Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Lanhannat heimzusuchen.
» Bleib neben mir«, sagte er zu Sion, während sich die anderen zerstreuten. Nicht einmal Aggas Seufzen hielt ihn davon ab, eine neue Idee umzusetzen.
» Fast genauso gut wie Unsichtbarkeit«, lobte die Drachenfrau.
Rinek hatte sich, in Anlehnung an den Richtungszauber, der ihn beim letzten Mal bis ins Schlafzimmer geführt hatte, einen neuen Zauber überlegt: » der Weg, auf dem niemand mich sieht«. Die neue Schuppe in seiner Hand leitete ihn zielsicher durch die Gänge, ohne dass er auf Wachen oder Dienstboten traf. Kombiniert hatte er diesen Zauber mit einem weiteren, obwohl Sion Zweifel angemeldet hatte.
» Du weißt gar nicht, ob so ein Raum überhaupt existiert. Wohin soll dich der Zauber führen, wenn nicht? Zielloser Zauber ist gefährlich. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es keine harmlosen Worte gibt? Lass uns lieber die Schatzkammer besuchen. Vielleicht haben die Mädchen etwas Interessantes übersehen.«
» Du bist kein Drache mit einem Schatz in seiner Höhle.«
» Nein, aber …«
» Pass auf.« Die Schuppe zog seine Hand nach rechts, und eilig schlüpfte er in die Nische, die sich dort befand, und zog Sion mit sich. Sie hielten den Atem an, bis der Wachtrupp, der just in diesem Moment um die Ecke bog, außer Sicht war.
» Ein Weg, auf dem niemand dich sieht, zu einem Ort, der nur in deiner Fantasie existiert«, spottete Sion. Wenn sie nicht so hinreißend gewesen wäre, hätten ihre Worte wehgetan.
Er hielt die Hand nach vorne gestreckt und wartete auf das sachte Ziehen, das ihm die Richtung vorgab.
» Nichts. Hm.« Rinek drehte sich um, und sofort setzte das Drängen des Zaubers wieder ein. » Geht es hier weiter? Durch die Wand?« Sorgfältig tastete er über die Vertäfelung.
» Da ist keine Tür.«
Das Holzpaneel schwang auf und gab den Blick in einen dunklen Gang frei. » Doch.«
» Ich warte auf: Ich hab’s ja gesagt.«
Er grinste. » Komm. Leise. Es ist dunkel, geh du am besten vor.«
Sie stiegen durch die Öffnung, die Rinek hinter sich schloss. Vorsichtig tappten sie weiter.
» Ist rechts etwas?«, wisperte er. » Meine Hand geht nach rechts.«
» Ja, hier ist eine Abzweigung. Da ist übrigens eine Schwelle.«
» Au. Ja, du hast recht.«
» Auf diese Weise können wir noch viel mehr stehlen«, freute sich Sion. » Schau mal hier durch.«
Rinek blickte durch ein kleines Loch in Augenhöhe in ein herrschaftlich eingerichtetes Zimmer. » Die Wachen finden uns nie, wenn wir diese Geheimgänge benutzen. Ein Weg, auf dem niemand uns sieht. Der Zauber funktioniert tadellos.«
» Dieser schon, aber der andere nicht.«
Nachdem sie stundenlang – so kam es ihm jedenfalls vor – durch die Gänge geschlichen waren, führte die Schuppe sie wieder zu der Nische zurück, in der sie den Gang betreten hatten.
» Der Zauber hat dir einen Weg gezeigt. Aber nicht zu dem geheimnisvollen Raum, den es gar nicht gibt.«
» Vielleicht ist er gar nicht im Schloss.« Rinek ließ sich alles noch mal durch den Kopf gehen. » Nival war davon überzeugt, dass ein Teil des Zauberkrams in Zieges Keller, der leider in die Luft geflogen ist, aus Chamijas Herstellung stammte.«
» Ziege?«
» Ist nicht so wichtig. Es geht um Folgendes: Wenn die Unsichtbarkeit so schwer zu bewerkstelligen ist, wie du glaubst, warum sollte dann ein mieser Gauner wie Ziege eine solche Macht besessen haben? Doch wenn er das Mittel von Chamija bekommen hat – wo hat sie es hergestellt?«
» Sie kann es genauso gut hergebracht haben.«
» Töpfe voller Caness -Staub und Creme? Gut, das kann in ihrem Reisebeutel Platz gefunden haben. Aber ich meine immer noch, sie muss eine Werkstatt gehabt haben. Nur wo? In der Stadt?«
» Sehen wir nach. Dafür wirst du eine weitere Schuppe opfern müssen.«
» Ich war schon lange nicht mehr richtig draußen.« Man gewöhnte sich schnell an, von einem Versteck zum anderen zu huschen. Sich zu ducken. Die Stimme zu dämpfen.
» Vorsicht.« Sion zog ihn zurück, im letzten Moment hörte er die Schritte eines Wachtrupps. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er auf das warnende Ziehen der Schuppe gar nicht geachtet hatte. » Träum nicht.«
Sie waren schon fast in der Nähe des Kellerportals angelangt, als sie in eine Reihe Tijoaner hineinplatzten.
» Verdammt«, rief Rinek, während die Ausländer unverständliche Wörter bellten. Ihre Waffen sprachen allerdings eine eindeutige Sprache.
» Verlass dich nie auf einen Zauber«, lachte Sion, die
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