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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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spät?«, fragte Rinek betroffen, da der König sich nicht rührte, und streckte die Hände aus, um nach dem Puls zu fühlen.
    Sobald er den Hals des Mannes berührte, stieß Pivellius einen gellenden Schrei aus, riss die Augen auf und packte ihn.
    » Beruhigt Euch, Majestät«, sagte Rinek und versuchte, die Finger des Königs von seinem Ärmel zu lösen. Dann wurde ihm bewusst, dass für den alten Mann immer noch völlige Dunkelheit herrschte. Eingeschlossen in seinem engen Gefängnis, hatte er fürchterliche Stunden hinter sich, und dass nun plötzlich Hände nach seinem Hals griffen, musste ihn einfach in Panik versetzen.
    » Beruhigt Euch, auf der Stelle!«, fuhr er ihn an. » Seid still und hört mir zu!«
    » Wo bin ich?«, krächzte der König. Er hob die Hände über sich, als erwartete er, den Sargdeckel dort zu finden, und setzte sich vorsichtig auf.
    » Ihr seid gestorben. Erinnert Ihr Euch nicht? Ich bin ein Abgesandter der Götter. Ihr müsst jedem meiner Worte Folge leisten, dann wird alles gut. Zuerst einmal: Haltet ganz still! Ich werde gleich Eure Augen berühren, danach könnt Ihr sehen.«
    Er holte das zweite Tütchen Nachtglanz aus der Tasche und streute es über den König.
    » Wir sind in der Gruft! Ich bin also wirklich tot?«
    » So ist es.« Im Augenblick war es besser, Pivellius das glauben zu lassen, damit er ihm keine Schwierigkeiten machte.
    » Wo seid Ihr? Ich kann Euch nicht sehen.«
    » Das haben wir gleich.« Rinek opferte die nächste Portion Unsichtbarkeitspulver nur ungern, aber anders würde er den König nicht hier rausschaffen können. Im Gegensatz zu Nival kannte er den Weg durch das Labyrinth nicht und musste den öffentlichen Ausgang nehmen.
    Der König verschwand nicht, trotz des magischen Mittels, stattdessen musterte er seinen Retter. Ein gutes Zeichen; jetzt waren sie beide unsichtbar.
    » Ihr seid ein Bote der Götter?«, fragte er zweifelnd.
    » Natürlich«, sagte Rinek selbstbewusst. » Ihr wollt mir doch nicht weismachen, dass Ihr die Geschichte nicht kennt, nach der ein Mann mit einer Krücke die Seelen bis zur Himmelspforte bringt?«
    Er half Pivellius, vom Podest herunterzusteigen. Der Alte schwankte und taumelte gegen den nächsten Sarg.
    » Wenn ich tot bin, warum habe ich dann so einen unerträglichen Durst?«
    » Der Weg zu den Göttern ist qualvoll und anstrengend«, erklärte Rinek, » umso himmlischer wird Euch der Trank der Götter munden. Kommt. Ihr müsst mir folgen, und sobald wir diese Gruft verlassen haben, dürft Ihr kein einziges Wort sagen. Das ist sehr wichtig. Ihr werdet Menschen begegnen, die wie Eure Soldaten aussehen, doch glaubt mir, sie sind es nicht, sondern böse Mächte, die Euch von der Pforte zum Himmel fernhalten wollen, sobald sie auf Euch aufmerksam werden. Solange Ihr sie ignoriert, werden sie auch Euch ignorieren. Habt Ihr das verstanden?«
    » Ja«, sagte Pivellius, der ihm den Gang hinunter folgte. » Was tut mir die Hüfte weh, genau wie sonst auch! Für mich habt Ihr keine Krücke mitgebracht?«
    » Nein«, beschied ihm Rinek schroff, der immer nervöser wurde. Wenn der König nicht bald Ruhe gab, würden sie kaum ungeschoren aus dem Schloss entkommen. Normalerweise gestattete er sich nicht, seine Behinderung zu beklagen, aber heute wäre er gerne ein Mann mit zwei Beinen gewesen – dann hätte er Pivellius einfach gefesselt und geknebelt und in Moras Haus geschleppt.
    Er achtete darauf, dass sein Begleiter das zerstörte Vorhängeschloss nicht zu sehen bekam, den bewusstlosen Wachtposten im Gang dagegen konnte er nicht verbergen.
    » Was …«
    » Still«, wisperte Rinek. » Vergesst nicht, nichts davon ist real. Wir sind nicht in Eurem Schloss, sondern in einem Traum voller Täuschungen, und Ihr müsst jetzt alle Prüfungen bestehen, sonst erreichen wir die Pforte nie.«
    Pivellius nickte. Er hatte Schwierigkeiten damit vorwärtszukommen, die Gefangenschaft hatte ihn geschwächt, und die Schmerzen beim Gehen machten ihm zu schaffen. Doch er hielt sich tapfer und wahrhaft königlich. Sie durchquerten die unterirdischen Gänge, stiegen ins Schloss hinauf, wo ihnen einige hektische Soldaten entgegenrannten, die einen Eindringling vermuteten – der Wächter am oberen Portal hatte offenbar Alarm geschlagen. Dass niemand ihn bemerkte, überzeugte Pivellius wohl davon, dass er nur noch eine Seele war, denn er versuchte nicht, mit jemandem zu sprechen.
    Unbehelligt gelangten sie in den Hof, nur einmal zog Rinek den König hastig

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