Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
König fiel es hörbar schwer, die Verbrecher in der Riege der Rebellen zu akzeptieren – er zog sich zurück, wann immer es ging, und man hörte ihn schnaufend und schimpfend durch die Gänge des Labyrinths geistern. Rinek hoffte nur, dass er nicht stürzte und irgendwo verletzt liegen blieb.
» Wir sind bald so weit«, verkündete Gunya, die besonders eifrig mitgewirkt hatte, von einer fast unheilvollen Rachsucht besessen. » Der Wachmann unten am Portal zum Keller gehört zu uns.« Sie grinste. » Scharech-Par hat alle wichtigen Türen mit seinen eigenen Leuten besetzt, aber dass es hier unten etwas Bedeutendes geben könnte, davon hat er keine Ahnung. Ich habe mit allen gesprochen, sie sind bereit für den Zauber. Wenn wir es diesen Zauberern nur zeigen können, indem wir zu denselben Mitteln greifen, soll uns das recht sein. Welche Arten von Magie habt Ihr für uns, Herr Rinek?«
» Für all das, was mir vorschwebt, bräuchte ich eine Armee von Zauberern«, seufzte er.
» Wenn wir vorher schon eigene Zauberer gehabt hätten, wäre das alles gar nicht passiert«, warf Nezky ein, einer der befreiten Fürsten. Er zählte zu den wenigen, die offen darüber zu sprechen wagten, wie nützlich Zauberei war, selbst in der Gegenwart des Königs. Das Rebellenleben unter der Erde hatte viele Menschen innerlich aufgewühlt, die alten Regeln galten nicht mehr, und während manche sich verzweifelt an die Traditionen und das Gewohnte klammerten, streiften andere die Fesseln ab und zeigten ihr wahres Gesicht.
» Es war ein Fehler, die Magier hier bei uns auszurotten, während sie in Tijoa immer stärker wurden«, sprach Nezky weiter, ermutigt von einigen, die zustimmend nickten. » Nun brauchen wir jeden, der auch nur ein wenig schwaches Talent zeigt, um gegen den mächtigsten Zauberer überhaupt antreten zu können.«
» Machen wir jetzt das Beste draus«, sagte Rinek, bevor sich eine Diskussion über die Fehler der Vergangenheit entspinnen konnte.
Wenig später nahm ihn der Fürst beiseite. » Ich hoffe, es war vorhin nicht zu deutlich, dass ich auf der Seite der Zauberer stehe. Der König könnte schlecht über mich denken.« Er blickte sich hektisch um. » Er ist nicht hier, oder?«
» Ich glaube nicht. Ich sollte diesen Beratungsraum gegen das Eindringen unsichtbarer Spione absichern. Wisst Ihr vielleicht, wie das geht?«
» Ich?«, japste Nezky.
» Habt Ihr magisches Talent?«
Der Mann seufzte. » Merkt man das? Ich konnte mich vorhin einfach nicht zurückhalten.«
» Also seid Ihr auch ein Zauberer«, stellte Rinek zufrieden fest. » Das ist gut. Ich brauche Unterstützung dabei, die Leute auszurüsten. Ich bin ein Anfänger, vergesst das nicht, und mein Talent ist nicht besonders ausgeprägt. Ihr werdet mir helfen müssen.«
Nezky verzog das Gesicht. » Ich weiß nicht … Ich habe nie die Grenzen meiner Gabe erprobt.«
» Dann tut Ihr es eben jetzt.«
» Der König darf nichts davon erfahren! Jetzt duldet er alles, weil ihm nichts anderes übrigbleibt, aber was wird später sein?«
» Er wird doch gewiss nicht vergessen, wer ihm zum Sieg verholfen hat?«
Der Fürst zuckte mit den Achseln. » Weiß man es? Der König ist der König.«
Rinek verbot sich, darüber nachzugrübeln, was das für sein eigenes Schicksal bedeuten mochte. » Gut. Dann helft Ihr mir eben heimlich, so gut es geht. Ihr seid für die Verzauberung von Gegenständen zuständig, ich kümmere mich um die Menschen.«
Nezky nickte zaghaft. » Viele Zauber kenne ich nicht.«
» Ich habe eine gute Beraterin.« Rinek wusste, wie Agga reagieren würde, wenn er noch mehr Zeit mit Sion verbrachte, aber daran führte kein Weg vorbei.
» Ein paar weitere Zauberer wären mir lieber.«
Einen kurzen Moment lang dachte Rinek an Moras Küche. An Agga, die backte, und den König, der würzte. Caness. Sollte er Nezky mitteilen, dass auch Pivellius magisches Talent besaß? Oder würde das den König am Ende dermaßen in Wut versetzen, dass er versuchte, alle Mitwisser zu beseitigen?
Rinek beschloss, dieses kleine Geheimnis lieber für sich zu behalten. » Legen wir los«, sagte er. » Zeigen wir Scharech-Par, dass er nicht der einzige Zauberer hier ist.«
18
Das verwaschene Licht über dem Sumpf deutete darauf hin, dass die Mittagszeit nicht weit war. Einen Moment lang lag Linn träge da und fragte sich, was das Rauschen, das sie geweckt hatte, zu bedeuten hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie darauf kam, dass es zu gewaltigen Flügeln gehören
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