Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Soll das ein Scherz sein?«
» Kein Scherz. Eine Rebellion gegen den neuen König. Ein Tijoaner auf unserem Thron? Das klingt für mich nach einem schlechten Scherz. Wir werden uns formieren und zurückschlagen.«
» Wie viele seid ihr denn?«, fragte einer.
Darauf wollte Rinek nicht antworten, um sich nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, deshalb sagte er: » Genug, um Scharech-Par wünschen zu lassen, er hätte nie auch nur einen Fuß nach Lanhannat gesetzt. Flüsterwespen sind zwar klein, aber sie können ein Pferd wahnsinnig machen. Das sind wir – die Flüsterwespen von Lanhannat.«
» Aha«, sagte einer der Soldaten mitleidig. » Die Flüsterwespen.«
» Geh zur Seite, Sion.«
Sein Wurzelfuß breitete sich aus und sammelte Kraft. Er sprang aus dem Stand ab, mit dem Kopf voran, die Arme nach vorne gestreckt, und riss alle drei zu Boden. Sein gelenkiger Fuß bemächtigte sich des Knüppels, doch er schlug nicht zu, sondern stand auf und blickte auf sie hinunter.
» Alles klar?«
Verwirrt rappelten sich die Soldaten auf. Einer wollte zornig auf Rinek losgehen, doch die anderen beiden hielten ihren Kameraden fest.
» Du kämpfst also für den König? Für den wahren Erben, der aus Schenn kommen wird, kommen muss?«
» Das tue ich«, sagte Rinek, der ihnen noch nicht verraten wollte, dass Pivellius am Leben war. Männern, die sich vor Geistern fürchteten, würde die Stimme eines Toten eher Angst einjagen, als sie anzuspornen. Wenn sie alle zusammenhielten, war es fast gleich, wen sie am Ende auf den Thron setzten – falls der König sein Unsichtbarkeitsproblem nicht in den Griff bekam, würde es jemand anders sein müssen. » Was wisst ihr über den Verbleib der Fürsten?«
Sie zuckten die Achseln. » Sind sie nicht alle tot?«
» Schließt ihr euch den Rebellen an? Gebt ihr mir euer Soldatenehrenwort?«
» Gegen Scharech-Par? Immer.«
Das musste ihm genügen.
» Gut. Und nun begleitet mich zu den Gefangenen. Wer weiß, wie viele wir heute Abend sind.«
In den ersten Zellen fanden sie ein paar schwache, zerlumpte Gestalten, die nur mühsam auf die Beine kamen. Rinek hielt den Soldaten eine Predigt, weil sie seit Tagen hier unten waren, ohne sich um die Eingesperrten zu kümmern, und riet den Befreiten, bei offener Tür zu warten, bis sie mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgt werden konnten. Dasselbe wiederholte sich Zelle für Zelle – mit Männern in diesem Zustand konnte man nicht kämpfen und brauchte sich erst einmal auch nicht gegen sie zu verteidigen. Aus der nächsten Zelle stürmte ihm schreiend eine Frau entgegen, wild wie ein Blätterdachs. Sie war noch gut bei Kräften, lange konnte sie hier unten nicht geschmachtet haben, oder sie war besser versorgt worden als die männlichen Gefangenen.
» Sperrt mich gleich wieder ein!«, rief sie. » Glaubt ihr, ich unterstelle mich dem Feind? Soll sie sich ihre eigene Garde zusammensuchen, aber ich werde nie …«
» Mit Verlaub, meine Dame«, sagte Rinek, » aber hier liegt ein Missverständnis vor.«
» Das ist ja Ritterin Gunya!« Einer der Soldaten hob überrascht die Brauen. » Von der Drachengarde! Was macht Ihr denn hier?«
» Was wohl? Ich sitze hier und warte auf mein Ende!«, schrie sie ihn an. » Schickt Chamija euch, um mich zum Galgen zu bringen?«
» Das ist eine Rebellion«, erklärte der zweite Soldat, bevor Rinek es tun konnte. » Gegen Scharech-Par.«
» Scharech-Par?«, fragte Gunya. » Was ist mit Chamija? Wo ist Prinz Arian? Er hat uns verhaften lassen, weil wir uns geweigert haben, ihr zu gehorchen!«
» Chamija ist tot«, sagte Rinek, » der Prinz wurde schon lange nicht mehr gesehen, und Scharech-Par regiert über die Stadt. Dort draußen liegt alles in Trümmern, und …«
» Wir sind wie Flüsterwespen, wir werden die Tijoaner in den Wahnsinn treiben«, unterbrach der Dritte.
Rinek lächelte. Genau da hatte er sie haben wollen.
» Sind noch mehr von der Garde hier?«, fragte er.
» Alle, die noch am Leben waren«, meinte Gunya. » Nicht mehr viele. Man hat Okanion mit mir zusammen nach unten geschleppt.« Sie drehte sich in die dunkle Zelle um. » Kommt raus, Mädels.«
Die zottigen, zerlumpten Frauen, die in das Licht der Fackel stolperten, waren wohl kaum ebenfalls Ritterinnen gewesen, dazu waren manche von ihnen zu alt und andere wiederum zu jung. Rinek vermutete, dass man Gunya zu den Verbrecherinnen gesteckt hatte.
» Sion?«, fragte er. » Begleitest du sie an den See?«
Sie nickte, nur ein
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