie gegen eine Kante stießen. Keuchend und noch blind vom Schlamm in ihren Augen kroch sie über das Hindernis. Sie schnappte nach Luft, krümmte sich hustend – und wurde gewahr, dass ihre Beine dicke, rundliche Stangen berührten.
Schließlich wischte sie sich den Dreck aus dem Gesicht.
Nival kniete neben ihr auf einer Oberfläche aus grünen Stangen und würgte.
Sie hob den Kopf und begegnete dem Blick eines Fremden.
Er sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand
Weitere Kostenlose Bücher